Die Tastatur in der Praxis:

Wir erinnern uns: Tastaturen können normalerweise über die USB Schnittstelle maximal 6-Key-Rollover zur Verfügung stellen (also 6 Tasten und ein Modifier wie z.B. STRG können gleichzeitig bestätigt werden). Mehr wäre über die USB Schnittstelle prinzipiell nicht möglich, weil die Schnittstellenspezifikation dies nicht zuläßt. Wer also die volle Spannbreite nutzen will oder möchte, muß die Tastatur über die PS2 Schnittstelle anschließen. Corsair hat an dieser Stelle eine eigene Lösung kreiert, über eine spezielle Interface Technik wird so über USB ein 20-Key-Rollover ermöglicht, so daß ein Ausweichen auf die PS/2 Schnittstelle nicht nötig wäre. Der Trick dabei ist, das Corsair mehrere USB Controller implementiert und somit den Rechner zwingt, mehrere USB Controller zu installieren, so daß ein 20-Key-Rollover realisiert werden kann, obwohl die Schnittstelle sie eigentlich nicht unterstützt. Corsair ist an dieser Stelle aber nicht der Vorreiter dieser wirkungsvollen Emulierung, andere Hersteller wie QPad sind auch schon in dieser Hinsicht aktiv geworden und Logitech hat für die G710+ ein ähnliches Konzept umgesetzt.
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Die Stabilisatoren und Clips der größeren Taster-Caps stammen aus dem Hause Cherry, was nicht jedem gefallen wird, da diese kleinen stählernen Spannfedern gerne mal zum quietschen neigen, was wir aus unserem 4-wöchigen Praxisbetrieb heraus bisher allerdings nicht bestätigen können. Sämtliche ABS Taster-Caps sind über einen KeyCap-Puller sehr leicht zu entfernen, dazu schiebt man diesen Puller zentral über den jeweiligen Cap und hebt ihn vorsichtig mit einem leichten Ruck von den Cherry MX-Brown Tastern ab. Das Ganze ist unerhört praktisch, wenn es um die Reinigung der Tastatur geht, oder wenn defekte Caps ausgetauscht werden müssen. Leider hat Logitech auf die Lieferung so eines KeyCap-Pullers verzichtet, ein kaum nachzuvollziehender Umstand angesichts des Kaufpreises.
Die 1,4mm starken O-Ringe in den Taster-Caps sollen das Betätigungsgeräusch der MX Brown Taster dämpfen und das tun sich auch erstaunlich wirksam. Im Vergleich zu unserer ohnehin nicht übermäßig lauten Zowie Celeritas bewirken diese O-Ringe eine deutliche Reduzierung des "Betriebsgeräusches". Wer nun denkt, das würde negative Auswirkungen auf die Präzision haben, den können wir beruhigen, dergleichen konnten wir nicht attestieren, genauso wenig wie einen schwammigen oder auch zu weichen Anschlag. Da stellt sich natürlich die Frage: wie lange halten diese O-Ringe? das wird keiner aus der Erfahrung vorhersagen können, aber 50 Millionen Tasteranschläge ganz sicher nicht, insofern wäre Logitech gut beraten, solche O-Ringe als Ersatzteil zu bevorraten.
Das Tastatur Layout der Logitech G710+ ist schnell erklärt, ganz oben finden wir die Zusatztasten, die leider nur in Rubberdome Qualität ausgeführt sind. Als da wären 4 Multimediatasten oben ganz rechts, links daneben die beiden Tasten für die Beleuchtung und ganz links oben 5 weitere Tasten. Direkt über F5 befindet sich die Aktiviertaste für den Gaming Modus, über diese Taste wird bei Aktivierung verhindert, dass die Tasten mit dem Windows Symbol negativ ins Spielgeschehen eingreifen können. Die daneben positionierten M-Tasten dienen zur Aufzeichnung bestimmter Verhaltensmuster sprich Tastenmakros, die dann über die sechs Zusatztasten in dem orange abgetrennten Bereich der Tastatur (ganz links außen) abgerufen wereden können. Jede dieser 6 G-Tasten kann dreifach belegt werden, daraus ergeben sich demnach 18 verschiedene Funktionen und Optionen. Über dem Ziffernblock finden wir darüber hinaus auch noch eine Rubberdome Taste für eine eventuelle Stummschaltung, sowie ein üppig ausgeprägtes aber sehr fein einzustellendes Scrollrad für die Lautstärkeregelung. Alle anderen 104 Taster stammen aus den Cherry MX-Brown Schatullen und verfügen über deren typische Merkmale, also eine Taktile Rückmeldung, eine Taster Auslösekraft von ca. 45 Gramm, einen Tasterweg von 2mm bis zur Befehlsumsetzung und eine zu erwartende Lebensdauer von ca. 50 Millionen Betätigungen pro Taster.
Gesteuert werden kann all dies über eine sehr umfangreiche Soiftware, die inzwischen auch über eine entsprechende deutschsprachige Dokumentation verfügt, denn machen wir uns nichts vor, das Thema ist zu komplex, als dass es lediglich durch Intuition nachvollziehbar wäre. Gespeichert werden die Makros lokal auf unserem Rechner, so dass sie auch nach einem technischen Problem oder Systemabsturz normalerweise nicht verloren gehen.

