Erste Praxis-Erfahrungen:


Auch Sapphire setzt seine Individual-Tradition konsequent fort, die Sapphire Nitro+ Radeon RX 6800 XT SE gehört fraglos ins High-End Segment ohne wenn und aber. Die Begründungen dafür liegen nicht so offenkundig auf der Hand, wie vielleicht viele vermuten, darum auch unser etwas längere Einstieg weiter oben im Artikel bezüglich der Technik.
Eine derartig teure und schnelle Grafikkarte setzt natürlich auch Emotionen frei, insofern ist es zuweilen schon verständlich, wenn deren Besitzer sich keinerlei Kritik gefallen lassen, auch wenn sie möglicherweise berechtigt wäre. Dies kann allerdings für uns nicht gelten, wir wollen keinen Besitzerstolz vermitteln, sondern technische Fakten...
Fakt ist, dass Sapphire einige technischen Register gezogen hat, um aus einem ab Werk schon sehr guten Produkt ein noch besseres zu kreieren und um sich von den Karten der anderen AMD Partner zu differenzieren. Dies beginnt traditionell bei der Komponenten Bestückung: eine AMD Referenz Platine, hochwertige Mosfets, 13 Phasen (GPU), 3 Phasen (Speicher) Spannungsversorgung mit dem Infineon XDPE132G5D 16-phase VRM Controller für den VRAM, das überarbeitete Sapphire Nitro + TRI-X Kühlkonzept, sechs U-Heatpipes, usw. usw. Der VRAM selbst stammt in unserem Fall von Samsung und hört auf die Bezeichnung K4ZAF325BM-HC16.
Kurz und gut, Sapphire hat für das Produkt nicht gerade die unteren Schatullen geöffnet. Das Resultat dieses Materialeinsatzes ist nicht nur optisch darstellbar, sondern auch im alltäglichen Praxisbetrieb. Diese Grafikkarte glänzt durch eine unglaubliche Stabilität in allen Aggregatszuständen, was einerseits durch den Einsatz der schon erwähnten Komponenten erklärbar ist und andererseits durch die Verwendung respektive Weiterentwicklung der Nitro Kühlung, die auf jede thermische Eventualität die richtige Antwort parat hat.

Sicherlich hört sich unser Text bisher ein wenig nach Marketing Katalog Seite 1 an, aber etwas differenzierter sollte man die Komponenten Beschreibung schon verstehen. Wenn wir uns vor Augen führen, das diese Komponenten u.a. eben auch einen sehr hohen Anteil daran ausmachen, ob eine Grafikkarte in bestimmten Lastzuständen Fiep/Pfeif-und/oder anders geartete Störgeräusche (Coil Whine) erzeugt oder nicht. Und diesbezüglich können wir Entwarnung geben, unsere Sapphire verrichtet ihren Job nahezu geräuschlos, was man ja leider nicht von allen Karten und auch nicht von den vergleichbaren Konkurrenzmodellen auf dem Markt behaupten kann. Selbstverständlich profitiert die Sapphire Grafikkarte auch von den restlichen Komponenten unseres Redaktionsrechners, das hochwertige ASUS ROG Crosshair VIII Dark Hero Mainboard und das be quiet Dark Power 12 Netzteil minimieren schon von Haus aus diese Problematik und steigern durch ihre hochwertigen Bauteile die Unempfindlichkeite gegen elektronische Störgeräusche. Geiz ist also durchaus nicht grundsätzlich geil, sondern meistens absolut fehl am Platze, vor allem wenn der Anwender wie wir auch zu den geräuschtechnisch empfindlichen Nutzern gehört.

