Fazit und Praxis-Erfahrungen Crucial MX200 250 GB:

Die Tendenz zu immer kürzeren Produkt-Zyklen sind unsere Sache nicht, das wollen wir an dieser Stelle deutlich voranstellen. Nicht nur weil sie ohne Not stattfinden, die MX100 war auf dem Maximum ihrer Beliebheit, sondern vor allem weil dafür keine valide technische Begründung existiert. Die Lebensdauer hätte man auch durch eine optimierte Firmware verlängern können. Und das die MX200 länger halten soll als die MX100 suggeriert, dass die MX100 unter hohen Ausfallraten zu leiden hatte, was definitiv nicht der Fall war oder ist. Aber sei es wie es ist, der Laufwerkswechsel ist vollzogen und der MX100 Abverkauf findet definitiv statt, wobei eine Crucial MX100 aktuell sogar 3 bis 4 € mehr kostet als die neue MX200.
Zurück zu unserem Test, wir haben wieder ganz bewußt die 250 GB Variante ausgewählt, nicht nur weil wir dann mehr Vergleichswerte darstellen können, sondern weil diese MX200 wegen der Microns Dynamic Write Acceleration auch in unterschiedlichen Workflows eine glänzende Figur abliefert. Zugegeben, das ist eine ähnliche Pseudo-SLC-Trickserei wie bei SanDisk oder Samsung, aber sie funktioniert bei der MX200 und zwar so gut, dass der Anwender davon quasi nichts bemerkt. Der entscheidende Unterschied ist, das im Gegensatz zu ScanDisk und Samsung diese zweite Cache Stufe dynamisch ausgelegt wurde und nicht in vorher festgelgten also fixen Bereichen aktiv wird.
Die kapazitiv größeren MX200 Modelle müssen auf dieses Feature verzichten und benötigen es auch nicht, da sie auf die volle 8-Kanal-Bandbreite des Controllers zurückgreifen können, der jetzt natürlich mehr NAND-Bausteine zur Verfügung hat und somit ungebremst agieren kann. Weitere Vorteile wenn auch eher theoretischer Natur ergeben sich im maximalen Schreibvolumen, dass für die 1 TB MX200 mit 360 TB und für die 250 GB MX200 mit lediglich 80 TB angegeben wurde. Überbewerten sollten man diese Zahlen trotzdem nicht, weil es entscheidend davon abhängig ist, wie und wo eine SSD genutzt wird.

Jetzt sind wir aber noch einmal sehr weit in den Technikbereich eingetaucht, kommen wir darum wieder auf die weniger subtilen Eckdaten unseres Reviews zurück. Ernsthafte Probleme konnten wir innerhalb unseres 14 Tage Testmarathons keine attestieren. Die Trim respektive Garbage Collection Algorythmen arbeiten sehr effektiv und gründlich. Der integrierte Temperatursensor zeigt verlässliche Daten an und einschlägige Tools wie beispielsweise Crystal DiskInfo sind in der Lage, entsprechend realistische Temperaturen auszulesen. Wie gut die Power-Loss Protection in Verbindung mit der RAIN-Technology und Stützkondensator ihren Dienst verrichten, haben wir nicht überprüft, einen akuten Stromausfall wollten wir dem ausgeliehenen Laufwerk und unseren Daten nicht zumuten. Die Verarbeitung der SSD bewegt sich fernab von jeglicher Kritik und eine hardwarebasierte 256-Bit AES-Verschlüsselung nach TCG Opal 2.0 und IEEE 1667 ohne Performanceverlust bietet sonst kaum ein Konkurrent in dieser Preisklasse.
Was die Ausstattung angeht, so hat Crucial schon zu Zeiten der MX100 nachgebessert, der Käufer erhält inzwischen eine etwas abgespeckte aber trotzdem sehr sinnvoll einsetzbare Version von True Image 2014. Außerdem bietet Crucial jetzt auch online deutlich mehr deutsche Anleitungen an. Dies ist ein ganz wichtiger Aspekt, denn ein Hersteller darf sich die Sicht auf die Anwender daheim nicht verstellen, dass sind in der Regel keine Profis, sondern sehr viele Anwender, die sich zum ersten Mal mit dem Thema SSD befassen und so etwas kann nicht nur, so etwas muss berücksichtigt werden.
Das neue Crucial Storage Executive SSD Tool erhält von uns allerdings keine Empfehlung, nicht nur weil über dieses Tool unter Windows kein abgesichertes Firmware Update möglich ist, sondern weil das Tool keine manuelle Trim Funktion bietet, die den Einsatz in Umgebungen sicherstellt, wo der Trim-Befehl nicht unterstützt wird. Die neue Version 3.20 des Tools bringt den sogenannten Momentum Cache mit, eine Einstellungsoption die in etwa mit dem Rapid Mode von Samsungs Magician Tool oder dem Plexturbo Modus des Plextor Tools vergleichbar wäre. Aber egal wie diese Benchmark-Beschleuniger heißen, in der Praxis bewirken sie so gut wie nichts, weil auch hier werden lediglich Teile des vorhandenen Arbeitsspeichers als vorgeschaltete flüchtige RAM Disk dargestellt. Mit anderen Worten: der praktische Nutzwert dieser Software tendiert gen Null.

