Erste Praxis-Erfahrungen:

 
MSI setzt seine Individual-Tradition konsequent fort, auch die MSI GeForce GTX 1080 Gaming X 8G ist fraglos ein High-End Produkt ohne wenn und aber, zumindest auf den ersten und zweiten Blick. Die Begründungen dafür liegen nicht so offenkundig auf der Hand, wie vielleicht viele vermuten. Eine derartig teure und schnelle Grafikkarte setzt auch Emotionen frei, insofern ist es zuweilen schon verständlich, wenn deren Besitzer sich keinerlei Kritik gefallen lassen, auch wenn sie möglicherweise berechtigt wäre. Dies kann allerdings für uns nicht gelten, wir wollen keinen Besitzerstolz vermitteln, sondern technische Fakten.

Fakt ist, dass MSI einige technischen Register gezogen hat, um aus einem ab Werk schon sehr guten Produkt ein noch besseres zu kreieren und um sich von den Karten der anderen Nvidia Partner abzugrenzen. Dies beginnt traditionell bei der Komponenten Bestückung: eine 12-Layer Platine, hochwertigen und Mosfets, 8 Phasen (GPU), 2 Phasen (Speicher) Spannungsversorgung, vergoldete Kontakte, jeweils ein BIOS Chip für Werkseinstellung, Gaming und OC, Twin-Frozr-VI Kühlkonzept, sechs U-Heatpipes, usw. usw. Kurz und gut, MSI hat für die GTX 1080 die oberen Schatullen geöffnet. Das Resultat dieses Materialeinsatzes ist nicht nur optisch darstellbar, sondern auch im alltäglichen Praxisbetrieb. Diese Grafikkarte glänzt durch eine unglaubliche Stabilität in allen Aggregatszuständen, was einerseits durch den Einsatz der schon erwähnten Komponenten erklärbar ist und andererseits durch die Verwendung respektive Weiterentwicklung der Twin Frozr Kühlung, die auf jede thermische Eventualität die richtige Antwort parat hat. Diesbezüglich sei beispielsweise die clevere Dust Removal Funktion erwähnt, über die sich die Lüfter beim Systemstart von blockadefreudigem Staub trennen, in dem die Lüfter kurzzeitig in die entgegengesetzte Richtung drehen. Sicherlich hört sich unser Text ein wenig nach Marketing Katalog Seite 1 an, aber etwas differenzierter sollte man die Komponenten Beschreibung schon verstehen. Wenn wir uns vor Augen führen, das diese Komponenten u.a. eben auch einen sehr hohen Anteil daran ausmachen, ob eine Grafikkarte in bestimmten Lastzuständen Fiep/Pfeif-und/oder anders geartete Störgeräusche (Coil Whine) erzeugt oder nicht. Und diesbezüglich können wir Entwarnung geben, unsere MSI verrichtet ihren Job nahezu geräuschlos, was man ja leider nicht von allen Karten und auch nicht von den vergleichbaren Konkurrenzmodellen auf dem Markt behaupten kann. Den kleinen Fiep-Selbsttest hatten wir im Laufe des Artikels ja schon erwähnt, eine gute Methode um eine Grafikkarte schnell und ohne Klimmzuge diesbezüglich zu testen. Selbstverständlich profitiert die MSI Grafikkarte auch von den restlichen Komponenten unseres Redaktionsrechners, das hochwertige EVGA Mainboard und das Seasonic Netzteil minimieren schon von Haus aus diese Problematik und steigern durch ihre hochwertigen Bauteile die Unempfindlichkeite gegen elektronische Störgeräusche. Geiz ist also durchaus nicht geil, sondern meistens absolut fehl am Platze, vor allem wenn der Anwender zu den geräuschtechnisch empfindlichen Nutzern gehört.

