Seasonic G-Series 360Watt Netzteil im Test

Gesamtansicht

Einleitung:

Die Forderung nach technisch seriösen, hoch effizienten und trotzdem preisattraktiven Netzteilen in der 300 Watt Kategorie keimt immer wieder auf, auch wenn wir uns ernsthaft die Frage stellen: warum eigentlich? Eine wirklich zufriedenstellende Umsetzung fehlte bisher, das ist auch der Grund, warum viele ihre Hoffnung auf die G-Serie von Seasonic gesetzt hatten. Nun sollte man das Thema keineswegs damit abtun, das es in anderen Leistungskategorien problemlos möglich wäre, entsprechende Stromwandler zu bauen. Das ist zwar prinzipiell richtig, wird der Sache aber nicht gerecht, denn ob ein Netzteil um die 300 Watt nun 85% oder 92% Effizienz erreicht, ist beileibe nicht trivial, schon gar nicht in der technischen Realisierung. Das gilt insbesondere für die Hersteller, die dies nicht nur konzipieren wollen, sondern auch in besonderem Maße das Preis-Leistungsverhältnis im Focus behalten müssen. Dass diese Thematik gewaltig nach hinten losgehen kann, haben wir in der jüngsten Vergangenheit schon häufiger erlebt. Selbst Vorreiter wie FSP lassen sich kaum auf Experimente ein und starten ihre vorzügliche Aurum Netzteilserie ab 400 Watt und dies ist nur ein Beispiel von Vielen.
Natürlich stellt sich die grundsätzliche Frage nach der Intention eines solchen hocheffizienten 300 Watt Netzteils, ein 300 Watt Netzteil mit 80+ Silber Emblem (maximal 89% Effizienz) tut es doch auch oder nicht? selbstverständlich, nur sind solche Netzteile genauso rar gesät, das typische 300 Watt Netzteil aus namhafter Fabrikation erwirtschaftet maximal 80+ Bronze sprich eine Effizienz von maximal 85% und damit hat es sich auch schon, zumindest bisher. Seasonic will diesen Zustand also jetzt etwas revidieren und schickt eine kleine Flotte von überarbeiteten Netzteilen in die Schlacht um dieses stiefmütterlich behandelte Markt-Segment, wobei man sich hoffentlich bewusst ist, dass die fordernden Foren-Befürworter dieser Netzteile noch keine zufriedenstellenden Umsätze garantieren. Die neue G-Serie stellt übrigens eine konsequente Weiterentwicklung der bewährten S12 II und M12 II Baureihen dar, die sich in den vergangenen Jahren einen außerordentlich guten Ruf erarbeitet haben, von dem Seasonic viel Renommee abschöpfen konnte. Ob sich dies in der neuen G-Serie fortsetzt, ob so ein Netzteil wirklich sinnvoll ist und was sich darüber hinaus an technischen Finessen offenbart, haben wir in unserem neuesten Netzteil Review reflektiert, dazu wünschen wir euch jetzt viel Vergnügen...



 

Lieferumfang:

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Verpackung-1 Verpackung-2 Zubehör

 

• Seasonic G-Series 360Watt Netzteil in Retailverpackung
• Kaltgeräteanschlußkabel
• 8 Kabelbinder, 3 Klettbänder
• 1x Case Badge
• 4 Schrauben
• Kurzanleitung (mehrsprachig)





Die technischen Daten:

• OEM: Seasonic
• Gehäusematerial: Stahl
• Gesamtleistung: 360 Watt
• 80 Watt kombinierte Ausgangsleistung (+3,3 und +5 Volt)
• 360 Watt (30 Ampere) kombinierte Ausgangsleistung (+12 Volt)
• universeller Weitbereichseingang: 100-240 VAC für unterschiedliche Stromnetze
• maximale Belastbarkeit der einzelnen Strom-Schienen:
• +3,3 Volt: 12 A
• +5,0 Volt: 16 A
• +12 Volt: 20 A
• -12 Volt: 0,3 A
• +5 Volt Standby: 2 A
• ATX Standard: 2.31 •
Formfaktor EPS 12V: 2.92
• EMV-geschirmte Kabelstränge: ja
• Aktiv PFC (99%)
• Lüfter: Adda 120mm (Kugellager, S2FC)
• Kabelmanagement: nein (erst ab 450 Watt)
• Gruppenregulierung: nein
• DC-to-DC Technik: ja
• LLC-Resonanzwandler: ja
• Polymer-Aluminium-Kondensatoren: teilweise (sekundärer Bereich
• OVP (Over Voltage Protection) - Überspannungsschutz
• OPP (Over Power Protection) - Überlastungsschutz
• UVP (Under Voltage Protection) - Unterspannungsschutz
• SCP (Short Circuit Protection) - Schutz vor Kurzschlüssen
• Standard-PS/2-Abmessungen (B×H×T): (150×86×140mm)
• Gewicht: 1,49Kg (ohne Verpackung)
• bisherige Varianten: 360, 450, 550, 650 Watt
• aktueller Marktpreis: ca. 60 € (360 Watt)
• Zertifikate: 80+ Gold • Garantie: 5 Jahre





