Fazit und Praxiserfahrungen Sapphire:

 

Schnell können sie alle, die High-End Grafikkarten des Jahres 2014, sogar richtig schnell, aber können sie auch leise und stromsparend ? das sind die essentiellen Fragen, die uns in diesem Test-Kapitel bezüglich das Sapphire R9 290X Vapor-X OC primär beschäftigten. Als AMD die Radeon R9 290X im Herbst 2013 vorstellte, ging sehr schnell die Bezeichnung "Titan-Killer" durch die Gazetten und wenn wir uns die Vergleichswerte anschauen, so wäre dies durchaus keine Übertreibung, zumal die R9 290X zum halben Preis einer Nvidias Geforce Titan GTX zu haben war. Mittlerweile sind die Revisionen Titan Black und das Dual-GPU Monster Titan Z dazugekommen, damit konnte Nvidia das Benchmark-Rennen zwar wieder ausgewogener gestalten, die Preise von Nvidia tangieren aber immer noch den Rand des Zumutbaren. (Titan Black ca. 880 €, Titan Z ca. 2.400 €).
Bei AMD kristallisierte sich aber auch zwei entscheidende Probleme heraus, die Kühlung und der Stromverbrauch. Die Lüfter veranstalteten im Werks-Layout unter Last einen nicht unbeträchtlichen Lärm (bis zu 5 sone) und der Stromverbrauch konnte ebenfalls nicht überzeugen (20 Watt idle, bis zu 290 Watt und stellenweise noch mehr unter Furmark). Besonders ärgerlich für AMD ist der Umstand, dass Nvidia mit der Titan zwar mehr oder weniger unbezahlbare Konkurrenz auf den Tisch stellte, aber dass exakt diese Karten ihren Dienst deutlich leiser und erstaunlicherweise auch verbrauchsärmer verrichteten. Hier schlägt nun die Stunde der Hersteller, die dem Kunden Custom Varianten der R9 290X offerieren und auf solche Karten hat vermutlich jeder gewartet, der jemals ernsthaft an einer R9 290X interessiert war...
Sapphire ließ sich viel Zeit mit seinen Custom Exemplaren, aber das Warten hat sich durchaus gelohnt. Den zu hohen Stromverbrauch konnte Sapphire natürlich nicht entscheidend einbremsen, dafür überzeugt uns die eindeutig bessere Kühlung im Vergleich zum Werks-Layout. Wenngleich die Grundeinstellung sicherlich noch Optimierungspotential besäße, da die Lüfter etwas zu aggressiv eingestellt wurden, um die Temperaturen niedrig zu halten. Ansonsten hat Sapphire viele Register gezogen, die aus einer ohnehin sehr guten AMD Werkskarte eine noch bessere High-End Grafikkarte fabrizieren. Dies beginnt traditionell bei der Komponenten-Bestückung: eine 10-Layer Platine, Feststoff-Elkos und Black-Diamond Spulen/Drosseln, 10 Phasen (GPU), 2 Phasen (Speicher) 2 Phasen (Stromzufuhr), vergoldete Kontakte, Dual-BIOS, Vapor-X Kühldesign mit Intelligent Fan Control, FBGA Speicher-Chips von Hynix, usw. usw.
Sapphire hat also offenkundig die obersten Schatullen geöffnet. Das Resultat dieses Materialeinsatzes ist nicht nur optisch darstellbar, sondern auch im alltäglichen Praxisbetrieb. Diese Grafikkarte glänzt durch eine unglaubliche Stabilität in allen Aggregatszuständen, was einerseits durch den Einsatz hochwertigster Komponenten erklärbar ist und andererseits durch die Verwendung respektive Weiterentwicklung der Vapor-X Kühlung, die auf jede thermische Eventualität die richtige Antwort parat hat.
Sicherlich hört sich unser Text ein wenig nach Marketing Katalog Seite 1 an, aber etwas differenzierter sollte man die Komponenten Beschreibung schon verstehen. Wenn wir uns vor Augen führen, das diese Komponenten u.a. eben auch einen sehr hohen Anteil daran ausmachen, ob eine Grafikkarte in bestimmten Lastzuständen Fiep-und/oder anders geartete Störgeräusche erzeugt oder nicht. Und diesbezüglich können wir Entwarnung geben, unsere Sapphire verrichtet ihren Job nahezu geräuschlos, was man ja leider nicht von allen Radeon R9 Karten und auch nicht von den vergleichbaren Konkurrenzmodellen von Nvidia auf dem Markt behaupten kann. Das sie dabei dann auch noch so schnell agiert wie eine Nvidia GTX Titan für ehemals 1.000 €, verkommt dabei schon fast zur Randnotiz.
Es existieren aber und nun kommen wir zu einem weiteren Blickwinkel, durchaus Aspekte, die uns ganz und gar nicht nicht zusagen. Da wäre zum einen das Zubehörpaket, das sehr karg geschnürt wurde, es fehlt definitiv ein attraktives aktuelles Spiel. Die Steuerung der drei Lüfter hat Sapphire wie bereits erwähnt eindeutig zu aggressiv eingestellt, das könnte man sicherlich durch ein entsprechendes Bios Update fixen. Ein weiterer negativer Aspekt wäre der Stromverbrauch unter Last, der keinesfalls unter den Tisch fallen darf, auch wenn die Übertakter und die anvisierte Zielgruppe dieser Grafikkarte dies wahrscheinlich eher sekundär tangiert. Wer auf 4K Monitore mit 60 FPS abhebt, muß den Displayport 1.2 nutzen, HDMI 2.0 ist leider noch nicht dabei und 30 FPS in 4K Auflösungen sind nicht unbedingt ein Augenschmaus.