Kommen wir zur Kernfrage: Hat die neue MX200 die Qualität für eine Preis-Leistungs-Referenz-SSD, kann sich also als kompetenter Nachfolger der MX100 etablieren ? Wir meinen ja, man sollte aber dazu wiederum grundsätzliches beachten, der technische Focus für eine SSD sollte keinesfalls auf synthetische Benchmarks begrenzt sein, die täglichen Workloads stellen die primäre Relevanz dar und da hat sicherlich jeder Anwender seine eigenen individuellen Prämissen. Das andere Problem wären die kontinuierlich fallenden Preise, die auch vor der Konkurrenz nicht Halt machen. Eine Samsung 850 Pro ist ein Muster an Zuverlässigkeit, bietet immerhin 10 Jahre Garantie und kostet als 256 GB Version auch nur noch 138 € (Retail Version). Eine Crucial MX100 ist derzeit noch verfügbar und Samsung hat mit der 850 EVO und den aktuell dafür notwendigen 100 € natürlich ein weiteres heißes Eisen im Feuer der 256 GB
Marktdominanz. Warum Crucial für die MX200 trotz klarer Marketingaussagen wie "„führenden Spezifikationen an allen Fronten“ und „neuen Standard für SSDs“ die Garantiezeit auf lediglich 3 Jahre beschränkt erscheint nicht nur uns als deutlicher Widerspruch, oder vertraut man der eigenen Werbung nicht ...?

Nachtrag: die neue MU02 Firmware kam für eine zeitnahe Integration in den Testablauf zu spät, aber zumindest ein paar kleinere Stichproben waren noch möglich, so dass wir eines noch hinzufügen können: gravierende Performance-Steigerungen konnten wir keine beobachten, insofern werden sich die Optimierungen der neuen Firmware vermutlich aufs Bugfixing beschränken, was Crucial auch immer darunter versteht.

Zur besseren Übersicht noch einmal die Fakten unseres Tests in einer kompakten Übersicht:

Plus:
• sehr gute und hochwertige Verarbeitung
• sehr gute sequentielle Transferleistungen
• gute bis sehr gute 4K-Transferleistungen
• herausragende Zugriffszeiten
• sehr gute Trim-und Garbage Collection Implementierung
• 256-Bit AES Hardwareverschlüsselung ohne Performanceverlust möglich
• Temperaturüberwachungssensor mit Schutzschaltung
• Power-Loss Protection schützt die SSD vor kurzzeitigem Datenverlust
• RAIN-Technology bewahrt die Datenintegrität vor Kompromittierung
• absolut Zugriffs-und Störungsgeräuschfreier Betrieb
• äußerst stoßresistente Technik
• keine mechanischen Bauteile
• geringer Platzbedarf und Gewicht
• sehr gute thermische Eigenschaften, bis 70°C belastbar
• Adapter auf 9,5mm Bauhöhe vorhanden, Acronis 2014 Software
• sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 97 €)

Minus:
• nur 3 Jahre Garantie
• Crucial Storage Executive-Tool noch nicht zu empfehlen