Verarbeitung und erster Eindruck

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Komplettansicht Frontansicht Seitenansicht Heckansicht


Die Verpackung legitimiert sich als ausreichend stabil, das Netzteil geht dank Schaumstoffpolsterung gut geschützt auf die Reise zu seinem neuen Besitzer, wenn auch nicht gerade umweltfreundlich, diesbezüglich könnten die Hersteller ruhig etwas mehr Kreativität entwickeln. Das Zubehör wurde übersichtlich und gut sortiert dazugesteckt, es besteht aus dem obligatorischem Kaltgerätekabel, 8 Kabelbindern, 3 Klettbändern, 4 Schrauben, einem Case Badge und einer recht dünnen Broschüre, die wohl das "Handbuch" darstellen soll. Liebes Seasonic Entscheider Team: das ist kein Handbuch, das ist nicht mal ein Handzettel. Wenn ihr eure Kunden informieren wollt, dann bitte umfassender, z.B. mit ausführlichen technischen Daten und einer kleinen Anleitung zum Netzweil Wechsel, es existieren genug Kunden, die so etwas gerne lesen.
Die Abmessungen der neuen G-Serie charakterisieren wir als 100%ig ATX-konform, was die Gehäuse Kompatibilität extrem erhöht, ein Netzteil das nur 150×86×140mm mißt, paßt in nahezu jedes PC-Gehäuse und sicherlich auch in fast jeden HTPC. Das relativ unspektakuläre Stahl Gehäuse der neuen G-Serie erinnert sehr stark an die X-Serie von Seasonic, was durchaus positiv zu bewerten ist, zumal die Kratzfestigkeit und Güte der Pulverlackierung diesen Vergleich nicht zu scheuen braucht. Seasonic setzt seit geraumer Zeit bei den Aussparungen an der Front und auch im Lüfterbereich auf wabenförmige Aussparungen. Die soll den Luftwiderstand der abzutransportierenden Abwärme aus dem Netzteil entscheidend minimieren, was die Wirkung des Lüfters tatkräftig unterstützt und wodurch auch das G-360 Netzteil von dieser bewährten Airflow-Maßnahme profitiert. Was die Ansaugseite des Lüfters auf dem Netzteildeckel angeht, so gibt es mittlerweile aber durchaus effizientere weil luftdurchlässigere Gitter, siehe be quiet.

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken ! 
Draufsicht Gewicht Ansicht mit Kabel


