SeaSonic Platinum Series 660 Watt Netzteil im Test

Einleitungsbild




Einleitung:

Der Start der SeaSonic Platinum Netzteile verlief vielversprechend, allein das Portfolio gestaltete sich vor einem Jahr noch etwas übersichtlich, dies hat sich jetzt nachhaltig geändert. Mittlerweile werden sieben verschiedene Platinum Netzteile angeboten, wobei allein drei davon passiv betrieben werden können. Wir haben uns als Testobjekt das SeaSonic Platinum 660 Watt auserkoren, was für die allermeisten Anwendungskriterien ausreichen sollte, auch wenn Dual GPU Grafikkarten verbaut werden und/oder übertaktet werden soll.
Innerhalb der üblichen Testszenarien stellen sich einige weitere Fragen: was hat SeaSonic getan, um die 80 + Embleme für die kleineren Platinum Varianten zu realisieren? die vorhandene X Serie aufgebohrt, oder die schon vorhandenen Platinum Layouts abgespeckt? gibt es nennenswerte neue Features? wirkt sich verlängerte Garantiezeit von inzwischen sieben Jahren auf den Preis aus? kommen die neuen Platinum Netzteile auch in den Genuss der frei wählbaren Lüfter Einstellung? Dies alles und einiges mehr klären wir für euch in unserem neuesten Netzteil Review, zu dem wir nicht nur zwei Seasonic Platinum 660 Watt Netzteile aus unterschiedlichen Chargen, sondern auch euch wieder herzlich einladen, viel Spaß beim Lesen...



 

Lieferumfang:

• SeaSonic Platinum Series 660 Watt Netzteil in Retailverpackung
• Kaltgeräteanschlußkabel
• modulare Flachband-Kabelstränge mit Tasche
• Schrauben, Case Badge
• 5x Kabelbinder, 6x Klettbänder
• Handbuch (8-sprachig)
• Garantiekarte

 

Die technischen Daten:

• OEM: SeaSonic
• interne Bezeichnung: SeaSonic XP² (SS-660XP2 Active PFC F3)
• Gehäusematerial: Stahl
• Gesamtleistung: 660 Watt
• 125 Watt kombinierte Ausgangsleistung (+3,3 und +5 Volt)
• 660 Watt (55 Ampere) kombinierte Ausgangsleistung (+12 Volt)
• universeller Weitbereichseingang: 100-240 VAC für unterschiedliche Stromnetze
• maximale Belastbarkeit der einzelnen Strom-Schienen:
• +3,3 Volt: 25 A
• +5,0 Volt: 25 A
• +12 Volt V1: 55 A
• -12 Volt: 0,5 A
• +5 Volt Standby: 3 A
• ATX Standard: 2.3
• EMV-geschirmte Kabelstränge: ja
• Aktiv PFC (99%)
• Lüfter: 120mm (2-Stufenmodus, einstellbar, S²FC & S³FC)
• Kabelmanagement: ja (vollmodular)
• Gruppenregulierung: nein
• DC-to-DC Technik: ja
• Primär: Fullbridge Topologie mit LLC-Resonanzwandler
• Sekundär: Synchronous Rectifier mit Mosfets
• Polymer-Aluminium-Kondensatoren: sekundärer Filterbereich incl. VRM Platine
• OCP (Over Current Protection) - Schutz vor Stromspitzen
• OVP (Over Voltage Protection) - Überspannungsschutz
• OPP (Over Power Protection) - Überlastungsschutz
• OTP (Over Temperature Protection) - Überhitzungsschutz
• UVP (Under Voltage Protection) - Unterspannungsschutz
• SCP (Short Circuit Protection) - Schutz vor Kurzschlüssen
• Standard-PS/2-Abmessungen (B×H×T): (150×86×160mm)
• Gewicht: 1888 Gramm (ohne Verpackung)
• bisherige Varianten: 400 FL, 460 FL, 520 FL, 660, 760, 860, 1000, 1200 (in Planung) Watt
• aktueller Marktpreis: ca. 140 € (660 Watt)
• Zertifikate: 80+ Platin
• Garantie: 7 Jahre (incl. Bring-in Service)




Verarbeitung und erster Eindruck:

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Verpackung-1 Verpackung-2 Verpackung-3 Zubehoer

Die Verpackung der SeaSonic Platinum Netzteil Serie wirkt relativ unspektakulär, was wir als wohltuend empfinden, zumal sich sich die oftmals störenden Marketing Offerten ebenfalls in überschaubaren Grenzen bewegen. Unsere aufmerksamen Leser haben es sicherlich registriert, seit geraumer Zeit testen wir grundsätzlich zwei Netzteile aus unterschiedlichen Chargen, um den berüchtigten Golden Samples aus dem Weg zu gehen und natürlich auch um uns selbst im Fall der Fälle eine schnelle zweite Meinung bilden zu können.
Aber zurück zur Verpackung, wir attestieren sie als völlig ausreichend um den gefürchteten DoA (Dead on Arrival) zu verhindern, das Netzteil ist durch einen dicken Schaumstoff Mantel bestens geschützt, so dass selbst ruppige Paketzusteller kaum in der Lage sind, die kostbare Elektronik zu schädigen. Darüber hinaus hat SeaSonic alles wichtige übersichtlich angeordnet: ein abermals überarbeitetes 8-sprachiges Handbuch, die Kabeltasche mit den sehr attraktiven modularen Flachbandkabeln, das Kaltgerätekabel und die Zugabe in Form von Kabelbändern, Klettbändern und den kaum verzichtbaren Befestigungsschrauben. Kurz und gut, es fehlt im Grunde nichts, um das Gerät sicher in Betrieb zu nehmen und der Käufer kann sich über das ausführliche Handbuch vorher hinreichend informieren, was wir jedem dringend empfehlen, der noch nie ein Netzteil selbst verbaut und/oder ausgetauscht hat.

