Fazit und Praxiserfahrungen:

Das Fazit nach zwei Wochen intensiver Tests gestaltete sich komplexer als erwartet, dazu existieren einfach zu viele "wenns" und "abers", die wir in der Summe der Bewertungen natürlich berückscitigen müssen. Zunächst einmal die gute Nachricht für alle Interessenten einer adäquaten Backup Festplatte: beide Testprobanden sind dafür zweifellos geeignet. Die WD Red in einigen Belangen noch etwas klarer als die Seagate, weil sie einfach weniger Strom verbraucht und deutlich weniger Lärm veranstaltet. Die mißverständlichen Angaben von Western Digital zum Thema Festplatten Drehzahl (IntelliPower) werten wir als Fauxpax, der sich hoffentliuch nicht wiederholt, in diese Marketing Falle sind wir leider auch getappt. Die WD Red läuft de facto mit 5400 U/mi und nicht mit 7200 U/min, oder womöglich mit variablen Drehzahlen. Der kapazitive Aspekt spielt den Backupern ebenfalls in die Hände, 3 Terrabyte sollten für die allermeisten Fallbespiele ausreichen. Weniger lärmempfindliche Anwender könnten natürlich auch die Seagate verwenden, zumal das Backup ja durchaus nicht stationär im Rechner durchgeführt werden muß, sondern auch extern per eSATA oder USB 3.0 Gehäuse optioniert werden könnte. Außerdem wird kaum ein Anwender alle halbe Stunde seinen PC backupen, darum hätte die Seagate diesbezüglich durchaus ihre Daseinberechtigung. Was die Zuverlässigkeit für eine Langzeitarchierung angeht, ist die Seagate der WD Red überlegen, nicht zuletzt durch ihre hochwertigere Fehlerkorrektur. Den Enterprise/Server/NAS Kunden wird die Lautstärke in der Regel weniger tangieren, hier sind hohe Transferleistungen in allen I/O Scenarien, Zugriffszeiten und Kapazität in Verbindung mit unterschiedlichen Workloads das entscheidene Kriterium und da scheiden sich die Geister schon etwas deutlicher. Die WD Red ist zwar ausdrücklich auf einen 24// Betrieb taxiert worden, bringt aber für einen Server und auch NAS (Network Attached Storage) Einsatz zu wenig technische Voraussetzungen mit. Dazu zählen neben der schon beschriebenen Nearline Technik insbesondere die unkorrigierbaren Lesefehler. 1 in 10^14 (WD Red) bewegt sich beispielsweise auf normalem Desktop Niveau, 1 in 10^15 (Seagate Constellation) klingt oberflächlich betrachtet nur marginal mehr, bedeutet aber de facto den entscheidenden Unterschied zwischen einer guten Desktop Festplatte und einem Mittelklasse Enterprise Laufwerk, 1 in 10^16 respektive 1 in 10^17 definieren den High End Bereich . Das Western Digital für die WD Red keinen RV-Sensor definiert hat, sollten wir nicht überbewerte, bei Western Digital heißt diese Vorrichtung 3D Active Balance Plus und entspricht von der Funktion her dem RV Sensor. Dieses Thema sollte nicht unterschätzt werden, zumal gerade dieser Sensor in einem NAS eine sehr wichtige Rolle spielt und nicht nur dort. Dieses technische Feature (Rotational Vibration) schützt die Datenscheiben vor schädigenden Vibrationen, die ja in einem Verbund mit mehreren anderen Festplatten (Serverrack, NAS) keineswegs selten auftreten. Somit reagieren RV-Senoren auf störende Vibrationen von außen und verhindern durch geeignete Korrekturmaßnahmen, dass sich die Festplatte abschaltet und aus einem Server-und/oder NAS Verbund aussteigt, was ja durchaus fatale Folgen haben kann. Diesbezüglich ist auch die Seagate bestens aufgestellt, sie besitzt nicht nur entsprechende RV-Sensoren, sondern auch die schon mehrfach erwähnte höherwertige Fehlerkorrektur.
Wie schaut es mit der RAID Tauglichkeit aus? diese wichtige Frage ist relativ schnell beantwortet: beide Festplatten sind geeignet und verfügen über Mechanismen, die Irritationen in einem RAID-Verbund weitestgehend verhindern. Das bedeutet in der Praxis, dass der RAID Controller das Laufwerk sozusagen nach eigenem Ermessen verwalten kann und darf. Eine Mainstream Desktop Festplatte verhindert diese Zusammenarbeit zwischen Festplatten-und RAID-Controller, so dass der RAID-Controller nicht helfend eingreifen kann, sollten sich Fehler zeigen, die zu einem Ausfall und somit zum Ausstieg aus dem RAID Verbund führen können. Was das Zubehör angeht, können beide Hersteller durchaus punkten, zumindest online. Neben einem deutschsprachigem Support, der bei Seagate noch etwas holperig funktioniert, offerieren Western Digital und Seagate verschiedene Software Pakete und Diagnosetools an. WD beispielsweise die Acronis True Image WD Edition oder das überarbeitete Data Lifeguard Diagnostics, Seagate setzt auf die bewährten Seatools. Firmware Updates sind auf beiden Homepages mühsam zu finden, daran sollten beide Hersteller noch arbeiten.
Was bleibt unterm Strich? Die Western Digital ist trotz aller positiven Aspekten weder richtig Fisch noch Fleisch und sitzt quasi zwischen den Stühlen, ein bißchen NAS und/oder Servertauglichkeit garantiert keine Zufriedenheit jedweder Kundenanforderung in diesen sehr speziellen Anforderungsprofilen. Western Digital hat zwar viele Vorkehrungen getroffen (u.a. 3D Active Balance Plus) um sie NAS-tauglich zu konzipieren, für eine dauerhafte NAS Beziehung fehlt es aber an der entsprechenden Fehlerkorrektur. Wer eine reine Backup Festplatte sucht, ist mit der WD Red prinzipiell gut bedient, aber die Konkurrenz aus dem eigenen Lager in Gestalt der WD Caviar Green spricht ein gehöriges Wörtchen mit. Die Caviar Green ist fast genauso schnell, benötigt noch etwas weniger Strom und agiert noch einen Hauch leiser. Insofern fällt die Wahl des geeigneten Datenträgers für eine Langzeit Archiverung unserer sensbilen Daten nicht eben leichter. Ist eine Langzeitarchivierung der primäre Kaufaspekt, sollte auf eine möglichst hochwertige Fehlerkorrektur geachtet werden, Festplatten mit einer URE ((Unrecoverable Read Error) 1 in 10^14 fallen dann im Grunde aus dem Raster und demzufolge auch die beiden vorgenannten Platten von Western Digital. Somit kommt die Seagate Constellation ins Spiel, die alle notwendigen Aspekte erfüllt, auch wenn dies mit einem hohem Stromverbrauch und inakzeptabler Lautstärke erkauft wird. Wer einen Server und/oder NAS Einsatz plant und die dafür notwendigen pekuniären Mittel nicht scheut, sollte die Seagate Constellation ES.2 abermals ins Kalkül ziehen, unter den aktuellen Enterprise Festplatten stellt sie angesichts der tendentiell fallenden Preise inzwischen fast schon ein Schnäppchen dar. Western Digital hat diesbezüglich auch noch einen gespitzen Pfeil im Köcher und zwar die RE4 Baureihe, die angesichts ihrer Eckdaten durchaus als Alternative zur Seagate Constellation angesehen werden muß, zumal sie leiser agiert und weniger Strom benötigt. Eventuell können wir die RE4 für einen späteren Test rekrutieren...

