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Die kleine Corsair Schachtel enthält leider weniger als erhofft, außer einem Einbaurahmen, den notwendigen Schrauben und einer winzigen Doku befindet sich nichts weiter in der Verpackung. Keine Anleitung und auch keinerlei Software, geschweige denn geeignete Stromadapter und/oder Datenkabel, das kann die Konkurrenz teilweise deutlich besser. Dies ist in doppelter Hinsicht ärgerlich, denn Corsair lässt den Anwender mit der Installation der SSD weitestgehend allein und nicht jeder wacht morgens auf und weiß alles über SSDs. Dazu addiert sich der Umstand, dass immer noch genügend Interessenten existieren, die so eine SSD auch unter Windows XP oder Windows Vista nutzen wollen und die unterstützen bekanntlich keine Trim Funktion, so dass trotz Garbage Collection gelegentlich manuell etwas nachgeholfen werden muss. Intel und Samsung sind diesbezüglich mit ihren ausgezeichneten SSD-Verwaltungs-Tools mindestens einen Schritt voraus. Wer mehr über seine künftige SSD erfahren will, muss sich durch die Corsair Homepage hangeln, die leider auch keine weiterführenden Artikel bereit hält und teilweise auch falsche Daten zur Neutron GTX anzeigt.
Das nur 7 mm dünne Aluminium Gehäuse der Neutron GTX hinterlässt einen zufriedenen Betrachter, die Verarbeitung bewegt sich auf höchstem Niveau. Die Dicke des Gehäuses spielt eine wesentliche Rolle bei der eventuellen Aufrüstung von Notebooks, nicht alle Notebooks oder Netbooks sind in der Lage, die standardisierten 2,5" SSDs mit 9mm dicken Gehäusen aufzunehmen. Es existieren einige Geräte beispielsweise von HP, Lenovo oder Dell, die lediglich 2,5" Schächte besitzen, in denen nicht mehr als 7 mm Platz ist. Also informiert euch bitte vorher, welche SSDs für eure Notebooks einbaubar wären, es existieren durchaus flachere Alternativen von Intel oder auch Samsung, die Neutron SSDs verfügen wie erwähnt über ein 7 mm Gehäuse, so dass es keinerlei Einbauprobleme geben sollte.
Welche Firmware sich auf der SSD befindet, ist an keiner Stelle vermerkt. Das bedeutet im Klartext, der Kunde weiß nicht, ob er gleich ein Firmware Update durchführen sollte oder nicht. Mittlerweile haben die Hersteller erkannt, wie wichtig die richtigen Informationen sind und auch Intel druckt auf das große Typenschild die implementierte Firmware ab, so daß wir sofort informiert sind, wie aktuell das "Gehirn" unserer SSD upgedatet ist, was ja durchaus eine entscheidende Rolle spielen kann. Wäre das nicht der Fall, weiß der Kund dies auch und muß die SSD nicht erst umständlich in ein laufendes System hängen, um solche Informationen zu eruieren. Der Hintergrund ist mehr als einleuchtend: wer verzichtet schon gern auf ein per Firmware Update nachgereichtes elementares Feature oder beseitigte Bugs und das möglichst vorder Installation des Betriebssystems? das Risiko des Datenverlustes während eines Firmware Updates ist hoch und eine erneute Installation wäre ein vermeidbarer doppelter Zeitaufwand. Ansonsten existiert kaum Kritik an der Verarbeitung, die Passgenauigkeit der Anschlußleiste ist vorbildlich. Die Anschluss-Ports liegen nicht zu eng nebeneinander, so dass auch etwas anders konzipierte SATA-Datenkabel aus dem Zubehör verwendet werden könnten.
Unsere Waage präsentiert keine Überraschungen, die Corsair Neutron GTX wiegt exakt 47 Gramm. Damit liegt die Neutron GTX im Bereich aktueller SSDs, eine OCZ Vertex 4 wiegt beispielsweise 91 Gramm, die Samsung 830 59 Gramm, Crucials m4 73 Gramm und die Intel 510 knappe 80 Gramm. Ein Einbaurahmen wird also keinesfalls vor unüberbrückbare Herausforderungen gestellt, große 3,5" Festplatten ab 1TB aufwärts wiegen dank ihrer aufwendigen Mechanik nicht selten bis zu 700 Gramm und darüber hinaus.
Wie immer an dieser Stelle unsere Kabel-Tipps: Damit ihr die SATA 6Gb/s sprich SATA3 Schnittstelle auch ausreizen könnt, sollte als primäre Basis ein entsprechendes Mainboard mit nativer SATA 6Gb/s Anbindung vorhanden sein. AMD bietet diese Schnittstelle ab Southbridge 850, Intel ermöglicht dies erst seit dem Sockel 1155. Die bisherigen separaten SATA 6Gb/s Controller z.B. von Marvell fallen im Performance Vergleich deutlich ab. Des weiteren empfehlen wir auch hochwertig geschirmte (jede der Adern einzeln abgeschirmt) und nicht zu lange (nicht über 75 cm) SATA 6Gb/s Kabel, die durchaus nicht die Welt kosten, z.B. von inLine. Um die volle Datenübertragung von SATA 6Gb/s nutzen zu können, sind diese speziellen Kabel zwar nicht nötig, aber die Abschirmung spielt eine wesentliche Rolle und minimiert Interferenzen:
Wir haben testweise ein handelsübliches SATA 6Gb/s Kabel, wie es aktuell in vielen Mainboard-Verpackungen zu finden ist und ein Kabel von InLine aufgeschnitten, um die Unterschiede in der Abschirmung deutlich zu machen. Das handelsübliche Kabel ist zwar sehr schön isoliert und gut verarbeitet worden, aber die aufwendige Abschirmung fehlt und dabei geht es nicht nur um das äußere Metallgeflecht, sondern auch um die zusätzliche innere Abschirmung über entsprechende Folien. Wenn ihr euch also darüber wundert, dass eure SSD beim nächsten Systemstart nicht mehr erkannt wird und dies immer wieder mal sporadisch auftritt, probiert so ein Kabel aus. Der Aufwand ist relativ gering, diese Kabel kosten je nach Ausführung und Länge nur um die 2 bis 6 € pro Stück.