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Frontansicht Seitenansicht Heckansicht Draufsicht

Die Lackierung und Farbauswahl gestaltet sich noch dezenter als beim Platinum 860 Watt Netzteil, lediglich der Aufkleber besitzt einen leisen Anflug von Platinschattierung, ansonsten herrscht das übliche Netzteilgrau vor, etwas langweilig, aber auch pragmatisch, das Netzteil sitzt ohnehin meistens an optisch kaum zugänglichen Bereichen des PC Gehäuses. Der Netzteil Deckel verfügt auch nicht über ein separates Lüfterblech, sondern wurde wieder als komplettes Oberteil mit den inzwischen üblichen wabenförmigen Lufteinlässen gefertigt. Das Lüftergitter selbst wurde leicht versenkt angeordnet, dadurch kann es je nach Einbaulage nicht zu Kollisionen mit einer zu üppig konstruierten Netzteilaufnahme oder mit eventuellen Netzteilhaltern kommen, die wir vorwiegend in Lian Li oder Lancool Gehäusen antreffen. Mit anderen Worten, gequetsche Lüftergitter sollten hier absolut kein Thema sein.
Die Verarbeitung der Netzteil Außenhülle entsprecht dem, was man in dieser Preisklasse erwarten kann und muß: eine ausgezeichnete und widerstandsfähige Pulverbeschichtung, die darüber hinaus auch noch optisch hochwertig wirkt. Über den kleinen Schreibfehler im Typenschild sollte man lächelnd hinwegsehen, diesbezüglich haben wir schon ganz andere Stilblüten erlebt. Da die Abmessungen sich auf ATX-konforme 150×86×160mm belaufen, sollte das Netzteil sich problemlos in nahezu jedem PC-und Desktop Gehäuse verbauen lassen. Die früher von uns gerne kritisierten Kabelports von SeaSonic erfuhren schon vor geraumer Zeit eine gründliche Renovierung, so daß wir auch im Fall der jetzt erweiterten Platinum Serie keinen Grund für Kritik entdecken können. Alle Ports sind nicht nur nachvollziehbar beschriftet worden, sie schließen mit dem Netzteil Gehäuse bündig ab, was wiederum den Vorteil erwirtschaftet, dass das Netzteil-Gehäuse über die Kabelports nicht künstlich verlängert wird. Das Gewicht von 1888 Gramm ohne Kabelstränge entspricht fast genau dem eines SeaSonic X-660 Netzteils (der Vorgänger), ein weiteres Indiz dafür, das an keiner Stelle irgendwelche versteckten Rotstiftmaßnahmen angesetzt wurden. Der Netzteil Korpus ist an den Seiten und auch hinten hermetisch geschlossen ausgeführt, und das macht Sinn, denn durch eventuelle Öffnungen kann im schlechtesten Fall zusätzlich noch warme Abluft aus dem Rechnerinneren eindringen.

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Aufkleber Seitenansicht-2 Gewichtsmessung

Das Auslassgitter ist wie gewohnt durch eine wabenförmige Struktur dominiert, der klar definierte Ein-Ausschalter sitzt gut erreichbar an der Seite und teilt sich diesen Platz mit dem Anschlußport für das Kaltgerätekabel, das einmal eingesteckt sehr gut fixiert seinen angestammten Platz behauptet. Wir betonen dies ganz bewußt, wir haben schon einige Netzteile erlebt, an denen gerade an diesem Bereich sehr oft verarbeitungstechnisch geschludert wird, mit der Konsequenz, das sich das Kaltgerätekabel aus seinem Port herauswackelt.

Einbau-Tipps: Besitzer von Lian Li oder Lancool Gehäusen sollten wie schon erwähnt auf die mittlerweile zum Standardzubehör beförderte breite Netzteilhalteklammer verzichten und das Netzteil generell verschrauben. Nicht nur weil der Halter nach einiger Zeit unschöne Marken auf dem Netzteil hinterläßt und/oder das Lüftergitter zerdrücken kann, sondern vor allem weil der Halter einen nicht unerheblichen Teil des Gitters verdeckt und somit die nutzbare Fläche für den ansaugenden Lüfter einschränkt, sofern das Netzteil mit dem Lüfter gen Innenraum verbaut wird.
Nun könnte man einerseits das Netzteil in seiner "normalen" Position mit dem Lüfter nach unten einbauen. Dann kümmert sich das Netzteil im Grund nur um sich selbst und seine Kühlung, was sehr leise vonstatten gehen kann, da es weitestgehend vom Rest der heißen Komponenten abgeschottet arbeitet. Dank der variablen Bohrungen ist es aber auch möglich, das Netzteil mit dem Lüfter gen Innenraum zu verbauen, beides besitzt Vor-und Nachteile. Da das Netzteil gen Innenraum nicht hermetisch abisoliert ist, gelangt ohnhin Abwärme aus dem Innenraum ins Netzteil, egal welche Einbaurichtung bevorzugt wird und unten positionierte heiße Soundkarten (bis 50°C) sind sicherlich dankbar für eine aktive Unterstützung. Außerdem saugt der Netzteillüfter dann nicht den ganzen Staub und Dreck unter eurem Gehäuse an, auch wenn ein Filter vorhanden ist. Der Netzteillüfter wird durch die Abwärme des Innenraums allerdings stärker beansprucht, was durchaus in einer erhöhten Geräuschkulisse resultieren kann. Der gerne gehörte Vorteil, das so das Netzteil auch die Grafikkarte unterstützt, weil es Abwärme von der Grafikkarte absaugt, ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn die Grafikkarte über einen Radiallüfter seine Abwärme selbst aus dem Gehäuse bläst, spielt die Einbauposition des Netzteils eh keine Rolle. Besitzt die Grafikkarte allerdings einen oder zwei Axiallüfter, die auf die Platine der Grafikkarte blasen, "gräbt" das Netzteil der Grafikkarte die angesaugte Luft ab, weil das Netzteil diese Luft ebenfalls ansaugt. Diese Fakten sollte man vor dem Einbau eines Netzteils kennen, damit die Komplettierung eures Rechners nicht im Thermo-Frust endet.

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Lüfteransicht Lüfteransicht-2

Auch dieses Seasonic Platinum Netzteil verfügt über einen Lüfter aus dem Lüfter-Sortiment von Sanyo Denki, was sich in der Vergangenheit eigentlich immer als gute Wahl erwiesen hat. Warum kein anderer Hersteller diese Lüfter einsetzt, erschließt sich uns nicht, aber das mag auch eine Frage des Preises sein. Der Lüfter weist folgende Hersteller-Kenndaten auf:

• OEM: Sanyo Denki
• Kennnummer: San Ace 9S1212F404
• Lagerung: doppeltes Kugellager
• IC-Motor: Sanyo
• Gewicht: 140g
• Beleuchtung: nein
• Abmessungen (mm): 120x120x25
• Lüfterblätter: 7
• Betriebsspannung: 4,5 bis 13,8 Volt
• max. Lautheit: ca. 30dBA
• MTBF: ca. 40.000 Stunden bei 60°C
• max. Volumentransport (CFM): 70,6 (120,02 m³/h)
• max. Geschwindigkeit: 2200U/min
• maximale Stromaufnahme: 2,28 Watt (0,10 Ampere)
• Anschluß: 2-pin

