Die Elektronik im Detail:

Bevor wir uns die verbaute Elektronik etwas detaillierter anschauen, möchten wir euch unseren Spezialartikel zu diesem Thema offerieren, damit wir dieses Review nicht mit Basics verstopfen:


Technische Aspekte zur aktuellen Netzteiltechnik



In dem verlinkten Artikel erfahrt ihr auch alles zum Thema DC-to-DC, LLC-Resonanzwandler/Polymer-Aluminium-Kondensatoren,, so dass wir euch diese technischen Erklärungen hier ersparen.


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SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil


Kommen wir jetzt zur Topologie des SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteils:

Die Fullbridge Topologie mit LLC-Resonanzwandlung als solche wurde primärseitig beibehalten, im sekundären Bereich wurden ebenfalls keine großartigen Änderungen vollzogen, dort setzt SeaSonic auch weiterhin auf Synchronous Rectification sprich synchrone Gleichrichtung. Die vier Leistungstransistoren 4x Fairchild FDMS015N04B zur Erzeugung der 12Volt Schiene sitzen wieder auf der Unterseite der Hauptplatine und haben zur Wärmeabführung über ein Wärmeleitpad direkten Kontakt mit dem Netzteilgehäuse. Die Filterung des +12Volt Signals in diesem Bereich übernehmen diverse Polymer Elkos von Nichicon.
Die Überlegungen und das technische Grundgerüst, die hinter der synchronen Gleichrichtung (Synchronous Rectifier) stecken, sind nicht wirklich neu aber durchaus nachvollziehbar: um den Wirkungsgrad eines Schaltreglers weiter zu steigern, ersetzt man auch bei Seasonic inzwischen die Dioden idealerweise durch mehrere passende Mosfets. Diese Beschaltung ähnelt dann einer Halbbrücken-Schaltung und man spricht vom Synchron-Gleichrichter (Synchronous Rectifier). Diese Erhöhung des Wirkungsgrades fällt bei kleinen Ausgangsspannungen immer stärker ins Gewicht. Die Begründung dafür ist, dass der anteilige Verlust der sonst üblichen Schottky-Dioden, durch deren Vorwärtsspannung von zirka 0,3 Volt ausgedrückt wird. Bei Abnahme der Ausgangsspannung steigen diese Verluste im Verhältnis immer weiter an, was natürlich unerwünscht ist. Ersetzt man die Diode hingegen durch einen entsprechenden Mosfet mit niedrigem RDS(on), kann man somit den Wirkungsgrad um einige Prozent erhöhen. Das ist auch der Grund, warum viele Hersteller diese Umsetzung als ideal ansehen, wenn es um die Herstellung von bezahlbaren hocheffizienten Netzteilen geht, denn der finanzielle Aufwand hält sich interessanterweise in überschaubaren Grenzen.