Die Kühlung der MSI Grafikkarte wurde offenkundig aufwendig getestet, davon konnten wir uns nach einigen Probeläufen überzeugen, die MSI Karte wurde semi-passiv konzipiert, dadurch arbeitet ist sie im Idle-Modus lautlos. Konkret bedeutet dies dass die Karte im 2D Modus und unterhalb von 50°C die Lüfter nicht rotieren lässt. Erst ab 50°C aufwärts werden die Lüfter langsam dazu geschaltet, das beginnt bei knapp 590 U/Min und ist definitiv nicht aus dem System vernehmbar. Über 50°C und unter Spielelast steigert sich das Drehzahlvolumen auf bis 1300 U/min, was in unserem System allerdings ebenfalls nicht von der Arbeit der anderen Systemlüfter zu differenzieren war, das mag individuell anders ausfallen. Insgesamt funktioniert dieses Kühlkonzept gut, die Karte ist sehr lange sehr leise und die jeweiligen Komponenten der Karte werden in jedem Aggregatszustand zuverlässig gekühlt, darauf kommt es an und darauf möchte sich der Anwender daheim auch verlassen können.

Der Strombedarf der MSI GeForce GTX 1080 Gaming X 8G hält sich mit 127 Watt (ohne Last) und 393 Watt (Spielelast) zwar noch in überschaubaren Grenzen, macht aber auch deutlich, dass selbst den von vielen wegen seiner Energie-Effizienz oftmals gelobten Pascal Architektur an seine Grenzen stößt. "Ja aber AMD kann es doch auch nicht besser" hören wir die Nvidia Fans lamentieren. Das können wir aber nicht als Argument gelten lassen, auch wenn es stimmen mag. Das gerade in diesem Bereich immer noch Optimierungs-Optionen existieren, zeigt der Effizienz-Sprung von Nvidias Maxwell und Keppler Plattform zur aktuellen Pascal Plattform sehr deutlich.
Nun könnte man abseits der funktionierenden Features noch stundenlang darüber diskutieren, ob das verbesserte AF (Anisotropische Filterung) von Nvidia oder AMDs Supersampling Kantenglättung vorzuziehen wäre, beide Philosophien haben ihre Vor-und Nachteile. Nvidia hat seine Vorteile diesbezüglich durch eine eindeutig geringere Neigung zum Flimmern als AMD, auch wenn AMD inzwischen deutlich aufgeholt hat. Die Anisotrope Filterung (der Schärfeeindruck bei entfernten Texturen) war bisher ebenfalls eine AMD Baustelle, das hat sich aber spätestens seit der Radeon 7970 geändert. Man erreicht zwar noch nicht ganz die Qualität von Nvidia, aber im Vergleich zu früheren Grafikchips sind deutlich Verbesserungen sichtbar, insbesondere seit der Einführung der Polaris10 Grafikkarten.

Das Thema Nachladeruckler wird gerne angeführt, um den Kauf einer Grafikkarte mit mehr VRAM zu rechtfertigen. Wobei die Spiele Engine und auch die Qualitätseinstellungen im Treiber diesbezüglich natürlich auch eine enorm gewichtige Rolle spielt, wie man ja beispielsweise anhand von Crysis 3, Metro Last Light oder Battlefield 4 deutlich nachvollziehen konnte. Wer nun aber alles am VRAM festmacht, wird der Sache auch nicht gerecht, da die Qualität der Texturen und Textur-Swaps ein entscheidendes Wörtchen mitreden, zu beobachten über eben diese Nachladeruckler oder starke Einbrüche beim schnellen Wechsel der Games-Level. Da kann mehr VRAM natürlich etwas Linderung erreichen, wenn auch nicht gänzlich das grundsätzliche Problem beseitigen, denn da sind die Spieledesigner ebenso um nicht zu sagen ganz entscheidend gefordert. Trotzdem werden wir im Laufe der nächsten zwei Jahre vermutlich 8GB VRAM als neue Standard-Bestückung vorfinden. 12 GB VRAM und mehr dürften den High-End Plattformen zuzuordnen sein, also AMDs Vega und Nvidias GTX 1080 TI, aber das soll jetzt nicht unser Thema sein. 
 