Wie gesagt, das Netzteil hinterläßt einen recht unspektakulären optischen Eindruck, trotzdem wirkt die Verarbeitungsgüte sehr hochwertig und keinesfalls weniger akkurat. Auch wenn die ausführende Öffnung für den Kabelstrang keine scharfen Kanten aufweist und die Kabel ummantelt wurden, hätten wir uns dennoch eine dezidierte Kabelmuffe an dieser Stelle gewünscht, die für ein wenig mehr Stabilität sorgt. So sieht das Ganze ein wenig provisorisch aus und die Kabelbinder an dieser Stelle unterstreichen diesen Eindruck noch zusätzlich. Wer sich beim G-360 Netzteil auf Kabelmanagement gefreut hat, den müssen wir an die teureren Modelle verweisen, ab G-450 Watt implementiert Seasonic modulare Kabel, was angesichts des angetrebten Verkaufspreise von 60 bis 70 € auch nicht weiter verwundert (Seasonic G-Series 450 Watt ca. 100€). Der Netzteil Korpus ist an den Seiten und auch hinten hermetisch geschlossen ausgeführt, und das macht Sinn, denn durch eventuelle Öffnungen kann im schlechtesten Fall zusätzlich noch warme Abluft aus dem Rechnerinneren eindringen. Das Lüftergitter ragt nicht über das Netzteil Gehäuse hinaus, eine sehr weise Entscheidung, dies hat in der Konsequenz zur Folge, das sich keine Versatzprobleme beim Einbau ergeben. Das Gewicht liegt mit 1490 Gramm in etwa auch dem Niveau typischer Vertreter dieser Leistungsklasse, wobei das Gewicht natürlich absolut nichts über die Qualität des Inhalts aussagt.
Einbau-Tipps: Besitzer von Lian Li oder Lancool Gehäusen sollten auf die mittlerweile zum Standardzubehör beförderte breite Netzteilhalteklammer verzichten und das Netzteil generell verschrauben. Nicht nur weil der Halter nach einiger Zeit unschöne Marken auf dem Netzteil hinterläßt und/oder das Lüftergitter zerdrücken kann, sondern vor allem weil der Halter einen nicht unerheblichen Teil des Gitters verdeckt und somit die nutzbare Fläche für den ansaugenden Lüfter einschränkt, sofern das Netzteil mit dem Lüfter gen Innenraum verbaut wird. Nun könnte man einerseits das Netzteil in seiner "normalen" Position mit dem Lüfter nach unten einbauen. Dann kümmert sich das Netzteil im Grund nur um sich selbst und seine Kühlung, was sehr leise vonstatten gehen kann, da es weitestgehend vom Rest der heißen Komponenten abgeschottet arbeitet. Dank der variablen Bohrungen ist es aber auch möglich, das Netzteil mit dem Lüfter gen Innenraum zu verbauen, beides besitzt Vor-und Nachteile. Da das Netzteil gen Innenraum nicht hermetisch abisoliert ist, gelangt ohnhin Abwärme aus dem Innenraum ins Netzteil, egal welche Einbaurichtung bevorzugt wird und unten positionierte heiße Soundkarten (bis 50°C) sind sicherlich dankbar für eine aktive Unterstützung. Außerdem saugt der Netzteillüfter dann nicht den ganzen Staub und Dreck unter eurem Gehäuse an, auch wenn ein Filter vorhanden ist. Der Netzteillüfter wird durch die Abwärme des Innenraums allerdings stärker beansprucht, was durchaus in einer erhöhten Geräuschkulisse resultieren kann. Der gerne gehörte Vorteil, das so das Netzteil auch die Grafikkarte unterstützt, weil es Abwärme von der Grafikkarte absaugt, ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn die Grafikkarte über einen Radiallüfter seine Abwärme selbst aus dem Gehäuse bläst, spielt die Einbauposition des Netzteils eh keine Rolle. Besitzt die Grafikkarte allerdings einen oder zwei Axiallüfter, die auf die Platine der Grafikkarte blasen, "gräbt" das Netzteil der Grafikkarte die angesaugte Luft ab, weil das Netzteil diese Luft ebenfalls ansaugt. Diese Fakten sollte man vor dem Einbau eines Netzteils kennen, damit die Komplettierung eures Rechners nicht im Thermo-Frust endet.

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Luefter-1 Luefter-2


Für die neue G-Series öffnet Seasonic etwas überraschend wieder die Schatullen von Adda, mit denen Seasonic in der Vergangenheit schon des Öfteren zusammengearbeitet hatte. Neu ist dieser spezielle Adda-Lüfter keineswegs, bereits 2009 wurde er erstmalig vom TÜV Rheinland zertifiziert. Die dazu verfügbaren Werksdaten lauten wie folgt:

• OEM: Adda Corporation
• Kennnummer: AD1212MB-A70GL
• Lagerung: doppeltes Kugellager
• IC-Motor: keine Angaben
• Gewicht: 156g
• Beleuchtung: nein
• Abmessungen (mm): 120x120x25
• Lüfterblätter: 7
• Betriebsspannung: 2,5 bis 13,2 Volt
• max. Lautheit: bis 42 dBA
• max. Volumentransport: 136,85 m³/Std (80,50 cfm)
• max. mögliche Geschwindigkeit: ca. 2050 U/min
• Stromaufnahme: 3,96Watt (0,33A)
• Anschluß: 2-pin