Aber der Reihe nach:
Die Eingangsfilterung (EMI) übernehmen zwei Y-Kondensatoren, ein X-Kondensator, sowie zwei Spulen und ein MOV (Metalloxid Varistor). Das ist aber beileibe noch nicht alles, es folgen weitere X-Kondensatoren und Y-Kondensatoren, Spulen, der erste Thermistor auf der Hauptplatine, die allesamt in der Nähe der beiden großen primären Kondensatoren positioniert wurden. Die im logischen Aufbau nun folgenden beiden Brückengleichrichter (Vishay LVB2560) verfügen über ausgeprägte silberne Kühlkörper, die etwas üppiger gestaltet wurden, als noch in früheren Serien. Die beiden Schaltransistoren respektive Mosfets stammen von Infineon (IPP50R140CP) und leiten ihre Abwärme ebenfalls an separate Kühlkörper ab. Als zentrale thermische Überwachung findet ein Thermistor von NTC Verwendung, der von einem Bypass-Relais unterstützt wird, das einerseits den Wirkungsgrad maximiert und andererseits dabei behilflich ist, den Thermistor bei Bedarf schneller abzukühlen.
Um den primären Bereich abzuschließen, dürfen natürlich nicht die beiden primären Elkos fehlen, es handelt sich um zwei Elkos aus dem Hause Nippon-Chemicon, die mit einer Spannungsfestigkeit von jeweils 400 Volt aufwarten, über die erstaunlich hohe Kapazität von 650mikroFarad und 450mikroFarad verfügen und bis 105°C als maximale Belastungstemperatur ausgelegt sind.
Die VRM Anordnung für die Erzeugung der 3,3 und 5 Volt Schienen wurde diesmal auf eine kleine separate Platine platziert. Dadurch wird nicht nur Ordnung im Layout erzeugt, es minimiert die Wege und reduziert Schaltverluste. Diese VRMs für die DC-to-Dc Implementierung von 3,3 und 5 Volt verfügen über einen PWM Controller von Anpec (APW7159). Die Leistungstransistoren der VRMs stammen wiederum von Infineon (6x Infineon BSC0906NS). Ganz in der Nähe finden wir eine weitere kleine Platine für die schon erwähnte LLC Resonanzsteuerung. Der Kaitän auf dieser Brücke ist ein alter Bekannter: der oft verbaute und bestens bewährte Champion CM6901 IC. Diese Auslagerung und Positionierung hat einen enormen Vorteil, der Zugang zum Lüfter Airflow ist nahezu perfekt.
Der sekundäre Bereich des Prime Netzteils ist überwiegend von Polymer-Aluminium-Kondensatoren sprich Feststoff-Kondensatoren geprägt, wobei sich durchaus noch einige traditionelle Elkos finden lassen, die unisono von Nippon-Chemicon stammen (KZH, KZE, KMR, KY, usw.). Diesbezüglich wäre sicherlich noch Luft nach oben vorhanden, aber das Netzteil soll schließlich noch gekauft und genutzt werden und kein Schattendasein in Ausstellungs-Vitrinen fristen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist nach wie vor die große entkoppelte Tochterplatine des Kabelmanagements. Dadurch wird nicht nur Ordnung im Layout erzeugt, es minimiert die Wege und reduziert Schaltverluste. Die überwiegende Anzahl der hier verlöteten Elkoss auf der Platine stammen aus dem Hause Nippo-Chemicon, Michicon und FPCAP und sind als Polymer-Aluminium-Kondensatoren ausgelegt.
Der zentrale Steuerungschip für die chipkontrollierte Schutzschaltungen stammt einmal mehr von Weltrend (WT7527), den kennen wir schon aus den vormaligen Platinum Serie von SeaSonic und wird von einem dualen Operationsverstärker unterstützt. Fehlt abschließend noch der Standby PWM Controller, der stammt dieses mal von Leadtrend (LD7750R) und sitzt an einem etwas versteckten Platz auf der Hauptplatine.


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SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil SeaSonic Prime Titanium 750 Watt Netzteil


Sämtliche Platinen bestehen aus mit Epoxidharz getränkten Glasfasermatten und somit schon der gehobenen Qualitätsklasse FR4 und FR5, im Gegensatz zu den deutlich billigeren Pertinax Platinen FR1 bis FR3. FR4 und FR5 Platinen besitzen eine bessere Kriechstromfestigkeit und optimierte Hochfrequenzeigenschaften. Darüber hinaus bleibt uns auch der nicht selten penetrante Gestank der Pertinax-Platinen erspart, der ganz sicher nicht gesund ist. FR steht übrigens für flame retardant, zu deutsch: flammenhemmend. Die Lötqualität bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau, daran gibt es absolut nichts zu bemängeln. An keiner Stelle wurde zu heiß gelötet, schauen Steckerfähnchen übermäßig weit heraus oder wurde unprofessionell nachgebessert. Daran dürfen sich andere Hersteller gerne ein Beispiel nehmen.

Damit hätten wir die wesentlichen Layout Highlights abgearbeitet und sehen uns wieder einmal darin bestätigt, das SeaSonic kein Blendwerk nötig hat, um stabile Leistungen in Verbindung mit hohen Effizienzwerten zu generieren. Die Verarbeitung bewegt sich auf allerhöchstem Niveau, auch wenn der eine oder andere Siliconklecks hätte vermieden werden können. Das SeaSonic Prime Netzteil entspricht bereits der RoSH Umweltverordnung und auch den strengen EuP und ERP Richtlinien (ErP Lot 6 ready), die eine Absenkung der Standby-Verluste einfordern (weniger als 0,3 Watt). Dazu sollte man wissen und bedenken, das diese Mechanismen überhaupt erst dann greifen, wenn das verbaute Mainboard dieses Feature explizit unterstützt und im BIOS aktiviert wurde. Die Kompatibilität zu den aktuellen Intel Prozessoren ist ebenfalls gewährleistet, das nur noch als kleine aber nicht unwichtige Ergänzung.