Wenn ihr euch selbst einen Gefallen tun wollt, dann verwendet Kabel mit Sicherheitslaschen, wir haben es in vielen Praxis-Tests oft genug erlebt, das sich die Kabel ohne Sicherheitslaschen sehr oft aus den Ports heraus wackeln, dazu ist weder sonderlich viel Kraft noch ein besonderes Talent nötig, es passiert einfach und dann geht wieder die Sucherei nach der Ursache los. Wer noch mehr über die SATA 6Gb/s Spezifikation wissen möchte, kann dazu bei Sata.org das zuständige Dokument studieren.
Kommen wir jetzt zur verbauten Technik:
Die Corsair Neutron GTX verwendet als zentralen Kern ihrer Technik den Link A Media (LAMD) LM87800 Controller, eine hochwertige FR4-Platine und 8-kanalige synchrone Anbindung zu den Toshiba MLC Toggle NAND Flashspeichermodulen. Unterstützt wird das Ganze von einem ARM Dualcore Prozessor und 256MB Cache (2x 128MB Samsung DDR2 800), was keineswegs überrascht, diese Konstellation wird gerne verwendet. Der Hersteller will so wesentliche Datenelemente prefetchen also vorab schon etwas "aufbereiten", damit sie dann schneller zur Verfügung stehen, was wiederum einer gesteigerten Lese-Performance zuträglich wäre. Neu ist diese Idee aber nicht, denn es ist ja kein Geheimnis, dass schneller Cache die Such-/Lese-/Schreibzeit von Flash-Speichern deutlich verkürzen kann, wodurch eine schnellere Datenübertragung möglich wird. Dank des großen temporären Speicherplatzes reduziert sich die Häufigkeit der Dateneingabe in den Flash-Speicher, so dass die Produktlebensdauer verlängert wird.
Die Lötqualität der feuerfesten FR4-Platine charakterisieren wir als ausgezeichnet, auf der Vorderseite der Platine wurden insgesamt 8 Stück Toshiba MLC Toggle NAND Flashspeichermodule a 32GB verlötet, das ergäbe nominell eine Kapazität von 256GB. Da Link A Media aber 12,7% der Kapazität als Spare Area deklariert und somit für Wear Leveling, Garbage Collection und den Austausch defekter Datenblöcke reserviert, bleiben für den Kunden netto 240GB übrig. Nun stellt sich möglicherweise die Frage: worin unterscheidet sich die Corsair Neutron GTX von der Neutron ohne GTX außer dem andersfarbigen Aufkleber? die Frage lässt sich recht klar beantworten: die Neutron GTX verwendet synchron angesteuerte MLC Toggle NAND Flashspeichermodule, die normale Neutron eben nicht, dort kommen asynchron angesteuerte MLC ONFI NAND Flashspeichermodule von Micron zum Einsatz. Die Trim Funktion wird natürlich von allen Neutron SSDs unterstützt und für alle die sich mit dem Begriff noch etwas schwer tun, eine kleine Erklärung der Funktionsweise: ein Betriebssystem, das den Trim ATA-Befehl umsetzen kann, also Windows 7 aufwärts, meldet dem SSD Controller, dass bestimmte gelöschte Datenstrukturen frei geworden sind. Dies nimmt der SSD Controller zur Kenntnis und markiert diese Datenblöcke als ungültig. Dadurch werden diese Blöcke quasi vom permanent protokollierten Merkzettel der SSD gestrichen und in den Ruhephasen des Laufwerks gelöscht. Dies wiederum hat zur Folge, dass diese jetzt frei gewordenen Datenblöcke sozusagen frisch renoviert wieder vom System möglichst ohne Performanceverlust verwendet werden können.
Was die möglichen P/E-Zyklen der NAND-Bausteine angeht, hüllt sich Corsair leider in Schweigen. Man spricht zwar von 10 x höheren Zyklen, wie hoch diese aber konkret beziffert werden, dazu existieren bisher keinerlei Daten. Die P/E Zyklen gängiger High End SSDs liegen bei 5.000 und darüber. Diese P/E Zyklen geben an, nach wie viel maximalen Schreib-Lösch-Aktionen eine Flashzelle ausfallen kann und somit unbrauchbar wird, wobei die Betonung auf kann liegt. Das erklärt auch gleich, warum SSDs mit hohen P/E Zyklen deutlich mehr kosten. Diese technischen Fakten haben also durchaus Auswirkungen auf die Lebensdauer der Flashbausteine, so richtig relevant sind sie für den Anwender zumindest daheim trotzdem nicht, weil er in der Regel diese Grenzwerte kaum erreichen wird.