Fazit und Praxiserfahrungen:

"Quo vadis LAMD?" könnte man fragen, wohin gehst du Link a Media? da kristallisieren sich zwei mögliche Wege heraus. Einmal ganz nach vorne als technologische Speerspitze für den neuen Besitzer Hynix, der LAMD LM87800 Controller hat zweifellos enormes Potential, das hat unser Corsair Neutron GTX Test sehr deutlich aufgezeigt. Und als zweites mögliches Ziel könnte die Vermarktung als fertiges Baukasten-Modell für andere Firmen eine mögliche Prämisse darstellen. Technisch wäre dies überhaupt kein Problem, das dafür notwendige Triumvirat in der Form von Controller, Firmware und Layout liegt fertig in der Schatulle, die Firmen müssen sich nur noch bedienen. Corsair hat dies bereits erfolgreich getan, andere werden vermutlich folgen, wobei wir natürlich die vertraglichen Absprachen zwischen Hynix/LAMD und Corsair nicht kennen.
Abseits dieser Aspekte können wir auf einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen SSD Test zurückblicken, der relativ unaufgeregt verlief, zumal sich überhaupt keine technischen Probleme oder Irritationen in welcher Form auch immer einstellten. Klingt langweilig, war es aber nicht, vor einem SSD Test weiß niemand im Voraus, war den Tester erwartet, die Ergebnisse anderer Redaktionen helfen da keineswegs weiter, selbst wenn wir alle identische System verwenden würden.
Resümieren wir noch einmal kurz die technischen Fakten: die Corsair Neutron GTX mit dem LAMD LM87800 Controller zieht einige technische Register, um sich sehr erfolgreich und durchaus überzeugend in vielen unserer Test Kategorien an die Spitze zu setzen. Die hochwertigen Toshiba Toogle NAND Flashbausteine sind diesbezüglich schon fast obligatorisch zu nennen, dies gilt ebenso für die seriös konzipierten Cache Bausteine von Samsung. Verarbeitung und Fertigungsqualität überzeugen gleichermaßen, dabei spielt es keine Rolle, ob wir die SSD von außen betrachten, oder einen Blick ins Allerheiligste werfen. Die sequentielle Geschwindigkeit des Neutron GTX Laufwerks attestieren wir als extraordinär, keiner der bisherigen Konkurrenten kann an dieser Stelle mithalten, weder beim Lesen und schon gar nicht beim Schreiben, wo die GTX ein ums andere mal neue Bestmarken setzt. Es zeigt sich aber auch, das die SATA 6Gb/s Schnittstelle ob ihrer Performance ausgereizt ist und noch schnellere SSDs limitiert. SATA 12Gb/s ist nicht in Sicht und wird sehr wahrscheinlich auch nicht als Lösung in Betracht kommen, da der Aufwand zu groß wäre. Die SSD-Schnittstelle der Zukunft wird sehr wahrscheinlich PCI Express heißen und wird die Technik von PCI Express (3.0) zur Datenübertragung nutzen, die Pläne dafür liegen seit September 2011 in den Schubladen von Intel und Konsorten.
Der Energiebedarf geht in Ordnung, wobei uns der Stromverbrauch ohne Last einen Hauch zu hoch erscheint, das sollte aber über künftige Firmware Updates noch zu fixen sein. Leistungseinbrüche wie wir sie immer wieder auf sandforce-basierten SSDs erleben, finden auf dieser SSD definitiv nicht statt. Die Adaptive-DSP-Technik (Digital Signal Processing) zur Langzeiterhaltung der Leistung greift also. Einzig der Betrieb auf einem System ohne Trim Unterstützung (Windows XP, Vista usw.) sollte gut überlegt sein, denn die SSD verliert sonst relativ schnell einen nicht unerheblichen Teil ihrer Performance, da die Garbage Collection relativ moderat eingestellt wurde. Wenn Corsair ein entsprechendes manuelle Trim Tool dazu liefern würde, könnte man dieses Manko sehr schnell kompensieren. Was unsere Skepsis erregt, ist die Tatsache, dass keinerlei Angaben zu den P/E Zyklen erhältlich sind. Dieser sehr zentrale Parameter zur Bestimmung der zu erwartenden Flashzellen-Lebensdauer sollte deutlich kommuniziert werden, schließlich handelt es sich ja nicht um Hexenwerk. Natürlich lässt sich trotzdem nicht vorhersagen, wann eine Flashzelle ausfällt, dazu spielen zu viele weitere Aspekte noch eine Rolle. Aber es lässt sich für den Verbraucher zumindest erahnen, wohin die "Reise" geht und der Verbraucher stochert nicht gerne im Nebel, wir übrigens auch nicht.
à propos Kommunikation mit dem Kunden, diesbezüglich tut sich Corsair ohnehin etwas schwer. Die technischen Vorzüge der Neutron GTX stehen diametral zum Ausstattungspaket und zur Dokumentation dieser SSD. Uns fehlt einfach eine dezidierte Anleitung für den Kunden, die es ohne große Klimmzüge ermöglicht, die SSD in Betrieb zu nehmen. Corsair kann nicht ernsthaft davon ausgehen, das der Kunde alles weiß und/oder sich stundenlang durch Internetforen wühlt, um seine fehlenden Informationen zu recherchieren. So ein Serviceverhalten kann man in der heutigen Zeit nicht mehr tolerieren und führt in unserer Qualitätsanalyse automatisch zu einer deutlichen Abwertung. Da hilft dem Kunden die verlängerte Garantiezeit (5 Jahre) auch nur bedingt weiter.
Kommen wir zum Preis-Leistungsverhältnis: hier rangiert eine immer noch technisch vorzügliche Crucial m4 mit ihren knapp 160 für die 256GB Variante sehr weit vorne, gefolgt von der etwas schnelleren Samsung 830 (256GB), die sogar schon ab 150 € erhältlich wäre. Dazu sollten wir aber berücksichtigen, dass die Samsung 830 sehr kurzfristig (die Retail Produktion läuft jetzt an) von der Samsung 840 abgelöst wird und deshalb als EoL einzustufen wäre (End of Live). Ziehen wir hier einen Strich, hat es die Corsair Neutron GTX mit ihren aktuellen 210 € (240GB) trotzder technischen Vorzüge relativ schwer, eine Daseinsberechtigung nachzuweisen, denn die beiden Konkurrenten sind kaum spürbar langsamer und kosten 50 bis 60 € weniger. Eine schwierige Entscheidung, die wir glücklicherweise nicht treffen müssen, diese Spielkarte reichen wir gerne an euch weiter...bis zu unserem nächsten SSD Review, dann werden die Karten möglicherweise neu gemischt, die Samsung 840 Pro lässt grüßen...

