Fazit und Praxis-Erfahrungen :

Ein paar Anmerkungen sozusagen off-the-Record: Die Komplexität der Einfachheit ist ein Aspekt, an dem leider viele PC Gehäuse scheitern, das bezieht sich jetzt gar nicht so sehr auf RaiJintek, ist aber ein grundsätzliches Ärgernis, das sich durch viele unserer Gehäuse-Tests wie ein schlecht gewaschener Faden zieht. Selbst teure Gehäuse kommen ohne Lüftersteuerung, aber warum ? oder warum sind die Lüftergitter an 95% der verfügbaren Gehäuse nicht genauso entfernbar wie z.B. bei Lian Li ? oder warum werden Gehäuse als Gaming Gehäuse tituliert, obwohl sie dem Gamer nicht ein eniziges Frame mehr Leistung bewerkstelligen, geschweige denn die Grafikkarte oder CPU beschleunigen. Diese Fragen stellen wir uns seit über 10 Jahren und bemängeln das ebenso lange, allein die Hersteller interessiert es offensichtlich nicht...

Und eines beweist unser Praxis-Test unmissverständlich, ein Review mit ein paar Bildern und den technischen Daten des Herstellers hat mit einem ganzheitlichen aussagekräftigen Test nicht einmal peripher etwas zu tun und erwirtschaftet auch keine Erkenntnisse darüber, ob das Produkt etwas taugt oder nicht, darum lehnen wir solche Hofberichterstattungen mit Anhang auch kategorisch ab. Das sei all denen gesagt, die uns manchmal vorwerfen, wir würden zu viel schreiben oder gerne über den Tellerand schauen...

Bevor wir jetzt aber völlig am eigentlichen Thema vorbei schwimmen, schnell zurück zu den Testresultaten: das RaiJintek Gehäuse kann über seine Verarbeitung und die Lackierung fraglos Punkte sammeln, auch wenn uns der Feinschliff wie nachgeschnittene Gewinde und dergleichen fehlt. Es ist zwar löblich, dass RaiJintek so viele Lüftereinbauoptionen anbietet, dann aber bitteschön mit der Lizenz zum Verschließen bei Nichtgebrauch und entfernbaren Lüftergittern.
Das I/O Panel hätte auch gern an einer zentraleren Stelle platziert werden können und inklusive einer Staubkappe wären kaum noch Wünsche offen gewesen. Die Bestückung mit USB 2.0 und 3.0 ist vorbildlich, das passt und ergibt Sinn, denn viele externe Eingabegeräte haben so ihre Probleme wenn es um die Verstöpselung respektive Erkennung unter USB 3.0 geht.
Platzprobleme dürften bei gezieltem Einkauf der Komponenten eigentlich keine Rolle spielen, Netzteile mit Kabelmanagement sind grundsätzlich vorzuziehen, das erleichtert die Komplettierung und die spätere Pflege des Innenraums kolossal. Und wer eine der aktuellen kompakten Grafikkarten wie z.B. die Sapphire Radeon R9 380 ITX Compact verwendet, spart trotz hoher Grafik-Leistung einiges an nervigem Kabel-Chaos. Außerdem ist es nicht besonders erquickend, eine ausgewachsene Grafikkarte durch die Ecken und Winkel kleiner Gehäuse zu manövrieren. Insofern hätte eine kompakte Grafikkarte ganz klar Priorität, die uns für diesen Test aber leider nicht zur Verfügung stand.
Das eine Frontverkleidung leicht entfernbar sein sollte, hat sich glücklicherweise zu den Herstellern herumgesprochen, warum RaiJintek die Lüfter dahinter trotzdem so versteckt, bleibt uns ein Rätsel. Dadurch werden nicht nur die Wirkungsgrade der Lüfter eingeschränkt, es fällt auch sehr schwer, die Lüfter zu reinigen, weil man an den Streben kaum vorbekommt. Nun ist uns natürlich klar, dass auch das Aeneas Gehäuse von einem der wenigen echten Gehäuse OEMs in Fernost gefertigt wird und dass diese nicht unzählig viele verschiedene Fertigungsschablonen besitzen, sollte auch niemand überraschen. Das eine oder andere aktuelle Gehäuse in diesem Preissegment unterscheidet sich tatsächlich nur durch die Frontverkleidung. Trotzdem sollte RaiJintek unsere Kritik ernst nehmen, denn der Kunde sieht die Vor-und Nachteile sehr genau und ist auch durchaus bereit, für praxisorientierte Features etwas mehr Geld auszugeben, wenn es denn wenigstens ansatzweise einen funktionellen Mehrwert bietet.