Für den an der Elektronik minimal überarbeiteten Lüfter steht eine Maximaldrehzahl von 2200 U/min zu Buche, die allerdings eher theoretischer Natur ist, denn im realen Einsatz wird mit weitaus niedrigeren Drehzahlen gearbeitet. Es ist wie schon erwähnt schade, das so wenig Hersteller diese Lüfter verbauen, sie verfügen unisono über ein vorzüglich austariertes Lager und einen hochwertigen Motor, was sich in Vibrationsarmut und einem nebengeräuschfreien Lauf deutlich widerspiegelt. Der Lüfter wird im Hybridmodus über die Seasonic-Lüftersteuerung sowohl last-als auch temperaturabhängig angesteuert und zwar folgendermaßen:
Bis 30% Last (+/- 5%) oder ca. 25°C läuft der Lüfter gar nicht, d.h. das Netzteil arbeit passiv gekühlt. Erst ab 30% Last und/oder 25°C schaltet der Lüfter in den sogenannten "Silent Mode", in dem er bis zum Erreichen der 50% Lastmarke bleibt, erst dann wird der Lüfter in den sogenannten "Cooling-Modus" versetzt, wo mehr Wert auf Sicherheit als auf Geräuscharmut gelegt wird. Der Silent Mode wurde also im Vergleich zur X-Serie ein wenig nach oben versetzt, dort nahm der Lüfter bereits ab ca. 25% Last seine Arbeit auf.

Gesamtprinzip

Steuerung

Sicherlich werden sich jetzt viele fragen: "was soll dann der Schalter hinten am Netzteil, wenn das Netzteil alles automatisch regelt?" nun, zugegebenermaßen kann dieser Schalter schon etwas verwirren, die Lösung ist aber denkbar einfach: wenn wir den hinteren Schalter auf "Normal" schalten, ist die Hybridsteuerung deaktiviert und der Lüfter läuft permanent aktiv mit, was ja in grenzwertig belüfteten PC-Gehäusen durchaus Vorteile erarbeiten kann. Stellen wir den Schalter auf "Hybrid" wird genau diese Steuerung aktiviert.
Was bedeutet das nun im Detail? bei deaktivierter Hybridsteuerung (S²FC) (Schalterstellung "Normal") läuft der Lüfter wie erwähnt permanent aktiv mit. Der Lüfter rotiert in diesem Modus bis zu einer Last von ca. 50% (+/- 5%) mit gemessenen 688 U/min. Ab 50% Last (+/- 5%) steigert sich der Lüfter dann kontinuierlich, bis er dann bei einer Last von 100% seine Maximaldrehzahl von gemessenen 1437 U/min erreicht.
Bei aktiver Hybridsteuerung (S³FC) entfällt der aktive Bereich bis 30% Last und/oder 25°C, in dieser Phase rotiert der Lüfter gar nicht, das Netzteil arbeitet also in diesem Modus komplett passiv gekühlt. Von 30% bis 50% Last (oder ab ca. 25°C) entspricht das Verhalten des Lüfters dann dem aktiven Modus, was sich auch in den Drehzahlen niederschlägt, also den schon erwähnten 688 U/min. Ab 50% Last aufwärts erreichen wir den Cooling-Modus, d.h. der Lüfter steigert sich von 688 U/min langsam aber stetig bis zu seiner Maximaldrehzahl von 1437 U/min, die er bei 100% Last abruft.
Auf eine Nachlaufsteuerung, die wir für ohnehin als gänzlich überflüssig erachten, wurde verzichtet. Hocheffiziente Netzteile benötigen dies im Normalfall nicht und wenn unser PC-Gehäuse tatsächlich über keine Gehäuselüfter verfügen würde, wäre der erste Schritt zu einer optimalen Be-und Entlüftung entsprechende Gehäuselüfter zu kaufen und einzusetzen, damit das Netzteil nicht ständig mit der erhitzten Abluft des Systems konfrontiert wird. Bei den allermeisten aktuellen PC-Gehäusen sitzt das Netzteil ohnehin auf dem Gehäuseboden und kümmert sich nahezu ausschließlich um sich selbst, insofern entfällt eine Legitimation für eine Nachlaufsteuerung, die nur unnötig Strom verbraucht.




Die Verkabelung:

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alle Kabel Kabel im Detail Kabel-angeschlossen mit Kabeln

In den letzten beiden Jahren hat sich auf dem Sektor der Netzteilverkabelung einiges getan. Jenseits von "Effizienz" und "Lautstärke" wollen die Hersteller die Käufer vor allem mit einem "aufgeräumten" Kabelmanagement überzeugen: Kabelbäume verschwinden darum immer öfter zugunsten von Steckern. Der Anwender soll also nur noch die Kabel im Gehäuse unterbringen müssen, die er tatsächlich benötigt. Das schafft Platz im Gehäuse und sorgt obendrein für ein aufgeräumtes Innenleben. Die Techniker unter uns werden aber nicht zu unrecht anmerken, dass "mehr Steckverbinder" auch immer für mehr potenzielle Fehlerquellen sorgen. Zudem kosten Buchsen und Kabelverbindungen auch mehr als die trivial im Netzteil verlötete Kabelpeitschen. Andererseits ermöglichen Netzteile mit konsequentem Kabelmanagement aber auch eine effektivere und vor allem weniger fehlerträchtige Fertigung. Jede einzelne Ader muss bei der Herstellung schließlich von Hand ins richtige Loch auf der Platine gesteckt werden. Nach dem Verlöten kommt dann meist noch eine manuelle Inspektion hinzu. Diese Fehlerquelle in der Produktion erspart sich beispielsweise Seasonic inzwischen bei einigen Netzteilmodellen, in dem alle Kabel, also auch der Kabelbaum zum Mainboard, über Steckverbinder aus dem Netzteil herausgeführt werden. Durch diese physische Abkoppelung des Hauptkabelstrangs wird mehr Platinen-und Lötsicherheit erreicht, da weniger großvolumige Kaltlötstellen existieren, was wiederum mögliche Spannungsabfälle reduziert und Bruchstellen minimiert. Genau dies ist auch die Intention, die dahinter steckt, also durchaus kein optischer Voodoo, sondern technisches Kalkül.
Selbstverständlich spielt hier auch die Qualität der einzelnen Kabelstränge eine wesentliche Rolle, dem Einen sind die Kabelstränge nicht aufwendig genug gesleeved (ummantelt), darum legt man gern selbst Hand an und sleeved die Kabel mit den inzwischen kaum noch überschaubaren Angeboten in allen erdenkbaren Farbschattierungen aus diesem Bereich. Anderen Kunden sind die Werkskabel zu steif, deswegen bevorzugt diese Käuferkategorie lieber lange ungesleevte Kabel anstelle der eng gesleevten Kabelstänge eines Kabelmanagements. Wie die Hersteller es auch anlegen, irgend etwas findet sich immer als Kritikpunkt. Wir lassen diese müßige Diskussion mal beiseite und stellen davon unbenommen noch einmal zwei Fakten in den Raum:

1. zusätzliche Platinen und Anschlüsse stellen nicht nur einen deutlich höheren Fertigungsaufwand und zusätzlichen Kostenfaktor dar, sondern erhöhen auch u.U. das Risko von korrosionsbedingten Spannungsreduzierungen.