Nun könnte man abseits der funktionierenden Features noch stundenlang darüber diskutieren, ob das verbesserte AF (Anisotropische Filterung) von Nvidia oder ATIs Supersampling Kantenglättung vorzuziehen wäre, beide Philosophien haben ihre Vor-und Nachteile. Nvidia hat seine Vorteile diesbezüglich durch eine eindeutig geringere Neigung zum Flimmern als AMD, auch wenn AMD inzwischen deutlich aufgeholt hat. Die Anisotrope Filterung (der Schärfeeindruck bei entfernten Texturen) war bisher ebenfalls eine AMD Baustelle, das hat sich aber spätestens mit der HD 7970 geändert. Man erreicht zwar noch nicht ganz die Qualität von Nvidia, aber im Vergleich sind deutliche Verbesserungen sichtbar.
Das Thema Nachladeruckler wird gerne angeführt, um den Kauf einer Grafikkarte mit mehr VRAM zu rechtfertigen. Wobei die Spiele Engine und auch die Qualitätseinstellungen im Treiber diesbezüglich natürlich auch eine enorm gewichtige Rolle spielt, wie man ja beispielsweise anhand von Crysis 3, Metro Last Light oder Battlefield 4 deutlich nachvollziehen konnte. Wer nun aber alles am VRAM festmacht, wird der Sache auch nicht gerecht, da die Qualität der Texturen und Textur-Swaps ein entscheidendes Wörtchen mitreden, zu beobachten über eben diese Nachladeruckler oder starke Einbrüche beim schnellen Wechsel der Games-Level. Da kann mehr VRAM schon etwas Linderung erreichen, wenn auch nicht gänzlich das grundsätzliche Problem beseitigen, denn da sind die Spieledesigner ebenso um nicht zu sagen ganz entscheidend gefordert.
Aber noch einmal zurück zu unserer Sapphire R9 290X Vapor-X OC Grafikkarte, denn schlussendlich stellt sich natürlich die Frage nach der angestrebten Zielgruppe für so eine Grafikkarte, auch wenn der hohe Preis fraglos schon eine grundsätzliche Vorselektierung provoziert. Die Frage ist relativ leicht zu beantworten: wer sich diese Grafikkarte leisten kann, über einen großen Monitor (24" Minimum) verfügt und abseits des Mainstream Gebrauchs an einer Übertaktung interessiert ist, sowie die dafür notwendige technische Erfahrung besitzt, kommt als Klientel in die Verlosung. Klingt simpel und ist es auch, weil so eine Grafikkarte an einen 19-Zoll Monitor anzuschließen ist in etwa so sinnvoll wie der Einsatz von 64 GB Arbeitsspeicher auf einem Office Rechner. Und wer nicht übertaktet und auch sonst keine Begeisterung für ultimativ ausgeklügelte Hardware empfindet, sollte sich einen anderen und vor allem preiswerteren Grafikbeschleuniger suchen, das müssen wir derart klar formulieren, so gerne uns dies auch leid tut...

Zur besseren Übersicht unsere Test-Resultate noch einmal in einer kompakteren Zusammenfassung:

Plus:
• ausgezeichnete Verarbeitung, extraordinäre Lötqualität
• ansprechendes Design, wertige Haptik
• leiser Betrieb ohne Last
• hervorragende 3D-Leistungen, auch in sehr hohen Auflösungen
• sehr hohe GPGPU Leistung
• exzellente Bildqualität, Super-Sampling Kantenglättung nutzbar (ohne externe Tools)
• sehr gutes Übertaktungspotential, werksseitige Übertaktung
• überragende Stromversorgung
• erstklassige DVD/Blu-ray Qualität dank AMD Avivo HD
• HD-DVD und Blue-ray auch an großen TFTs möglich
• Unterstützung für mehrere Monitore (AMD Eyefinity)
• Open GL 4.3 und AMD Mantle Support
• Dual-BIOS für mehr Systemkompatibilität
• nahezu überragende Komponentenbestückung
• erstklassige Kühlung über 3 Lüfter und Vapor-X Technik
• stabilisierende und kühlende Backplate
• keinerlei Fieb-oder Schwing-Störgeräusche der Spulen und Komponenten im Test
• akzeptabler Stromverbrauch (ohne Last)
• kompetenter deutschsprachiger Support
• noch akzeptables Preis-Leistungsverhältnis (ca. 530 €)

Minus:
• Stromverbrauch unter Last zu hoch
• Lüfter unter Last etwas zu laut
• kein HDMI 2.0, 4K nur über Displayport möglich