Die Kühlung der Big Navi Grafikkarte wurde offenkundig von Sapphire aufwendig getestet, davon konnten wir uns nach einigen Probeläufen überzeugen. Die Karte wurde semi-passiv konzipiert, dadurch arbeitet isie im Idle-Modus absolut lautlos. Konkret bedeutet dies, dass die Karte im 2D Modus und unterhalb von 46°C die Lüfter nicht rotieren lässt. Erst ab 51°C aufwärts werden die drei Lüfter langsam dazu geschaltet, das beginnt bei knapp 510 U/Min und ist zumindest anfangs definitiv nicht aus dem System vernehmbar. Über 52°C und unter Spielelast steigert sich das Drehzahlvolumen auf bis 1360 U/min, was in unserem System allerdings ebenfalls nicht von der Arbeit der anderen Systemlüfter zu differenzieren war, das mag individuell anders ausfallen. Wer die Quiet BIOS Einstellung verläßt und sich die Standard Einstellung scharf schaltet, muss diesbezüglich unter voller Spielelast mit bis zu 1633 U/min der Lüfter rechnen, das wäre dann schon deutlich wahrnehmbar, wenn auch noch nicht störend.
Die Temperaturen bewegen sich dabei von 44°C idle bis hin zu 75°C unter voller Spielelast im Quiet BIOS modus. Im Standard BIOS Modus liegen die Temperaturen bei 45°C für idle und 77°C für die volle Spielelast, also nur unwesentlich darüber. Wobei eines natürlich ganz klar betont werden muss, wie warm eine Grafikkarte in einem System läuft, hängt ganz antscheidend vom Kühlkonzept des Gesamtsystems ab. Wenn dort kein ausreichender Airflow generiert wird, kommt auch der sehr gute Sapphire Nitro + TRI-X Kühler mit seinen 6x 6mm Heatpipes und drei Lüftern schnell an seine Grenzen...
Insgesamt funktioniert dieses Kühlkonzept gut, die Karte ist sehr lange sehr leise und die jeweiligen Komponenten der Karte werden in jedem Aggregatszustand zuverlässig gekühlt, darauf kommt es an und darauf möchte sich der Anwender daheim auch entsprechend verlassen können.

Der Strombedarf der Sapphire Nitro+ Radeon RX 6800 XT SE hält sich mit knappen 9 Watt (gemessen idle ohne Last) und 440 Watt (gemessene Spielelast mit Spitzen) zwar noch in akzeptablen Grenzen, macht aber auch deutlich, dass selbst die von vielen wegen seiner Energie-Effizienz oftmals gelobten Big Navi RDNA2 Architektur deutlich an seine Grenzen stößt. "Ja aber Nvidia kann es doch auch nicht besser" hören wir die AMD Fans lamentieren. Das können wir aber nicht als Argument gelten lassen, schlußendlich sollte man sich nicht an schlechten Beispielen orientieren, zumal sich beide Hersteller diesbezüglich nicht wirklich mit Ruhm bekleckern. Was die kommende AMD RX7000 und Nvidia RTX 4000 Serie angeht, so schwahnt uns nichts gutes, denn erste Gerüchte sprechen von 600 Watt Strombedarf, da hört der "Spass" dann auch so langsam auf...das wäre einfach nur noch obzön...

Das Thema Nachladeruckler wird gerne angeführt, um den Kauf einer Grafikkarte mit mehr VRAM zu rechtfertigen. Wobei die Spiele Engine und auch die Qualitätseinstellungen im Treiber diesbezüglich natürlich auch eine enorm gewichtige Rolle spielt, wie man ja beispielsweise anhand von The Division, Metro Last Light, Anno 1800, GTA5 oder Battlefield 5 deutlich nachvollziehen konnte. Wer nun aber alles am VRAM festmacht, wird der Sache nicht gerecht, da die Qualität der Texturen und Textur-Swaps ein entscheidendes Wörtchen mitreden, zu beobachten über eben diese Nachladeruckler oder starke Einbrüche beim schnellen Wechsel der Games-Level. Da kann mehr VRAM natürlich etwas Linderung erreichen, wenn auch nicht gänzlich das grundsätzliche Problem beseitigen, denn da sind die Spieledesigner ebenso um nicht zu sagen ganz entscheidend gefordert. Trotzdem werden wir im Laufe der nächsten zwei Jahre vermutlich 12GB VRAM und darüber hinaus als neue Standard-Bestückung vorfinden. 16 GB VRAM wie bei unserer Sapphire und mehr dürften den High-End Plattformen zuzuordnen sein, wobei abzuwarten bleibt, was Nvidia und AMD in kommende RTX4000 respektive RX 7000 Grafikkartenan VRAM verbauen wird und kann, aber das soll jetzt nicht unser Thema sein.

