Die Elektronik:

Bevor wir uns die verbaute Elektronik etwas detaillierter anschauen, möchten wir euch unseren Spezialartikel zu diesem Thema offerieren, damit wir dieses Review nicht mit Basics verstopfen:

Technische Aspekte zur aktuellen Netzteiltechnik

In dem verlinkten Artikel erfahrt ihr auch alles zum Thema DC-to-DC, LLC-Resonanzwandler/Polymer-Aluminium-Kondensatoren,, so dass wir euch diese technischen Erklärungen hier ersparen.

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SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil



Kommen wir jetzt zur Topologie des SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteils
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Schon auf Grund des kleineren Gehäuses konnte SeaSonic nicht mehr aus dem Vollen schöpfen und hat für die XP2-Topologie zwangsläufig einige Elemente anders angeordnet. Die Fullbridge Topologie mit LLC-Resonanzwandlung als solche wurde allerdings primärseitig beibehalten, im sekundären Bereich wurde auf Synchronous Rectification umgestellt. Die vier Leistungstransistoren (Mosfets, Infineon IPP50R399CP) zur Erzeugung der 12Volt Schiene(n) sitzen nun nicht mehr an der Unterseite der Hauptplatine, sondern auf einer separaten Tochterplatine fast zentral im Netzteil, gut zu erkennen an dem markanten Kühlkörper, unter dem auch noch ein Thermistor seinen Dienst verrichtet, der mit der Lüftersteuerung kommuniziert (OTP Überhitzungsschutz). Auf diese Platinen wurden auch der PWM Controller respektive die LLC Resoanzsteuerung (Champion Micro CM6901) ausgelagert. Diese Auslagerung und Positionierung hat einen enormen Vorteil, der Zugang zum Lüfter Airflow ist nahezu perfekt.

Die Überlegungen und das technische Grundgerüst, die hinter der synchronen Gleichrichtung (Synchronous Rectifier) stecken, sind nicht wirklich neu aber durchaus nachvollziehbar: um den Wirkungsgrad eines Schaltreglers weiter zu steigern, ersetzt man auch bei Seasonic inzwischen die Dioden idealerweise durch mehrere passende Mosfets. Diese Beschaltung ähnelt dann einer Halbbrücken-Schaltung und man spricht vom Synchron-Gleichrichter (Synchronous Rectifier). Diese Erhöhung des Wirkungsgrades fällt bei kleinen Ausgangsspannungen immer stärker ins Gewicht. Die Begründung dafür ist, dass der anteilige Verlust der sonst üblichen Schottky-Dioden, durch deren Vorwärtsspannung von zirka 0,3 Volt ausgedrückt wird. Bei Abnahme der Ausgangsspannung steigen diese Verluste im Verhältnis immer weiter an, was natürlich unerwünscht ist. Ersetzt man die Diode hingegen durch einen entsprechenden Mosfet mit niedrigem RDS(on), kann man somit den Wirkungsgrad um einige Prozent erhöhen. Das ist auch der Grund, warum viele Hersteller diese Umsetzung als ideal ansehen, wenn es um die Herstellung von bezahlbaren hocheffizienten Netzteilen geht, denn der finanzielle Aufwand hält sich interessantwerweise in überschaubaren Grenzen.

