AMD Ryzen und AMD Grafikkarten Optimierungs-Tipps:


Da wir auf unserem AMD Ryzen 5000 System mittlerweile einige Erfahrungen sammeln konnten, spricht natürlich nichts dagegen, wenn wir dies an euch übermitteln, zumal wir permanent live erleben, dass in dieser Hinsicht viel falsch gemacht wird und weil die Systempflege auf Ryzen Systemen scheinbar immer noch eine untergeordnete Rolle spielt. Die Wichtigkeit dieses Themas beruht aber vor allem auf dem Umstand, dass solche Hinweise auch die Kommunikation mit einer neuen Grafikkarte tangieren, schließlich will ja keiner neue Flaschenhälse initiieren...

Als Einstieg empfehlen wir euch unseren AMD Ryzen Artikel aus 2016 , der in vielen Bereichen nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat.

Kommen wir jetzt zu unseren Erfahrungen mit dem gegenwärtigen Ryzen 5000/RX 6800XT Redaktionsrechner:

- ein aktuelles Mainboard BIOS/UEFI gehört zum absoluten Pflichtprogramm auf solchen Systemen, insbesonderes auch deshalb, weil AMD inzwischen für nahezu alle Mainboards die A.G.E.S.A. (AMD Generic Encapsulated Software Architecture) 1.2.0.7. Firmware zur Verfügung gestellt hat, die nicht nur fleißig an der grundsätzlichen Bug-Beseitigung beteiligt ist, sondern zahlreiche neue Funktionen freigeschaltet hat, die in der Vergangeheit nur eingeschränkt oder eben gar nicht funktioniert haben.

Warum ist AGESA so wichtig? weil es nicht nur das BIOS/UEFI aktualisiert, sondern auch viele Onboard-Komponenten, was wir in einem weiteren Artikel anhand des Netzwerkadapter-Beispiels kürzlich etwas ausführlicher beleuchtet hatten:

Onboard Netzwerkadapter: BIOS Updates berücksichtigen

- Fastboot erbringt so gut wie keine nennenswerten Vorteile und sollte grundsätzlich deaktiviert werden. Wer eine SSD besitzt, hat ohnehin keine allzu langen Bootzeiten, wobei dies grundsätzlich natürlich auch davon abhängt, wie viele Laufwerke beim Starten initialisiert werden müssen.
Wer ins BIOS möchte oder muss, kann an Fastboot verzweifeln, weil er es eventuell nicht schafft, das BIOS aufzurufen, durch Fastboot ist eine F-Tasten Auswahl fast unmöglich. Das Ganze ist besonders dann ärgerlich, wenn man ins BIOS möchte, um seinen Installationsstick boottechnisch zu präparieren.
FastBoot überspringt darüber hinaus gewisse routinemäßige Kontrollen der Hardware beim Booten seitens des BIOS/UEFI, was einem sicheren stabilen Systemstart nicht zuträglich ist. Somit wird die HW zwar direkt initialisiert und wenige Sekunden eingespart. Nachteil ist aber, dass der PC bei einem Defekt während des Bootens eben ggf einfach in einem schwarzen Screen ohne Fehlermeldung endet, d.h. ohne FastBoot erhält man in der Regel auch mehr Informationen zum Problem, die sonst einfach ausgeblendet werden. Bitte nicht mit dem Schnellstart unter Windows 8/8.1 oder 10/11 verwechseln, auch nicht mit Secure-Boot, das sind ganz andere Baustellen...

- Aktuelle Chipsatztreiber direkt von AMD gehören ebenso zu den Systempflege-Standards, für die es keine Alternativen gibt, auch nicht von den Mainboard-Herstellern, die erfahrungsgemäß ihre Treiber sehr zähflüssig aktualisieren.
Die Frage nach dem Warum stellt sich nicht, da es kaum einen essentielleren System Baustein auf einem AMD-System in Verbindung mit einem aktuellen BIOS für AMD Plattformen gibt. Die Kette darf nicht unterbrochen sein. Wird die extrem wichtige Kommunikation zwischen BIOS und Chipsatz durch fehlende Aktualität gestört, sind Probleme vorprogrammiert. Unterbrochen heißt in dem Fall, aktuelles BIOS und keine aktuellen Chipsatztreiber respektive aktuelle Chipsatztreiber und kein aktuelles BIOS.

- Die Energieoptionen unter Windows 8.1/10/11 beherbergen weitere Optimierungsoptionen, Ryzen 3000 Systeme sollten auf AMD balanced gestellt werden und Ryzen 5000 Systeme auf ausbalanciert, weil AMD Ryzen Balanced dort bereits als Standard hinterlegt wurde, also nicht mehr separat auswählbar wäre. Das Ganze reduziert die Leistung minimal und nicht spürbar, reduziert aber den Strombedarf und erhöht die Systemstabilität rapide, insofern gibt es unserer Meinung nach dazu kaum eine Alternative. In dieser Hinsicht wird gerne übersehen, dass unsere schnellen Systeme auch ihre Ruhephasen benötigen und nicht permanent am Limit laufen sollten.