2. wenn viele Geräte versorgt werden müssen, werden dementsprechend viele Kabelstränge verlegt und damit geht der optisch/logistische Vorteil verloren.

Das wird keinen davon abhalten, auch weiterhin Kabelmanagement zu fordern, denn es ist trendy, sieht gut aus und suggeriert etwas wertiges gekauft zu haben. Insofern ist diese Diskussion auch mehr oder weniger müßig, weil sie entscheidend vom individuellen Geschmack geprägt ist.

Wie hat Seasonic das Thema Kabelmanagement behandelt?
genau wie in der X-Serie sind die einzelnen Kabelstränge des Kabelmanagements vollmodular angelegt, mit anderen Worten: es läßt sich jeder Kabelstrang entfernen. Rein technisch mag dies auf den ersten Blick wenig bis gar keinen Sinn ergeben, denn ohne Hauptkabelstrang sprich 24-Pin Mainboard-Stromanschluß starten Netzteile garantiert nicht. Auf der anderen Seite ließe sich ein defekter Hauptkabelstrang genauso problemlos austauschen, wie alle anderen modularen Stränge ebenfalls, der logistische Vorteil wäre also auch nicht zu unterschätzen. Der entscheidende Punkt ist aber der, das durch die physische Abkoppelung des Hauptkabelstrangs mehr Platinen-und Lötsicherheit gegeben ist, da weniger großvolumige Kaltlötstellen existieren, was wiederum mögliche Spannungsabfälle reduziert und Bruchstellen minimiert. Genau dies ist auch die Intention, die Seasonic damit verfolgt.

Die Verkabelungsoptionen und Kabellängen der überarbeiteten SeaSonic Netzteile 2013 gestalten sich wie folgt:

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Kabeloptionen

SeaSonic hat seine modularen Kabel innerhalb der Platinum Serie sehr ansehnlich überarbeitet, anstatt der rund ummantelten sonst üblichen Stränge, werden auch optisch deutlich attraktivere schwarze Flachbandkabel eingesetzt, die sich zudem durch ihre bessere Flexibilität eindeutig einfacher verlegen lassen. Sollte trotzdem jemand auf die Idee kommen, die Kabel selber sleeven zu wollen, wirds heikel, denn anhand ihrer Farbe sind die einzelnen Leitungen nicht mehr zu identifizieren.
Die Ausstattung und Bestückung des Platinum Kabelmanagements ist üppig aber angemessen. Das Problem der Kabelkröpfung des 24-pin Hauptkabelstrangs vom Platinum 860 Watt besitzt dieses Netzteil dank der Flachbandauslegung nicht mehr, eine weise Entscheidung. An der Länge der jeweiligen Kabelstränge gäbe es nichts auszusetzen, die ist auch zwingend erforderlich, denn die Kabelwege verlängern sich, wenn das Netzteil im PC-Gehäuseboden verschraubt wird. Anschlußtechnisch ist alles vorhanden, eine aktuelle Grafikkartenbestückung und/oder SLI-Crossfire-Bestückung wäre demzufolge kein Problem. Zehn SATA-Stecker sollten für die allermeisten Konfigurationen genügen. An der PATA-Steckerbelegung gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, denn auch die fünf 4-pin Molex Stecker, mit der praktischen Herausziehhilfe, haben durchaus noch ihre Daseinsbrechtigung. Wenn jemand drei Gehäuselüfter und seine Lüftersteuerung verkabeln muß, sind in der Regel die ersten vier Molex Stecker belegt. Kommt eine Wasserkühlung hinzu, erhöht sich der Bedarf noch weiter, ergo ist es unsererseits nicht einzusehen, warum einige Hersteller diese Stecker inzwischen rationalisieren.
Adapter für Floppy-Laufwerke fehlen nicht, ein entsprechendes Y-Kabel mit einem 4-pin Molex Adapter befinden sich im Lieferumfang. Dabei sollte man berücksichtigen, das diese Stromstecker nicht nur für die vermeintlich antiquierten Floppy-Laufwerke Verwendung finden, auch aktuelle Highend Soundkarten (z.B. Asus Xonar) werden über diese Schnittstelle mit Strom versorgt.




Die Elektronik:

Bevor wir uns die verbaute Elektronik etwas detaillierter anschauen, möchten wir euch unseren Spezialartikel zu diesem Thema offerieren, damit wir dieses Review nicht mit Basics verstopfen:
Technische Aspekte zur aktuellen Netzteiltechnik

In dem verlinkten Artikel erfahrt ihr auch alles zum Thema DC-to-DC, LLC-Resonanzwandler/Polymer-Aluminium-Kondensatoren,, so dass wir euch diese technischen Erklärungen hier ersparen.

An dieser Stelle reflektieren wir als erstes die signifikanten technischen Unterschiede zur bisherigen Platinum Serie:

1. Das Kabelmanagement wurde geändert, ab sofort erhalten alle Netzteile der Platinum Serie schwarze Flachbandkabel.

2. Das Netzteil Gehäuse verfügt über andere Abmessungen, anstatt 150×86×190mm kommen Gehäuse mit den Abmessungen 150×86×160mm (B×H×T) zum Einsatz. Dies gilt für die Netzteile 660, 760 und 860 Watt.

3. Die Anzahl der Ports für das Kabelmanagement wurde erhöht, auf insgesamt 12 Ports.

4. Die Leistungstransistoren (Mosfets) sitzen nicht mehr auf der Unterseite der Hauptplatine, sondern zusammen mit der LLC Resonanzwandlung auf einer separaten Tochterplatine.