Die Regulierung des Lüfters erfolgt sowohl last-als auch temperaturabhängig über die sogeannte Seasonic S2FC Steuerung, die in verschiedenen Varianten existiert. Im Falle des G-360 wurden die Kennlinien so ausgelegt, dass der Lüfter bis ca. 20 bis 30% Last mit 500 bis 600 U/min rotiert, das entspricht einer Volt Skalierung von 3 bis 4,3 Volt. Ab 50% Last nimmt die Drehzahl zu und erreicht 900 U/min bei 5,5 Volt Ansteuerung, was immer noch als leise angesehen werden kann. Erst ab 80% Last dreht der Lüfter hörbarer auf und erreicht bei 100% Last mit 1913 U/min seine maximal Drehzahl (11 Volt), das ist ganz sicher nicht mehr silent.
Das Prinzip des Lüftereinbaus hat sich bei Seasonic nicht grundlegend geändert, d.h. der Lüfter wurde so ins Netzteil integriert, das er ins Netzteil hineinbläst, so daß der Lüfter, falls er genügend kühle Luft ansaugen kann, die Netzteil Komponenten entsprechend ventiliert. Wird das Netzteil so verbaut, das es lediglich auf die warme Abluft der System-Komonenten zurückgreifen kann, sprich mit dem Lüfter gen Innenraum, ist dieser Kühleffekt keinesfalls optimal, was nicht selten eine Drehzahlerhöhung des Lüfters zur Folge hat. Hier hilft nur eine ausreichende Frischluftzufuhr sprich Be-und Entlüftung im System durch geeignete Gehäuselüfter im PC-Gehäuse. Sitzt das Netzteil am Gehäuseboden mit einer Lüfterausrichtung in Richtung Fussboden, wird es nur rudimentär mit dieser erhitzten Abluft konfrontiert, was dem Netzteil-Belüftungs-Ideal schon sehr viel eher entspricht.
A
uf eine Nachlaufsteuerung, die wir für gänzlich überflüssig erachten, wurde verzichtet. Hocheffiziente Netzteile benötigen dies im Normalfall nicht und wenn unser System keine Gehäuselüfter besitzen sollte, wäre der erste Schritt zu einer optimalen Be-und Entlüftung: entsprechende Gehäuselüfter zu kaufen, damit das Netzteil eben nicht mit der erhitzten Abluft des Systems konfrontiert wird. Bei den allermeisten aktuellen PC-Gehäusen sitzt das Netzteil ohnehin auf dem Gehäuseboden und kümmert sich nahezu ausschließlich um sich selbst, insofern entfällt eine Legitimation für eine Nachlaufsteuerung, die nur unnötig Strom verbraucht.



 

Die Verkabelung:

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Netzteil-mit-Kabel IDE-Stecker CPU-Stecker

 

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Sata-Stecker Grafikkarten-Stecker Stromsteckerleiste


In den letzten beiden Jahren hat sich auf dem Sektor der Netzteilverkabelung einiges getan. Jenseits von "Effizienz" und "Lautstärke" wollen die Hersteller die Käufer vor allem mit einem "aufgeräumten" Kabelmanagement überzeugen: Kabelbäume verschwinden darum immer öfter zugunsten von Steckern. Der Anwender soll also nur noch die Kabel im Gehäuse unterbringen müssen, die er tatsächlich benötigt. Das schafft Platz im Gehäuse und sorgt obendrein für ein aufgeräumtes Innenleben. Die Techniker unter uns werden aber nicht zu unrecht anmerken, dass "mehr Steckverbinder" auch immer für mehr potenzielle Fehlerquellen sorgen. Zudem kosten Buchsen und Kabelverbindungen auch mehr als die trivial im Netzteil verlötete Kabelpeitschen. Andererseits ermöglichen Netzteile mit konsequentem Kabelmanagement aber auch eine effektivere und vor allem weniger fehlerträchtige Fertigung. Jede einzelne Ader muss bei der Herstellung schließlich von Hand ins richtige Loch auf der Platine gesteckt werden. Nach dem Verlöten kommt dann meist noch eine manuelle Inspektion hinzu. Diese Fehlerquelle in der Produktion erspart sich beispielsweise Seasonic inzwischen bei einigen Netzteilmodellen, in dem alle Kabel, also auch der Kabelbaum zum Mainboard, über Steckverbinder aus dem Netzteil herausgeführt werden. Durch diese physische Abkoppelung des Hauptkabelstrangs wird mehr Platinen-und Lötsicherheit erreicht, da weniger großvolumige Kaltlötstellen existieren, was wiederum mögliche Spannungsabfälle reduziert und Bruchstellen minimiert. Genau dies ist auch die Intention, die dahinter steckt, also durchaus kein optischer Voodoo, sondern technisches Kalkül.
Selbstverständlich spielt hier auch die Qualität der einzelnen Kabelstränge eine wesentliche Rolle, dem Einen sind die Kabelstränge nicht aufwendig genug gesleeved (ummantelt), darum legt man gern selbst Hand an und sleeved die Kabel mit den inzwischen kaum noch überschaubaren Angeboten in allen erdenkbaren Farbschattierungen aus diesem Bereich. Anderen Kunden sind die Werkskabel zu steif, deswegen bevorzugt diese Käuferkategorie lieber lange ungesleevte Kabel anstelle der eng gesleevten Kabelstänge eines Kabelmanagements. Wie die Hersteller es auch anlegen, irgend etwas findet sich immer als Kritikpunkt. Wir lassen diese müßige Diskussion mal beiseite und stellen davon unbenommen noch einmal zwei Fakten in den Raum:

1. zusätzliche Platinen und Anschlüsse stellen nicht nur einen deutlich höheren Fertigungsaufwand und zusätzlichen Kostenfaktor dar, sondern erhöhen auch u.U. das Risko von korrosionsbedingten Spannungsreduzierungen.

2. wenn viele Geräte versorgt werden müssen, werden dementsprechend viele Kabelstränge verlegt und damit geht der optisch/logistische Vorteil verloren. Das wird keinen davon abhalten, auch weiterhin Kabelmanagement zu fordern, denn es ist trendy, sieht gut aus und suggeriert etwas wertiges gekauft zu haben. Insofern ist diese Diskussion auch mehr oder weniger müßig, weil sie entscheidend vom individuellen Geschmack geprägt ist.

Die Verkabelungsoptionen und Kabellängen des Seasonic G-Series 360Watt Netzteil gestalten sich wie folgt:

• 3x 4-Pin Molex (PATA) Stromanschlüsse (66cm lang, nativ)
• 2x S-ATA Connectoren (51cm lang, nativ)
• 2x S-ATA Connectoren (63cm lang, nativ)
• 1x PCI-Express 6-pin Stromanschluß (56cm lang, nativ)
• 1x 8-pin ATX12V/EPS12V (in 4+4 auftrennbar, 55cm lang, nativ)
• 1x 24 Pin Mainboard-Stromanschluß (20+4 auftrennbar, 51cm lang, nativ)

Unverkennbar hat Seasonic bei diesem Modell also auf eine modulare Auslegenung der Verkabelung verzichtet. Das ist aber nicht das Problem, das Problem ist die Bestückung: einerseits fehlt ein 4-pin Molex zu FDD Adapter, ohne den beispielsweise Cardreader, spezielle Soundkarten und Floppy Laufwerke icht zu betreiben sind. Andererseits bietet Seasonic nur einen 6-pin Stecker für die Verkabelung einer dezidierten Grafikkarte auf, was die Auswahl enorm einschränkt. be quiet implementiert an dieser Stelle für das Straight Power E9 400Watt immerhin 1x PCI-Express 6+2-pin und PCI-Express 6-pin Stromanschluß. Darüber hinaus auch 5 S-ATA Anschlüsse nebst einem 1x FDD Stromanschluss. So etwas hätten wir uns auch für das Seasonic G-360 gewünscht. An der Länge der jeweiligen Kabelstränge gäbe es relativ wenig auszusetzen, die ist auch zwingend erforderlich, denn die Kabelwege verlängern sich, wenn das Netzteil möglicherweise im PC-Gehäuseboden verschraubt wird. Wer das Netzteil in sehr große Bigtower einbauen möchte, könnte trotzdem durchaus in die Verlegenheit kommen, den einen oder anderen Strang verlängern zu müssen. Die drei 4-pin Molex Stecker verfügen über eine sehr praktikable Herausziehhilfe und haben durchaus noch ihre Daseinsbrechtigung. Wenn jemand zwei Gehäuselüfter und seine Lüftersteuerung verkabeln muß, sind in der Regel die ersten drei Molex Stecker belegt. Kommt eine Wasserkühlung hinzu, erhöht sich der Bedarf noch weiter, ergo ist es unsererseits nicht einzusehen, warum einige Hersteller diese Stecker inzwischen rationalisieren. Ein Stromanschluß für Floppy-Laufwerke fehlt wie bereits erwähnt. Dabei sollte man berücksichtigen, das diese Stromstecker nicht nur für die vermeintlich antiquierten Floppy-Laufwerke Verwendung finden, auch aktuelle Highend Soundkarten (z.B. Asus Xonar) werden über diese physische Schnittstelle mit Strom versorgt. Die hohe Qualität der Kabelummantelungen wurde von Seasonic beibehalten, die Schrumpfschläche wurden nicht zu dicht an den Steckern angebracht, so daß eine gewisse Grundflexibilität nach wie vor gegeben ist. Diese deklarieren wir ohnehin als hoch, da existieren auf dem Netzteil Markt möglicherweise optisch ansprechendere und engmaschigere Sleeves, die haben in der Regel aber auch den Nachteil einer geringen Flexibilität, was beim Verlegen der Kabel sehr schnell nerven kann.