Der mehrfach erwähnte Spagat steht zwar auf wackeligen Füßen, aber er steht und darauf kommt es schlußendlich an. Wer angesichts des Preises von 79,90 € skeptisch abgewinkt hat, sieht sich eines Besseren belehrt. Natürlich hat das Gehäuse seine Schwächen, aber in der Summe werden viele Mankos vom Preis ausbalanciert. Wer bei der Systembestückung darauf achtet, dass die Komponenten nicht all zu viel Lärm erzeugen, wer die Lüfter austauscht und/oder eine gute analoge Lüftersteuerung dazu kauft, bleibt unterm Strich immer noch innerhalb eines sehr überschaubaren Investitions-Levels von ca. 1.000 € für ein ebenso schnelles wie gut gekühltes System. Vielleicht bietet RaiJintek in Zusammenarbeit mit Caseking über kurz oder lang das Gehäuse in einem Bundle mit den vorzüglichen King Mod Dämmatten an, was dem Bestreben, ein leises System zu realisieren, enorm entgegenkommt. Wenn RaiJintek noch mehr Kunden abholen möchte, sollte dieser Vorschlag zumindest in Erwägung gezogen werden. Unter dem berühmten Strich steht der Gold Award, das wollen wir fairerweise nicht unerwähnt lassen, in erster Linie auf der Habenseite des AMD-Komponenten-Mix, die ein sehr stimmiges Gesamtkonzept formten, so dass wir ein sehr schnelles, gut gekühltes, bei Bedarf auch sehr leises und trotz aller Ansprüche durchaus preiswertes System kreieren konnten. Und das trotz aller Skeptiker, die uns im Vorfeld davon abgeraten hatten. Umso mehr haben wir uns im Nachhinein über das eindrucksvolle Resultat gefreut und natürlich hat auch RaiJintek seinen Anteil daran, darüber besteht absolut kein Zweifel...
Nein, das Thema Support haben wir nicht zur Seite gestellt oder vergessen, unsere aufmerksamen Leser wissen natürlich, wie entscheidend gerade dieser Aspekt bei der Bewertung der jeweiligen Produkte von uns gewichtet wird. Was nützt dem späteren Käufer die lukrativste Preisersparnis, wenn der Support nicht einmal rudimentär leistet, was von ihm erwartet wird: nämlich schnelle und unkomplizierte Unterstützung. Was für RaiJintek gilt, hat auch für die anderen beteiligten Firmen an diesem Test-Projekt seine Gültigkeit: es existiert ein deutschsprachiger kompetenter Support, so dass der Kunde im Problemfall keinesfalls allein gelassen wird und genau das ist es doch, worauf es ankommt...


Zur besseren Übersicht noch einmal die wichtigsten Test-Resultate in der Gesamtübersicht:

Plus:
• relativ wertige Optik, schicke Beleuchtung
• befriedigende bis gute Verarbeitung
• noch ausreichende Statik und Verwindungssteifigkeit
• sehr robuste Pulverbeschichtung, außen wie innen
• rutschfester leicht entkoppelter Stand
• sehr passgenaue und klapperfreie Seitenteile
• weitestgehend komplette Ausstattung
• Festplatten entkoppelt verbaubar
• befiredigendes Platzangebot, viele Einbauoptionen
• Kompatibilität zu langen Grafikkarten (bis 310mm)
• keine Probleme bei der Aufnahme großer Towerkühler (bis 180mm Bauhöhe)
• Verkabelung noch ausreichend lang bemessen und vorverlegt
• zwei Schlauch-Durchführungen für optionale Wasserkühlung vorhanden
• gute bis sehr gute Kühleigenschaften
• qualitativ noch annehmbare Werkslüfter
• USB 3.0 Anbindung über 20-poligen Mainboard Pfostenstecker (USB Header)
• auswaschbare Staubfilter (Front und Gehäusedeckel)
• deutschsprachiger kompetenter Support
• sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 79,90 €)


Minus:
• Werkslüfter ohne Lüftersteuerung zu laut
• I/O Panel könnte praktikabler plaziert sein, keine Staubkappen
• Lüfter umständlich zu reinigen, Lüftergitter nicht entfernbar
• zu viel Mesh erhöht den Aufwand für einen Silent Betrieb
• keinerlei Entkoppelungen für Lüfter oder Netzteil




Gesamtergebnis unseres Reviews:

Das RaiJintek Aeneas Gehäuse erhält in Verbindung mit den AMD-Komponenten den PC-Experience Award in Gold



Weiterführende Links:

AMD

Asrock

Sapphire

RaiJintek

Händlernachweis RaiJintek Aeneas


Abschließend bedanken wir uns bei AMD (Jochen Roeth), Asrock (Peter Fest), Sapphire (Alexander Schmidt) und natürlich RaiJintek (Tony Sahin) sehr herzlich für die Bereitstellung der Testexemplare und für den freundlichen Support


euer PC-Experience.de Team

Cerberus