5. Alle Netzteile der Platinum Serie (aißer den drei passiven) verfügen ab sofort über die S²FC & S³FC Hybrid Lüftersteuerung.

6. Alle Netzteile der Platin Serie verfügen überdies über eine 7-jährige Garantie mit Bring-in-Service, d.h. dass ein defektes Netzteil in der gesamten Garantiezeit gegen ein neues Netzteil ausgetauscht wird.

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Netzteil zerlegt Eingangsfilterung Elektronik-1

Kommen wir jetzt zur Topologie des Platinum 660 Watt Netzteils
:
Schon auf Grund des kleineren Gehäuses konnte SeaSonic nicht mehr aus dem Vollen schöpfen und hat zwangsläufig einige Elemente anders angeordnet. Die Fullbridge Topologie mit LLC-Resonanzwandlung als solche wurde allerdings primärseitig beibehalten, im sekundären Bereich wurde auf Synchronous Rectification umgestellt. Die vier Leistungstransistoren (Mosfets, Infineon IPP50R399CP) zur Erzeugung der 12Volt Schiene(n) sitzen nun nicht mehr an der Unterseite der Hauptplatine, sondern auf einer separaten Tochterplatine fast zentral im Netzteil, gut zu erkennen an dem markanten Kühlkörper, unter dem auch noch ein Thermistor seinen Dienst verrichtet, der mit der Lüftersteuerung kommuniziert (OTP Überhitzungsschutz). Auf diese Platinen wurden auch der PWM Controller respektive die LLC Resoanzsteuerung (Champion Micro CM6901) ausgelagert. Diese Auslagerung und Positionierung hat einen enormen Vorteil, der Zugang zum Lüfter Airflow ist nahezu perfekt.
Die Überlegungen und das technische Grundgerüst, die hinter der synchronen Gleichrichtung (Synchronous Rectifier) stecken, sind nicht wirklich neu aber durchaus nachvollziehbar: um den Wirkungsgrad eines Schaltreglers weiter zu steigern, ersetzt man auch bei Seasonic inzwischen die Dioden idealerweise durch mehrere passende Mosfets. Diese Beschaltung ähnelt dann einer Halbbrücken-Schaltung und man spricht vom Synchron-Gleichrichter (Synchronous Rectifier). Diese Erhöhung des Wirkungsgrades fällt bei kleinen Ausgangsspannungen immer stärker ins Gewicht. Die Begründung dafür ist, dass der anteilige Verlust der sonst üblichen Schottky-Dioden, durch deren Vorwärtsspannung von zirka 0,3 Volt ausgedrückt wird. Bei Abnahme der Ausgangsspannung steigen diese Verluste im Verhältnis immer weiter an, was natürlich unerwünscht ist. Ersetzt man die Diode hingegen durch einen entsprechenden Mosfet mit niedrigem RDS(on), kann man somit den Wirkungsgrad um einige Prozent erhöhen. Das ist auch der Grund, warum viele Hersteller diese Umsetzung als ideal ansehen, wenn es um die Herstellung von bezahlbaren hocheffizienten Netzteilen geht, denn der finanzielle Aufwand hält sich interessantwerweise in überschaubaren Grenzen.

Aber der Reihe nach:
Die Eingangsfilterung (EMI) übernehmen zwei Y-Kondensatoren, ein X-Kondensator, sowie zwei Spulen und ein MOV (Metalloxid Varistor). Das ist aber beileibe noch nicht alles, es folgen weitere X-Kondensatoren und X-Kondensatoren, Spulen, der erste Thermistor und ein weiterer MOV auf der Hauptplatine, die in der Nähe der beiden primären Kondensatoren positioniert wurden. Die im logischen Aufbau nun folgenden Brückengleichrichter (GBJ 1506s) verfügen über ausgeprägte silberne Kühlkörper, die etwas üppiger gestaltet wurden, als noch in der X-Serie. Unterstützt werden die Gleichrichter von einer Creed (C3D06060) Leistungsdiode. Die beiden Schaltransistoren respektive Mosfets stammen von Infineon (IPP50R250CP) und leiten ihre Abwärme ebenfalls an separate Kühlkörper ab. Um den primären Bereich abzuschließen, dürfen natürlich nicht die beiden primären Elkos fehlen, es handelt sich um zwei Elkos aus dem Hause Nippon-Chemicon in der Güteklasse KMR, die mit einer Spannungsfestigkeit von jeweils 420 Volt aufwarten, über eine Kapazität von jeweils 220mikroFarad verfügen und bis 105°C als maximale Belastungstemperatur ausgelegt sind.
Der sekundäre Bereich des Platinum Netzteils ist überwiegend von Polymer-Aluminium-Kondensatoren sprich Feststoff-Kondensatoren geprägt, wobei sich durchaus noch einige tradionelle Elkos finden lassen, die unisono von Nippon-Chemicon stammen (KZH, KY, usw.), wenn man mal einem einzelnen verträumten Rubycon Elko absieht, der qualitativ keineswegs minderwertiger einzustufen wäre. Ein Alleinstellungsmerkmal ist nach wie vor die patentierte VRM Anordnung auf der großen Tochterplatine des Kabelmanagements. Dadurch wird nicht nur Ordnung im Layout erzeugt, es minimiert die Wege und reduziert Schaltverluste. Diese VRMs für die DC-to-Dc Implementierung von 3,3 und 5 Volt verfügen über einen PWM Controller von Anpec (APW7159). Die sechs Leistungstransistoren der VRMs stammen wiederum von Infineon (BSC0906NS). Sämtliche Elkos stammen auf der Platine stammen aus dem Hause Enesol und sind als Polymer-Aluminium-Kondensatoren ausgelegt. Der zentrale Steuerungschip für die chipkontrollierte Schutzschaltungen stammt diesmal von Weltrend (WT7527) und wird von einem dualen Operationsverstärker unterstützt. Ein weiteres Indiz für den Einsatz von mehreren 12 Volt Schienen. Die Mosfets der 12Volt Schiene(n) hatten wir schon eingangs erwähnt, bleibt noch die Frage nach der realen Implementierung von 12 Volt offen, sprich 12 Volt Multi oder Singlerail?. SeaSonic kommuniziert dies nach wie vor nicht öffentlich, erst auf Nachfrage bestätigte man unsere eigenen Beobachtungen, nämlich dass über den Trafo zwei Leitungen nach außen geleitet werden, die über eine separate OCP Absicherung verfügen und die sonst bei Multi-Rail Netzteilen typische Fehlauslösungen auf fast „0“ reduzieren sollen. Jetzt hätten wir fast den Standby PWM Controller unterschlagen, der stammt von Infineon (ICE2QR4765) und sitzt an einem etwas versteckten Platz auf der Hauptplatine.
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Elektronik-2 Elektronik-3 Hauptplatine