- Der Schnellstart unter Windows 8.1/10/11 ist ein weiterer Punkt, der gerne für unerwünschte Nebenwirkungen sorgt, darum hatten wir deses Thema auch in einem entsprechenden Artikel näher beleuchtet: Schnellstart deaktivieren

- In den Energieoptionen von Windows existiert ein weiterer sensibler Bereich, der gerne bei der Systemkonfiguration unserer Grafikkarten vergessen wird, und zwar geht es um die Einstellung für PCI Express. Dort sollte in der Option Verbindungszustand-Energieverwaltung von maximaler Energieeinsparung auf aus gestellt werden, damit sich dieser Bereich nicht ungewollt schlafen legt, wenn wir die volle Leistung benötigen. Belassen wir dies auf dem voreingestellten Werkszustand, erhöhen wir die Latenzen im System, weil die Grafikkarte zu lange auf Input aus diesem Bereich warten muss.

Hintergrund-Infos: Daten werden auf den PCI-Express-Bus in zwei Richtungen übertragen. Einerseits vom Prozessor zur Grafikkarte und natürlich von der Grafikkarte zurück zum Prozessor. Das gilt auch für alle anderen Geräte, die über diesen Bus Daten transferieren, wie z.B. PCIe SSDs. Das ASPM drosselt diese Geschwindigkeit, mit der die Daten übertragen werden. Die Einstellung "MittlereEnergieeinsparungen“ reduziert die Datentransferrate vom Gerät zum Prozessor. „Maximale Energieeinsparung“reduziert zusätzlich die Datentransferrate vom Prozessor zum Gerät. Bei einem Desktop-Rechner sollte man die Einstellung „Aus“ präferieren, wenn geringe Latenzen eine Rolle spielen. Wenn man ein Notebook im Akkubetrieb benutzt, sollte man „Maximale Energieeinsparung“ optionieren. ->Quelle: c't 1/2020 S. 35

- Eine weitere Option wäre die dezidierte Zuweisung von PCIe Ressourcen im BIOS, falls die Automatik-Funktion möglicherweise nicht korrekt umgesetzt wird.

Wird eine PCIe-Grafikkarte gar nicht erst erkannt, sollte man Windows 10 respektive Windows 11 deren Verwendung explizit mitteilen, dazu die Eingabeaufforderung mit Adminrechten öffnen und folgende Syntax eintippen und mit ok bestätigen:

bcdedit /set pciexpress forcedisable

Ein komplette Systemneustart nach dieser Prozedur ist hoffentlich obligatorisch...

- System Tuning Tools a lá Ccleaner, Tuneup, die Bloatware-Tools der Mainboard-Hersteller und andere Verschlimmbesserer haben auf solchen Systemen prinzipiell nichts zu suchen. Externe 3rd-party Virenscanner sollten gemieden werden, zumal der Windows-Defender inzwischen flügge geworden ist.
Wer mehre Datenträger im System einsetzt, sollte sein Betriebssystem nicht über mehrere Datenträger verstreuen und die Auslagerungsdatei sollte grundsätzlich nicht deaktiviert werden und die Verwaltung der inzwischen deutlich optimierten Windows-Verwaltung überlassen werden. Datenträger schalten nach solchen überflüssigen Aktionen gerne in den Unload-Modus und dann sucht Windows so lange nach der Auslagerungsdatei, bis der Datenträger wieder aufwacht, dabei schlafen dem Anwender nicht nur die Füße, sondern auch der jeweilige Datenträger ein und das kann es nun wirklich nicht sein.

- Wir empfehlen euch, das Beriebssystem weiterhin soweit aufzuräumen, dass sich im Autostart von Windows außer dem Windows-Defender möglichst nichts weiter störendes befindet. Ein weiterer diesbezüglich prüfender Blick sollte der Aufgabenplanung von Windows gelten, wo sich leider viele Fremdprogramme ungefragt und vor allem unangekündigt verewigen.

- Finger weg von den Windows Diensten, die Komplexität und Abhängigkeit der neuen Dienstestrukturen im Verbund mit einer völlig überarbeiteten Speicherverwaltung von Windows 7/10/11 macht es fast unmöglich, seriöse Empfehlungen auszusprechen, die für viele, geschweige denn alle Systeme gelten könnten. Darüber hinaus sind die Voreinstellungen schon sehr gut und lassen sich kaum optimieren, das gilt sowohl für die Sicherheit als auch für die Systemperformance. Insofern unser Rat: Keine "Optimierung" von den Windows Diensten, damit das System auch morgen noch läuft...