Zur besseren Übersicht noch einmal die Fakten unseres Tests in einer kompakten Übersicht:

Plus:
• sehr gute Verarbeitung
• überragende sequentielle Transferleistungen
• sehr gute 4K-Transferleistungen
• herausragende Zugriffszeiten
• sehr gute Trim-und befriedigende Garbage Collection Implementierung
• Adaptive-DSP-Technik (Digital Signal Processing)
• absolut Zugriffs-und Störungsgeräuschfreier Betrieb
• äußerst stoßresistente Technik
• keine mechanischen Bauteile
• geringer Platzbedarf und Gewicht
• sehr gute thermische Eigenschaften, bis 70°C belastbar
• lange Garantiezeit (5 Jahre)
• befriedigendes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 210 €)

Minus:
• spartanische Ausstattung (Retailversion)
• bisher keine manuelle Trim Funktion per Tool möglich
• keine 256-bit AES Verschlüsselung freigeschaltet
• keinerlei zusätzliche Software im Lieferumfang
• ausbaufähiger Support und unterstützende Kundeninformationen
• unklare Daten zum Thema P/E Zyklen




Gesamtergebnis unseres Reviews:

Die Corsair Neutron GTX 240GB SSD erhält den PC-Experience Technology Award in Silber





Weiterführende Links:

Corsair

Corsair Neutron GTX 240GB SSD bei Caseking

Händlernachweis

Wir bedanken uns bei Corsair Deutschland sehr herzlich für die Bereitstellung des Testexemplars und für den freundlichen Support

weitere SSDs im Test bei PC-Experience.de

euer PC-Experience.de Team

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