Sämtliche Platinen bestehen aus mit Epoxidharz getränkten Glasfasermatten und somit schon der gehobenen Qualitätsklasse FR4 und FR5, im Gegensatz zu den deutlich billigeren Pertinax Platinen FR1 bis FR3. FR4 und FR5 Platinen besitzen eine bessere Kriechstromfestigkeit und optimierte Hochfrequenzeigenschaften. Darüber hinaus bleibt uns auch der nicht selten penetrante Gestank der Pertinax-Platinen erspart, der ganz sicher nicht gesund ist. FR steht übrigens für flame retardant, zu deutsch: flammenhemmend. Die Lötqualität bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau, daran gibt es absolut nichts zu bemängeln. An keiner Stelle wurde zu heiß gelötet, schauen Steckerfähnchen übermäßig weit heraus oder wurde unprofessionell nachgebessert. Daran dürfen sich andere Hersteller gerne ein Beispiel nehmen.
Damit hätten wir die wesentlichen Layout Highlights abgearbeitet und sehen uns wieder einmal darin bestätigt, das Seasonic keine Blendmechanik nötig hat, um eine nachvollziehbare Effizienzsteigerung zu realisieren. Die Verarbeitung bewegt sich auf allerhöchstem Niveau, auch wenn der eine oder andere Siliconklecks hätte vermieden werden können. Das SeaSonic Platinum Netzteil entspricht bereits der RoSH Umweltverordnung und auch den strengen EuP und ERP Richtlinien (ErP Lot 6 ready), die eine Absenkung der Standby-Verluste einfordern (weniger als 0,3 Watt). Dazu sollte man wissen und bedenken, das diese Mechanismen überhaupt erst dann greifen, wenn das verbaute Mainboard dieses Feature explizit unterstützt und im BIOS aktiviert wurde.




Der Test:

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Testgeraete-1 Testgeraete-2 Testgeraete-3

Vor den eigentlichen Tests findet grundsätzlich eine erste Funktionskontrolle statt, um insbesondere auch den Power Good Wert zu ermitteln. Sollten sich hier bereits Probleme einstellen, wie z.B. ein nicht anlaufender Lüfter, oder ein zu hoher Power Good Wert, brechen wir den Test grundsätzlich ab und das Netzteil geht zurück zum Hersteller. Der Power Good Wert (PG) gibt übrigens den Zeitraum an, in dem Mainboard und Netzteil miteinander korrespondieren und alles für einen reibungslosen Systemstart als i.O. befinden. Teile des Mainboards werden ja über das Slave Power Supply permanent mit +5V versorgt. Diese liegen dann auf der grünen Leitung, die vom Board zum Netzteil führt, an. Durch drücken des Einschaltknopfes wird diese Spannung auf Null gezogen, das Netzteil startet. Sollte irgendwas nicht i.O. sein, bricht das Netzteil seine Versorgung ab und der Rechner würde resetten. Im Normalfall liegt der Power Good Wert zwischen 100 und 500ms, was auch beim SeaSonic Platinum 660 Watt mit 211,1ms der Fall war.

An dieser Stelle nochmals der Verweis zu unserem Spezialartikel:

Technische Aspekte zur aktuellen Netzteiltechnik, Testprozedere und Testequipment

In dem Artikel steht auch sehr detailliert, womit wir seit Februar 2010 unsere Netzteile nach ATX-Norm testen, insofern ersparen wir euch und uns weitere Abschweifungen. Unser eigentlicher Testablauf gestaltet sich wie folgt:

1. 15 Minuten warmlaufen bei 50% Last
2. Das Vorbereiten der jeweiligen Testabläufe für die Bereiche 5%, 10%, 20%, 50%, 80%, 100% und 110% Last, die dann über die Chroma Racks oder FAST FA-828 initiiert werden. In jedem Fall werden programmierte AC Lasten verwendet (230Volt, 50Hz).
3. Während dieser 7 Abschnitte werden parallel dazu die Spannungsstabilität, Ripple&Noise Werte über das Tektronix TPS 2014 Oszilloskop und FAST FA-828 ATE aufgezeichnet und hinterher ausgewertet (Peak-to-Peak Werte, 20MHZ Bandbreite)
4. Die Temperaturwerte werden dabei über das Yokugawa Temperaturmessgerät mit vier verschiedenen Sensoren ermittelt und ständig kontrolliert und zwar an den Hotspot-Bereichen des Netzteils.
5. PFC messen wir über die FAST FA-828 ATE und das Seasonic Power Angel.
6. Die Lautheit des Lüfters wird ca. 15cm vom Lüfter entfernt mit einem ACR-264-plus Messgerät verifiziert, das normalerweise einen Messbereich von 15 bis 140 dBA umfaßt. Eventuelle Lager- oder andere Störgeräusche werden dabei ebenfalls berücksichtigt
7. Die Effizienz im 230Volt Netz ergibt sich aus dem Input der elektronischen Lasterzeuger und dem Output an den Netzteilausgängen, die auf einer speziell angefertigten Anschlußlatine von Enhance gesteckt sind (mit 10uF und 0.1uF Glättungskondensatoren)
8. Der Standby Verbrauch (S5, ausgeschalteter Rechner) wird nach dem Abschluß der Leistungstests gemessen
9. Um die Lautheit des Lüfters zu messen, Inkompatibilitäten und eventuelle Störgeräusche durch Spulen und Wandler im Bereich Netzteil und Mainboard auszuschließen, wird das Netzteil abschließend in unseren Redaktionsrechnernverbaut und in Betrieb genommen. 14 weitere Tage Praxistest folgen, wo wir verschiedene Lastzustände simulieren. Wir sind in der Lage, über unsere Rechner bis zu 1200 Watt über Vollast abzurufen
10. In diesem Praxistest werden auch noch einmal die Temperaturen des eingebauten Netzteils überprüft und in unserer Resultatstabelle zusätzlich eingepflegt.
11. Die Messdaten für die Stützzeit, Power-Good und den Standby-Verbrauch werden separat ausgegeben und nicht in unserer Haupttabelle abgebildet.