Kritik
Es existieren und nun kommen wir zu unserem dritten Blickwinkel, durchaus einige Aspekte, die uns ganz und gar nicht nicht zusagen: das Handbuch ist sehr karges Faltblatt und das Zubehörpaket ist eigentlich gar keines, es fehlt definitiv ein attraktives aktuelles Spiel, darüber hinaus hätten wir uns gängige Adapter für alle wichtigen Eventualitäten gewünscht. MSI kann nicht ernsthaft davon ausgehen, das ihre Kunden Informatik studiert oder ein Grafikkarten-Installations-Praktikum absolviert haben, darum muss das Handbuch schlicht und ergreifend umfangreicher gestaltet sein. Solche Kleinigkeiten mögen einige als lapidar oder belanglos abtun, wir sehen das etwas anders, denn gerade bei solchen Kleinigkeiten zeigt sich ein funktionierendes Qualitätsmanagement oder eben auch nicht.
Das der Homeuser sich Netflix-Filme auch auf dem PC in 4K-Auflösung anschauen möchte, liegt nahe, aber warum ermöglicht Nividia dies dann nicht ? Aktuelle Grafikkarten der Serien Radeon RX 400 (Polaris) und GeForce GTX 1000 (Pascal) werden derzeit nicht unterstützt, obwohl sie nach Angaben der GPU-Hersteller die erforderlichen Kopierschutzmechanismen unterstützen (PlayReady 3.0 SL3000, HDCP 2.2). Ob Nvidia dies durch eine entsprechende Treiber-Modifikation nachliefern wird, ist derzeit noch ungeklärt. Das mag als Fauxpas erscheinen, wir sind allerdings der Meinung, dass man solche Defizite damit nicht abtun kann, der Anwender erwartet für sein Geld praxisnahe Lösungen und keine ärgerlichen Luftlöcher.
Dies gilt gleichermaßen für die eingeschränkte Garantie von MSI, die explizit darauf verweist, das lediglich 3 Jahre ab Produktions-respektive Herstellungs-Zeitraum gewährt werden. Für den Kunden bedeutet dies im Klartext: wenn die Grafikkarte irgendwo 5 Monate herum gelegen hat und erst dann gekauft wird, ist die Garantie von 36 auf 31 Monate geschrumpft, das ist einfach nur inakzeptabel...


Schlussendlich stellt sich natürlich die Frage nach der angestrebten Käufer-Zielgruppe für so eine schnelle Grafikkarte, auch wenn der hohe Preis fraglos schon eine grundsätzliche Vorselektierung erzeugt. Die Frage ist relativ leicht zu beantworten: wer sich diese Grafikkarte leisten kann, über einen großen Monitor (24" Minimum) verfügt und an einer prinzipiellen Übertaktung interessiert ist, sowie die dafür technischen Ambitionen besitzt, kommt als Klientel in die Verlosung. Klingt trivial und ist es auch, weil so eine Grafikkarte an einen 19-Zoll Monitor anzuschließen ist in etwa so sinnvoll wie der Einsatz von 32GB Arbeitsspeicher auf einem Office Rechner. Und wer nicht übertaktet und auch sonst keine Begeisterung für ultimativ ausgeklügelte Hardware empfindet, sollte sich einen anderen und vor allem preiswerteren Grafikbeschleuniger suchen, zumal die Preise wegen der zahlreichen Neu-und Weiterentwicklungen noch weiter in Bewegung geraten werden. Eine ausgesprochen vorzüglich agierende Radeon RX480 kostet keine 300 € mehr, die Nvidia GTX 1070 liegt inzwischen bei 490 € respektive schon deutlich darunter und genau das macht die Entscheidung für eine unserer Meinung nach überteuerte MSI GeForce GTX 1080 Gaming X 8G nicht unbedingt plausibler, zuml in der Ferne bereits die kommende Geforce GTX 1080 TI die Fähnchen schwingt...



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