Aber der Reihe nach: Die Eingangsfilterung (EMI) übernehmen zwei Y-Kondensatoren, ein X-Kondensator, sowie zwei Spulen und ein MOV (Metalloxid Varistor). Das ist aber beileibe noch nicht alles, es folgen weitere X-Kondensatoren und X-Kondensatoren, Spulen, der erste Thermistor und ein weiterer MOV auf der Hauptplatine, die in der Nähe der beiden primären Kondensatoren positioniert wurden. Die im logischen Aufbau nun folgenden Brückengleichrichter (GBJ 1506s) verfügen über ausgeprägte silberne Kühlkörper, die etwas üppiger gestaltet wurden, als noch in der X-Serie. Unterstützt werden die Gleichrichter von einer Creed (C3D06060) Leistungsdiode. Die beiden Schaltransistoren respektive Mosfets stammen von Infineon (IPP50R250CP) und leiten ihre Abwärme ebenfalls an separate Kühlkörper ab. Um den primären Bereich abzuschließen, dürfen natürlich nicht die beiden primären Elkos fehlen, es handelt sich um zwei Elkos aus dem Hause Nippon-Chemicon in der Güteklasse KMR, die mit einer Spannungsfestigkeit von jeweils 420 Volt aufwarten, über eine Kapazität von jeweils 220mikroFarad verfügen und bis 105°C als maximale Belastungstemperatur ausgelegt sind.
Der sekundäre Bereich des Platinum Netzteils ist überwiegend von Polymer-Aluminium-Kondensatoren sprich Feststoff-Kondensatoren geprägt, wobei sich durchaus noch einige tradionelle Elkos finden lassen, die unisono von Nippon-Chemicon stammen (KZH, KY, usw.), wenn man mal einem einzelnen verträumten Rubycon Elko absieht, der qualitativ keineswegs minderwertiger einzustufen wäre. Ein Alleinstellungsmerkmal ist nach wie vor die patentierte VRM Anordnung auf der großen Tochterplatine des Kabelmanagements. Dadurch wird nicht nur Ordnung im Layout erzeugt, es minimiert die Wege und reduziert Schaltverluste. Diese VRMs für die DC-to-Dc Implementierung von 3,3 und 5 Volt verfügen über einen PWM Controller von Anpec (APW7159). Die sechs Leistungstransistoren der VRMs stammen wiederum von Infineon (BSC0906NS). Sämtliche Elkos stammen auf der Platine stammen aus dem Hause Enesol und sind als Polymer-Aluminium-Kondensatoren ausgelegt. Der zentrale Steuerungschip für die chipkontrollierte Schutzschaltungen stammt diesmal von Weltrend (WT7527) und wird von einem dualen Operationsverstärker unterstützt. Ein weiteres Indiz für den Einsatz von mehreren 12 Volt Schienen. Die Mosfets der 12Volt Schiene(n) hatten wir schon eingangs erwähnt, bleibt noch die Frage nach der realen Implementierung von 12 Volt offen, sprich 12 Volt Multi oder Singlerail?. SeaSonic kommuniziert dies nach wie vor nicht öffentlich, erst auf Nachfrage bestätigte man unsere eigenen Beobachtungen, nämlich dass über den Trafo zwei Leitungen nach außen geleitet werden, die über eine separate OCP Absicherung verfügen und die sonst bei Multi-Rail Netzteilen typische Fehlauslösungen auf fast „0“ reduzieren sollen. Fehlt abschließend noch der Standby PWM Controller, der stammt von Infineon (ICE2QR4765) und sitzt an einem etwas versteckten Platz auf der Hauptplatine.

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SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil SeaSonic Platinum 760 Watt Netzteil


Sämtliche Platinen bestehen aus mit Epoxidharz getränkten Glasfasermatten und somit schon der gehobenen Qualitätsklasse FR4 und FR5, im Gegensatz zu den deutlich billigeren Pertinax Platinen FR1 bis FR3. FR4 und FR5 Platinen besitzen eine bessere Kriechstromfestigkeit und optimierte Hochfrequenzeigenschaften. Darüber hinaus bleibt uns auch der nicht selten penetrante Gestank der Pertinax-Platinen erspart, der ganz sicher nicht gesund ist. FR steht übrigens für flame retardant, zu deutsch: flammenhemmend. Die Lötqualität bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau, daran gibt es absolut nichts zu bemängeln. An keiner Stelle wurde zu heiß gelötet, schauen Steckerfähnchen übermäßig weit heraus oder wurde unprofessionell nachgebessert. Daran dürfen sich andere Hersteller gerne ein Beispiel nehmen.
Damit hätten wir die wesentlichen Layout Highlights abgearbeitet und sehen uns wieder einmal darin bestätigt, das Seasonic keine Blendmechanik nötig hat, um stabile Leistungen in Verbindung mit hohen Effizienzwerten zu generieren. Die Verarbeitung bewegt sich auf allerhöchstem Niveau, auch wenn der eine oder andere Siliconklecks hätte vermieden werden können. Das SeaSonic Platinum Netzteil entspricht bereits der RoSH Umweltverordnung und auch den strengen EuP und ERP Richtlinien (ErP Lot 6 ready), die eine Absenkung der Standby-Verluste einfordern (weniger als 0,3 Watt). Dazu sollte man wissen und bedenken, das diese Mechanismen überhaupt erst dann greifen, wenn das verbaute Mainboard dieses Feature explizit unterstützt und im BIOS aktiviert wurde. Die Kompatibilität zur aktuellen Haswell CPU Generation ist ebenfalls gewährleistet, das nur noch als kleine aber nicht unwichtige Ergänzung.