Die ATX V2.03 Spezifikation lässt folgende Grenzwerte zu :
ATX Spezifikation

Die Ripple&Noise (Restwelligkeit und Rauschen) ATX 2.03 Vorgaben für 10 HZ bis 20MHZ sehen folgendermaßen aus:
• 3,3Volt Schiene: maximal 50mV
• 5Volt Schiene: maximal 50mV
• 12Volt Schiene: maximal 120mV

Testergebnisse
 


• Die Stützzeit lag auf allen Schienen deutlich über den geforderten 17ms: 12Volt= 28,77ms, 5Volt=26,14ms, 3,3Volt=25,91ms. Diesbezüglich gibt es also ebenfalls keinen Anlass zur Kritik.

• Die Unterdrückung der Restwelligkeit stellt sich einmal mehr als Aushängeschild von Seasonic dar, unsere Messungen gehören in die Kategorie Herausragend.

• Bezüglich der Spannungsregulierung hat Seasonic nicht zu viel versprochen und alle Leistungsschienen unter die angestrebte Toleranzschwelle von 2% gedrückt, wenngleich dies auf der 3,3 Volt Schiene etwas knapp erreicht wurde.

• Natürlich haben wir auch einen Crossloading-Test durchgeführt, in diesem Fall sah der so aus, das wir bei 100% Systemlast zusätzlich 14 bis 16 Ampere über die +3,3 Volt Leitung abgerufen haben. Das Gleiche haben wir über die +5 Volt Schiene wiederholt, auch hier zeigte sich das Netzteil stabilitätstechnisch unbeeindruckt. Ein Extremtest mit 18 Ampere, sowohl über die 3,3 Volt als auch über die 5 Volt Schiene gleichzeitig, änderte an der Situation nichts. Überbewerten sollte man unser Experiment aber trotzdem nicht, weil so etwas in der Praxis einerseits kaum nachzustellen sein wird und andererseits auch daheim ohne überwachende Messgeräte keinesfalls zu empfehlen wäre.

• Was die Effizienz angeht, so liegt das SeaSonic Platinum 860W deutlich innerhalb der der selbst ernannten 80+ Platin-Parameter (90% bei 20% Last, 94% bei 50% Last, 91% bei 100%Last) bei 230 V Eingangsspannung. Man kann das nun bewerten wir man möchte, es ändert aber nichts daran, das diese Wertetabellen kein Gütesiegel darstellen und als Qualitätsmaßstab für ein Netzteil bestenfalls rudimentär taugen. Wir haben es oft genug erlebt, das Hersteller alles daran setzen, die erforderlichen Zertifikatswerte zu erreichen und dann andere wichtige Aspekte vernachlässigen wie z.B. die Minimierung der Restwelligkeit und/oder die Vernachlässigung der Störimunität und Spannungstoleranzwerte. Nicht selten werden auch extrem verkürzte Kabelstränge verwendet, oder effizienz-komplizierende Bauteile zu entfernen, um die Resultate zusätzlich zu pushen. Das diese golden Samples dann oftmals gar nicht beim Verbraucher ankommen, sondern statt dessen kostenreduzierte abgespeckte Varianten, ist leider durchaus keine Ausnahme. All dies trifft auf das Platinum Netzteil von SeaSonic nicht zu, beide Netzteile für unseren Test stammen aus der laufenden Serie.

• Kommen wir zur Effizienz der 5VSB Schiene, die laut ATX Spezifikation mindestens 50% bei 100mA Last, mindestens 60% bei 250mA und mindestens 70% bei 1A Last betragen soll. Auch hier erreichte unser Netzteil ansehnliche Resultate mit seinen 62,4%, 75,8% und 78,2% Effizienz.

Störgeräusche abseits unseres Crossload-Tests konnten wir an der Teststation keine aufspüren. Damit haben wir uns aber nicht zufrieden gegeben, sondern beide Netzteile turnusgemäß auch in unsere aktuellen Redaktionsrechner verbaut, um dort deren Zusammenwirken mit aktuellen Intel-Systemen zu verifizieren. Hier ergaben sich unter Vollast leichte Surrgeräusche, die aber überhaupt nur hörbar waren, wenn alle aktiven Lüfter im System kurzzeitig deaktiviert wurden, was beileibe keinem realen Praxisverhalten entspricht. Die Geräsuche stammen nicht vom Sanyo Denki Lüfter, sondern von der Elektronik des Netzteil, das konnten wir deutlich heraushören. Sollten sich derartige Probleme äußern, hilft zur Zeit scheinbar nur das Abschalten der Energiesparoptionen im Bios (C-States, C1E, EIST, Cool'n'Quiet und/oder SpeedStep, Spread Spectrums und Load Line Calibrations deaktivieren). Darüber hinaus sollten auch die Windows Energiesparmaßnahmen abgestellt werden. Wobei anzumerken wäre, das diese Geräusche sich in der Regel im Bereich von 15-khz bemerkbar machen und dementsprechend auch nicht von jedem gehört werden können! Sollte über die genannten Einstell-Optionen keine Besserung erreicht werden und sind andere Geräte wie Mainboard und/oder Grafikkarte als Störquellen ausgeschlossen worden (ganz wichtig !), sollte der Kunde nicht vor einer entsprechenden RMA beim Netzteil Hersteller zurückgeschrecken.

• Schlußendlich werfen wir noch einen Blick auf den Standby-Verbrauch im ausgeschalteten Zustand (S5), der sich auf 0,17 Watt belief, damit liegt das Netzteil deutlich innerhalb der geforderten ErP Lot 6 ready Verordnung (< 1W im Standby-Betrieb). Wir können es aber gar nicht oft genug betonen: dieser spezielle Sparmechanismus greift erst dann, wenn im BIOS des jeweiligen Mainboards auch die entsprechende Funktion (ErP ready) aktiviert wurde, ansonsten ist dieses Feature ein Papiertiger und nichts als eine Marketing Luftblase.

Noch eine kleine Erklärung zur dBA Definition: Menschen hören im allgemeinen bei 1000 Hz am Besten, der dBA-Wert nimmt Bezug darauf: ein Geräusch bei 18000 Hz nimmt man entsprechend schwächer war, als eines bei 1000 Hz, und der dBA-Wert ist entsprechend darauf umgerechnet. Um vergleichen zu können, haben wir aber ab sofort die entsprechenden Sone Werte mit angegeben.

Achtung: Wir müßen an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, daß die im Review angegebenen Resultate sich ausnahmslos auf den zum Test verwendeten Aufbau beziehen !