- Laßt die Finger von externen 3rd-party Treiber Tools, diese Treiber Tools richten mehr Schaden an als sie nutzen, denn sehr oft werden veraltete und/oder in ihrer Funktion eingeschränkte Treiber installiert. Dazu gehört auch der gerne verwendete Driver Booster, der außer einer Zunahme von Nervenverschleiß nichts weiter boosten...
Selbiges gilt schon fast genauso für die Treiber, die über Windows-Update ins System geflutet werden. Der Service ist grundsätzlich wohl gut angedacht, erbringt aber keinen Vorteil, wenn man beispielsweise für seine Grafikkarte extra den neuesten, perfekt optimierten Treiber des Herstellers manuell installiert hat und Windows diesen dann einfach restriktiv durch den neuesten generischen Grafiktreiber überschreibt, der nicht selten de facto veraltet ist, sondern auch in seinem Funktionsumfang eingeschränkt ausgeliefert wird. Oder wenn man aus Kompatibilitätsgründen bei einer bestimmten, gut funktionierenden Version eines Treibers bleiben möchte, weil die aktuellste Version beispielsweise mit einer bestimmten Anwendung zusammen nicht mehr harmoniert.
Insofern bietet es sich an, die Treiber-Updates über Windows-Update per se zu deaktivieren, einerseits in den Systemoptionen, andererseits in der Registry, dazu findet ihr im Netz einige passende Anleitungen.

- testweise kann man in den Eigenschaften des Radeon Treibers der AMD Grafikkarte unter Grafik ->Standard ->die Option Radeon Enhanced Sync deaktivieren, was wiederum die Stabilität maximiert.

- bei Problemen mit der AMD-Grafikkarte hilft es nicht selten, die Enterprise-Treiber von AMD auszuprobieren:

->https://www.amd.com/de/support/graphics/...deon-rx-5700-xt

- Dass wir für unsere Systemstabilität darauf achten, RAM-Module zu verwenden, die in der Qualitäts Vendor List (QVL) der Mainboard-Hersteller gelistet sind, versteht sich hoffentlich genauso wie der Einsatz eines Mainboards mit ausreichend dimensionierter VRM-Bestückung. Denn es besteht ein gewaltiger Unterschied darin, ob ein System in einer bestimmten Zusammenstellung nur startet oder dauerhaft stabil läuft. Darum raten wir von Verwendung eines unterdimensionierten Mainboards der 50€-Einsteigerklasse für leistungsstarke Ryzen 5000 Prozessoren dringend ab.

- Der RAM sollte natürlich entsprechend eingestellt sein, d.h. das im SPD des RAMs einprogrammierte XMP Profil sollte auch genutzt werden, damit der RAM sein Potential nutzen kann und in den vom Hersteller vorgebenen Parametern agiert und nicht im DDR4-2133 Notfall-Modus.

- Ein adäquates ATX 2.5 Netzteil darf ebenso wenig fehlen, wie eine adäquate Kühlung der jeweiligen Bauteile sowie eine funktionierende PC-Gehäuse Be-und Entlüftung. Schnelle Intel-Systeme verlangen genauso wie aktuelle AMD-Systeme nach entsprechendem Airflow im System, diesbezüglich sind kleine enge Gehäuse mit winzigen Belüftungsöffnungen und noch weniger Lüftern so kontraproduktiv wie nur irgend etwas.
Warum mindestens ATX 2.5? weil ATX 2.3 und ATX 2.4 technisch überholt sind. Die erforderlichen Stromstärken für die 12V V2DC Schiene im Ruhezustand wurden mit der ATX 2.5 Vorgabe extrem auf 50mA reduziert. Bei diesen drastisch verringerten Werten muß sichergestellt sein, dass ein Netzteil einerseits über seine Schutzschaltungen nicht einfach abschaltet und andererseits das System natürlich auch genauso elegant wieder fehlerfrei bootet. In der Konsequenz bedeutet dies: Ein altes Netzteil mit ATX 2.3 oder früher schaltet dann einfach ab und/oder kann die Speicherinhalte nicht wie gewünscht stabil halten, wenn die erforderlichen minimalen Stromstärken nicht zur Verfügung stehen.
Dazu kommt noch ein weiterer wichtiger Aspekt, und zwar die fehlende Unterstützung von tiefen Ruhezuständen, wo dem System eine Erholungspause gegönnt wird. Dazu muß das Netzteil aber in der Lage sein, und schon sind wir wieder bei den gerade erwähnten 50mA des ATX 2.4 Standards. Wird der von dem Netzteil technologisch nicht unterstützt, ist dieser ich nenne es mal kurze "Chill-Modus" nicht möglich und das System brummt fröhlich und so unnötig mit viel zu viel Last vor sich hin, ohne Rast und Ruh...und mit einem eigenen Kanal zu den Energieversorgern...
Das Ganze war damals seit der Entwicklung der Haswell-Prozessoren eine Forderung von Intel an die Mainboard- und Netzteil-Hersteller, die Intention dahinter sollte jetzt deutlich sein und wird mit dem kommendem ATX 3.0 Standard sicherlich nicht wieder revidiert.