Zur besseren Übersicht noch einmal die Fakten unseres Tests in einer kompakten Übersicht:

Seagate Constellation ES.2, 3TB

Plus: • exzellente Verarbeitung, äußerst robuste Mechanik
• gute bis sehr gute sequentielle Transferleistungen
• befriedigende bis gute Transferleistung bei vielen kleinen Dateien
• gute bis sehr gute Zugriffszeiten
• 24/7 Betrieb/Server ausdrücklich unterstützt
• implementierter RV-Sensor
• Fehlerrate von 1 zu 10^15 ermöglicht server-Tauglichkeit
• problemloses Einbinden ins vorhandene System
• guter Support mit vielen kostenlosen Downloadoptionen
• akzeptables Preis-Leistungsverhältnis (ca. 250 €)
• sehr lange Garantiezeit (5 Jahre)

Minus:
• wird sehr warm
• nervige laute Zugriffsgeräusche, Vibrationen
• hoher Stromverbrauch


WD Red WD30EFRX, 3TB

Plus:
• exzellente Verarbeitung, robuste Mechanik
• gute sequentielle Transferleistungen
• ausreichende Zugriffszeiten
• 24/7 Betrieb ausdrücklich unterstützt
• 3D Active Balance Plus (Prinzip wie RV-Sensor)
• erstaunlich gute thermische Eigenschaften
• sehr gute Geräuschcharakteristik
• akzeptabler Stromverbrauch
• problemloses Einbinden ins vorhandene System
• guter deutschsprachiger Support mit vielen kostenlosen Downloadoptionen
• gutes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 170 €)
• recht lange Garantiezeit (3 Jahre)

Minus:
• Fehlerrate von 1 zu 10^14 nicht server-tauglich
• verbesserungsbedürftige Transferleistung bei vielen kleinen Dateien
• irreführende technische Angaben (IntelliPower)



Gesamtergebnis unseres Reviews:

Die Seagate Constellation ES.2 Festplatte erhält den PC-Experience Technology Award in Silber



Die Western Digital Red WD30EFRX Festplatte erhält den PC-Experience Technology Award in Silber




Weiterführende Links:

Seagate

Western Digital

Händlernachweis Seagate Constellation ES.2

Händlernachweis Western Digital Red WD30EFRX

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