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Scheinbar kann die Firmware über den jetzigen Revisionsstand der Software nicht aktualisiert werden, möglicherweise ist dies auch nicht so vorgesehen, es wäre aber eine sehr sinnvolle Option und Logitech sollte sie zumindest in Betracht ziehen. Die G710+ Tastatur arbeitet ab Werk mit einer USB Abtastrate (Polling Rate) von 1000 Hertz, das mag bei Gaming Mäusen durchaus eine entscheidende Rolle spielen, in unserem Test konnten wir keinen spürbaren Unterschied zwischen den herkömmlichen 125 Hertz und den 1000 Hertz der Logitech herausarbeiten. Vielleicht sind Profi Gamer dazu in der Lage, wir waren es jedenfalls nicht.
Im Praxistest zeigte sich einmal mehr, wie wichtig stabile Anstellwinkel für eine Tastatur sein können, denn durch die somit leicht angeschrägte Grundstruktur der Tastatur ist eine sehr unangestrengte Arbeitsweise möglich, weil die Hände nach oben normalerweise nicht abknicken können. Auf Grund des Tasten Standard Layouts, ist eine grundsätzliche Umgewöhnung an neue Tastenpositionen kaum nötig. Ein weiterer ganz wichtiger Qualitäts-Aspekt ist eine relativ rutschfeste Oberflächenbeschichtung der jeweiligen Taster-Caps, zumal wir schon Tastaturen erlebt haben, wo man nur im Schlingerkurs tippen konnte, weil die Taster-Caps viel zu glatt waren. Dies ist hier definitiv nicht der Fall, die einzelnen leicht muldigen Taster-Caps sind sehr griffig und bedingt durch eine Lasergrafur auch relativ nachhaltig gekennzeichnet. Selbstverständlich existieren durchaus noch wesentlich hochwertigere und vor allem teurere Möglichkeiten eine Taster-Cap zu beschriften, wie z.B. das sogenannte Double-Shot Injection Molding, aber eine Tastatur sollte auch bezahlbar bleiben. 

Die Alltagstauglichkeit der Logitech G710+ bezüglich normaler Office-Schreibarbeiten charakterisieren wir als durchweg gut. In Office 2010 existierten keine Scenarien, die durch negative Aspekte auffielen, die Geräuschkulisse der Cherry MX-Brown Taster mit den O-Ringen ist dabei sehr hilfreich, denn sie lenkt nicht duch nerviges Geklacker von der konzentrerten Arbeit ab. Wenn wir einen Vergleich ziehen sollten, zwischen den MX-Brown, den MX-Red und den MX-Black, dann sind die MX-Brown für Office Arbeiten eindeutig im Vorteil, nicht nur weil sie prinzipiell leiser agieren, sondern insbesondere weil wir als Anwender eine taktile Rückmeldung darüber erhalten, was wir mit unseren Fin´gern auf den Tastern veranstalten. Das mag beim Spielen stören, beim Schreiben ganz sicher nicht.

Im Gaming Test liegt die G710+ auf dem Niveau der Zowie Celeritas und das ist durchaus keine Überraschung, schließlich verfügen beide Tastaturen über die MX-Brown Taster. Das klingt nicht nur schnell, das ist es auch in der Realität, lediglich 45 Gramm Auslösekraft sind nunmal nicht wegzudiskutieren. Trotzdem fühlen sich sowohl die Corsair K90 mit ihren MX-Red Tastern, als auch die Ozone Strike mit den MX-Black auf Grund der fehlenden taktilen Rückmeldung noch einen Hauch flinker an, auch wenn dies ein subjektives Gefühl sein mag. Wenn wir unsere Enermax Aurora Premium als Vergleich heranziehen, haben wir zwar auch einen sehr kurzen Tastenhub (2,5mm), aber die Auslösekraft ist deutlich höher. Die Taster Auslösekraft liegt bei der Celeritas und auch der G710+ bei 45 bis maximal 55 Gramm, unsere Enermax benötigt dafür schon fast 70 Gramm. Demzufolge ist ein ermüdungsfreies Spielen auf den mechanischen Tastaturen eindeutig eher zu erreichen als auf unserer Enermax Tastatur, mit der schon etwas besseren Scissor Tastertechnik.
Unseren Spiele Parcour mit Crysis 2, Anno 1404 und Mass Effect 3 meisterte die mechanische Logitech Tastatur ansonsten ohne irgendeinen Ausrutscher oder Funktions-Fehlinterpretation. Grundsätzlich gab es kaum Grund zu Beanstandungen, NKRO auf 26 Tasten fixiert funktioniert über USB 2.0 nahezu perfekt, sofern das in der Praxis vom jeweiligen Spieler überhaupt umsetzbar ist, diesbezüglich haben wir so unsere Zweifel...