Die Kategorie Garantie und Support sollte beim Grafikkarten-Kauf genaus wie für jede andere Hardware Kategorie eine wichtige Rolle spielen. Was nützt der beste Preis, wenn es bei Problemen keinen adäquaten und vor allem kompetenten Ansprechpartner gibt und/oder Hersteller sich wegduckt und an den Verkäufer verweist.
Sapphire hat die Eckdaten für die Garantie sehr klar formuliert: Sapphire Garantiebedingungen

Was uns in diesem Zusammenhang allerdings immer wieder unangenehm auffällt, ist die Tatsache, das haarklein beschrieben wird, wann die Garantie nicht greift und in welchen Fällen dies zum Tragen kommt. Der Verbraucher möchte aber ebenso dezidiert wissen, worauf er bei der Garantie setzen kann und genau dieser Punkt wird bestenfalls angerissen. Im Netz und in den Foren existieren genug Beispiele, dass diesbezüglich die Kommunikation noch Luft nach oben hat, Stichwort "Sapphire bei Amazon gekauft, 2 oder 3 Jahre Garantie?"...

Wer es sich leisten möchte und das nötige Kleingeld dafür parat hat, sollte Sapphire auf seinem Wunschzettel berücksichtigen, es spricht absolut nichts dagegen und Sapphire hat unserer Ansicht unterstrichen, dass sie nicht nur extraordinäre Grafikkarten bauen können, sondern das sie das Thema Garantie und Gewährleistung in Verbindung mit einem funktionieren Support im Focus behalten, sofern die Kommunikation stimmt Ob dies so bleibt, werden wir kontinuierlich prüfen und halten euch diesbezüglich auf dem Laufendem...

Schlussendlich stellt sich natürlich die Frage nach der angestrebten Käufer-Zielgruppe für so eine schnelle Grafikkarte, auch wenn der hohe Preis fraglos schon eine grundsätzliche Vorselektierung erzeugt. Die Frage ist relativ leicht zu beantworten: wer sich diese Grafikkarte leisten kann, über einen großen Monitor (24" Minimum) verfügt und an einer prinzipiellen Übertaktung interessiert ist, sowie die dafür technischen Ambitionen inklusive Erfahrung besitzt, kommt als Klientel in die Verlosung. Klingt trivial und ist es auch, weil so eine Grafikkarte an einen 19-Zoll Monitor anzuschließen ist in etwa so sinnvoll wie der Einsatz von 64GB Arbeitsspeicher auf einem Office Rechner. Und wer nicht übertaktet und auch sonst keine Begeisterung für ultimativ ausgeklügelte Hardware empfindet, sollte sich einen anderen und vor allem preiswerteren Pixelbeschleuniger suchen, zumal die Preise nach vielen Monaten des Irrsinns sich endlich in Richtung UVP bewegen..

Keine Kritik ?
Oh doch und ob, das nicht vorhandene Handbuch respektive der minimalistische Installations Guide ist ein schlechter Witz und der Witz wird nicht besser oder bezüglich der Pointe schlüssiger, wenn man ihn online ständig wiederholt, denn auf ihrer Homepage stellt Sapphire auch nichts umfangreicheres zur Verfügung. Für den intuitiv erfahrenen Profi mag das kein relevantes Thema sein, aber es soll Kunden geben, die sich vor dem Kauf gerne informieren, was sie diesbezüglich erwartet und diese berechtigten Informationswünsche stillt Sapphire definitv nicht.
Sapphire kann nicht ernsthaft davon ausgehen, das ihre Kunden Informatik studiert oder ein Grafikkarten-Installations-Praktikum absolviert haben, darum muss das Handbuch schlicht und ergreifend umfangreicher gestaltet sein. Solche Kleinigkeiten mögen einige als lapidar oder belanglos abtun, wir sehen das etwas anders, denn gerade bei solchen Kleinigkeiten zeigt sich ein funktionierendes Qualitäts-Management oder eben auch nicht...
Dass Sapphire ebenso wie viele Mitbewerber inzsichen seinem Produkt keinerlei Extras in Form von Adaptern und/oder Spielen/Software spendiert, ist angesichts des Produktpreises gelinde gesagt enttäuschend. Zumal auch sonst in der üppigen Schutzverpackung nichts zu finden wäre, es sei denn man bezeichnet die kleine farbige Werbebroschüre, die uns Sapphire als Installations Guide offeriert als nennenswerte Beigabe...wohl eher nicht...






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