 

Fazit und Praxiserfahrungen:

Es hat etwas gedauert, aber letztendlich hat sich das Warten zweifellos gelohnt, die Erweiterung der Platinum Netzteil Serie rundet das Angebot von SeaSonic nahezu perfekt ab, auch wenn sich sicherlich einige noch ein paar kleinere Leistungsstufen gewünscht hätten, aber dafür zeichnet künftig SeaSonics G-Serie verantwortlich und ob nun 80+ Gold oder Platin ist in diessem Fall fast schon irrelevant.
Extreme Stabilität, sehr hohe Leistungsreserven, Crossload-Verhalten, Minimierung der Spannungstoleranzen, all dies wurde nicht nur auf dem Beipackzettel abgedruckt, sondern auch in der Praxis und das ohne jegliche Taschenspielertricks. Das die Build-Qualität, eine hohe Störimmunität und auch die Unterdrückung der Restwelligkeit mit diesen hohen Qualitätsansprüchen korrespondieren, versteht sich da fast schon von selbst. Die Ausstattung läßt grundsätzlich kaum Wünsche offen, so dass der Endanwender ein in sich stimmiges Gesamtkonzept daheim umsetzen kann, ohne sich für ein Informatik und/oder Elektronik-Studium einzuschreiben. Die verlängerte Garantiezeit, der deutsche Support und schlußendlich ein Bring-in Service runden das Platinum "Facelifting" ab, die Konkurrenz wird es mit einem gequälten Lächeln zur Kenntnis nehmen.Wer wie wir die Entwicklung von SeaSonic über die letzten 10 Jahre vom Geheimtipp zum Premium Hersteller verfolgt hat, wird sich einer gewissen Faszination nicht entziehen können, sollte sich aber auch einen kritischen Blick auf die Fakten nicht verstellen.
Kommen wir noch einmal zur Technik zurück, zumal eben auch Aspekte existieren, die uns nicht gefallen. Die Lüfteroption zwischen Hybrid und Normalmodus dürfte kaum Wünsche offen lassen, obwohl man natürlich darüber diskutieren kann, ob der Schalter nun an den Kabelports verbleiben sollte, oder besser am Netzteil außen aufgehoben wäre. Wir empfinden die jetzige Lösung eigentlich als ideal, da es fatale Folgen haben kann, wenn man daheim hinter dem Rechner nach dem Schalter fingert und dabei den Lüfterschalter mit dem Ein/Ausschalter verwechselt.
Einige andere werden noch weniger Geräuschkulisse fordern und/oder mäkeln das dies doch auch leiser geht. Natürlich wäre dies technisch möglich, dazu wäre lediglich eine Reduzierung der Lüfterdrehzahlen notwendig, aber SeaSonic hatte schon immer klare Maximen und die lauten: "lieber etwas lauter >dafür aber ganz sicher nicht überhitzt", die 7-jährige Garantie soll ja nicht zum Boomerang ausarten. Auf der anderen Seite dürften in diesen Lastbereichen die Gehäuselüfter, entsprechende Grafikkarten und CPU-Kühler das Lüftergeräusch des Platinum Netzteils eindeutig übertönen, darum sehen wir dieses Manko nicht als problematisch an und in einem 90 Watt Stromspar-HTPC hätte dieses Netzteil ohnehin nichts zu suchen.
Besonders ärgerlich sehen wir die fehlende Kommunikation bezüglich der 12 Volt Schienen Implementierung an, nicht nur weil SeaSonic dies nicht mit dem Kunden kommuniziert, sondern weil man damit wieder überflüssige Diskussionen anheizt und ein wichtiges Marketing Argument achtlos in den Äther bläst: "seht her Leute, so wirds richtig gemacht", könnte man etwas überspitzt auf seine Verpackung schreiben und entsprechend begründen. Die derzeitige Situation ist jedenfalls höchst unbefriedigend, aber das haben wir ja schon vor einem Jahr bemängelt und es existieren wie gesagt so gewisse Prinzipien, da agiert SeaSonic extrem stur, warum auch immer.
Kommen wir zu Gretchens Frage: lohnt sich der Kauf? wer noch keines dieser vorzüglichen Netzteile verwendet und ein entsprechend leistungsstarkes System besitzt, für denjenigen lohnt es sich auf jeden Fall. Wer bereits ein SeaSonic Netzteil aus der vorherigen X-Serie gekauft hatte, kann diese Investition von immerhin 135 € auf seiner Einkaufsliste streichen, das wäre nun wirlich zu viel des Guten, auch wenn sich SeaSonic selbstverständlich darüber freuen würde. Sollten sich zu dem Test an sich oder zum Netzteil noch Fragen ergeben, so könnt ihr uns gerne im PC-Experience Forum ansprechen...

Zur besseren Übersicht noch einmal die wichtigsten Eckdaten unseres Tests in einer kurzen Zusammenfassung:

Plus:
• hervorragende Verarbeitung, wertige Haptik
• extrem robuste Lackierung
• ausgezeichnete Effizienz in allen Lastbereichen
• sehr niedrige und nochmals optimierte Spannungstoleranzwerte
• extrem hohe Spannungsstabilität
• hervorragende Stabilität während unserer Crossload-Tests
• hervorragende Ripple and Noise Werte
• sehr hohe Leistungsreserven (bis maximal 791 Watt)
• korrekt ansprechende umfangreiche Schutzschaltungen
• sehr gute active PFC-Werte
• gute Eigenkühlung, variable Lüftereinstellungen
• sehr ausgewogener Lüfter mit exzellentem Lager
• kaum Störgeräusche durch die Netzteilelektronik
• exzellentes Kabelmanagement, stabile Portmechanik (vollmodular)
• vorbildlich beschriftete und keine überstehenden Kabelports
• sehr effektive Kabelabschirmungen und Isolierungen
• größtenteils ausreichend lange Kabelstränge
• SLI/QUAD-SLI/Crossfire/Crossfire-X tauglich
• sehr gute Ausstattung
• überragende Lötqualität
• durchweg hochwertige Bauteile
• verbessertes Handbuch, deutschsprachiger Support
• sehr lange Garantiezeit (7 Jahre, Bring-in-Service)
• angemessenes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 135 €)

Minus:
• im eingebauten Zustand leichte Surrgeräusche unter Vollast
• keine öffentliche Dokumentation über 12Volt Schienen




Gesamtergebnis unseres Reviews:

Das SeaSonic Platinum Series 660 Watt Netzteil erhält den PC-Experience Technology Award in Gold





Weiterführende Links:


SeaSonic

Händlernachweis

Wir bedanken uns bei SeaSonic sehr herzlich für die Bereitstellung der Testexemplare

euer PC-Experience.de Team

Cerberus