Die Elektronik:

Bevor wir uns die verbaute Elektronik etwas detaillierter anschauen, möchten wir euch unseren Spezialartikel zu diesem Thema offerieren, damit wir dieses Review nicht mit Basics verstopfen:

Technische Aspekte zur aktuellen Netzteiltechnik

In dem verlinkten Artikel erfahrt ihr auch alles zum Thema DC-to-DC, LLC-Resonanzwandler und auch das Thema Polymer-Aluminium-Kondensatoren findet dort eine entsprechende Berücksichtigung, so daß wir euch diese Schlenker hier ersparen:

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Komplettansicht Gehäuse Elektronik-1 Elektronik-2


Die sichtbare Topologie des G-360 Netzteils erinnert oberflächlich betrachtet an die früheren S12/M12 II Serien, tatsächlich hinken diese Vergleiche gewaltig, denn diese Serien verfügten weder über DC-to-DC Technik, noch über LLC-Resonanzwandler. Diese älteren Baureihen waren gruppenreguliert konzipiert und das ist glücklicherweise Schnee von gestern. Seasonic setzt bei der G-Series auf die aktuell sehr populäre und auch preistechnisch attraktive Half-Bridge-Topologie, die sich wie der Name vermuten läßt, von einer Fullbridge-Topologie unterscheidet. Der Begriff beschreibt die Anzahl an Mosfets (Metall-Oxid-Halbleiter-Feldeffekttransistor) die dafür verantwortlich zeichnen, hochfrequente Wechselspannung zu generieren. Diese Art der Spannung besitzt den besten Wirkungsgrad bei der Haupttransformation. Vereinfacht formuliert: Half Bridge bedeutet, dass zwei Mosfets zum Einsatz kommen, bei Full Bridge werden dementsprechend vier Mosfets verwendet. Darüber hinaus kommen LLC-Resonanzwandler und natürlich auch DC-to-DC Technik zum Einsatz. Das Netzteil verfügt über insgesamt vier Platinen, wobei die Hauptplatine in der Güteklasse FR3 gefertigt wurde, also Epoxidharz + Papier. High End stellt das zwar nicht dar, aber zumindest frei von Phenolharz und dementsprechend auch frei von gesundheitsschädlichen Aldehyden. Unangenehm riechen kann diese verbesserte Mixtur anfangs trotzdem, was in unserem Test aber nicht der Fall war. Dazu noch ein paar Infos: FR4 und FR5 Platinen besitzen eine bessere Kriechstromfestigkeit und bessere Hochfrequenzeigenschaften. FR steht übrigens für flame retardant, zu deutsch: flammenhemmend. Die vier kleinen Tochterplatinen entsprechen der Gütekategorie FR4, was wir insgeheim auch für die Hauptplatine erwartet hätten. Dafür stimmt aber die Lötqualität, auch wenn Seasonic dies natürlich noch viel besser kann, nur eben nicht in diesem Preisgefüge. Kommen wir jetzt etwas detaillierter zum Layout unseres Testobjekts: die AC-Eingangsfilterung beginnt in ihrer kausalen Abfolge kurz hinter dem Netzschalter mit vier X-und einem Y-Kondensator sowie einer Spule. Die dafür notwendige kleine Platine wird zusätzlich von einer kleinen Kupferplatte abgeschirmt. Ergänzt wird dies auf der Hauptplatine durch zwei weitere Y-Kondensatoren, einem X-Kondensator, einer und einem MOV (Metal Oxyd Varistor), sowie eine Sicherung und ein Thermistor, der als thermischer Schutz zur Begrenzung des Einschaltstroms fungiert, wenn auch diesmal ohne Relaisschaltung. Interessant sind in dieser Region noch die Gleichrichterbrücke von Taitron (GBU10JL) mit eigenem relativ üppigem Kühlkörper, sowie die Spule des Primärstromkreises. Die Spulen verfügen über sogenannte Spulenstrümpfe, die Schwingungen minimieren sollen, hier und dort sind Siliconkleckse zu sehen, die als Stabilisator für potentielle Wackelkandidaten dienen sollen.

Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
Elektronik-3 Elektronik-4 Lötqualität


Der große blaue primäre Kondensator stammt aus dem Hause Hitachi, ist bis 105°C spezifiziert und verfügt über 270mF Kapazität, sowie 420 Volt Spannungsfestigkeit. Der Active PFC Bereich wird von einer Cree Leistungsdiode (C3D06060) und einem Infineon IPP60R199CP Mosfet dominiert. Als Steuerungselement fungiert der ICE3PCS01 Controller von Infineon. Für die Umsetzung der Half-Bridge-Topologie setzt Seasonic auf zwei Mosfets von MagnaChip (P18N50C). Das Steuerungselement für die LLC-Resonanzwandlung (Infineon ICE2HS01G) finden wir ebenso auf der großen Tochterplatine wie den PFC Controller von Infineon (3PCS01). Der sekundäre Bereich des G-360 Netzteils ist überwiegend von traditionellen Elkos aus den Fertigungsstätten von Nippon-Chemicon und Rubycon geprägt, wobei wir auch einige Feststoff Kondensatoren von Enesol finden. Die beiden Leistungstransistoren (Mosfets ersetzen hier die sonst üblichen Schottkeys) zur Generierung der 12Volt Schienen stammen von der Philips Tochter NXP (PSMN2R6-40YS). Die VRMs zur Erzeugung der 3,3 und 5 Volt Schienen thronen auf einer einzigen Tochterplatine, umgeben von Feststoffkondensatoren, zwei Spulen und dem ANPEC APW7159 als zentraler Steuereinheit. Die OVP und UVP Absicherung übernimmt ein HY510N Chip aus China, den wir normalerweise in deutlich billigeren Netzteilen antreffen, was uns an dieser Stelle dann schon etwas überraschte. Über die Verarbeitung im Inneren des Netzteils gibt es ansonsten wenig auszusetzen, akkurat wie von Seasonic gewohnt.



 

Der Test:
 
Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken !
 
Testgeräte-1 Testgeräte-2 Testgeräte-3

 

Vor den eigentlichen Tests findet grundsätzlich eine erste Funktionskontrolle statt, um insbesondere auch den Power Good Wert zu ermitteln. Sollten sich hier bereits Probleme einstellen, wie z.B. ein nicht anlaufender Lüfter, oder ein zu hoher Power Good Wert, brechen wir den Test grundsätzlich ab und das Netzteil geht zurück zum Hersteller. Der Power Good Wert (PG) gibt übrigens den Zeitraum an, in dem Mainboard und Netzteil miteinander korrespondieren und alles für ok befinden. Teile des Mainboards werden ja über das Slave Power Supply permanent mit +5V versorgt. Diese liegen dann auf der grünen Leitung, die vom Board zum Netzteil führt, an. Durch drücken des Einschaltknopfes wird diese Spannung auf Null gezogen, das Netzteil startet. Sollte irgendwas nicht i.O. sein, bricht das Netzteil seine Versorgung ab und der Rechner würde resetten. Im Normalfall liegt der Power Good Wert zwischen 100 und 500ms, was auch beim Seasonic G-360 Netzteil mit 217,9ms der Fall war.
An dieser Stelle nochmals der Verweis zu unserem Spezialartikel:

Technische Aspekte zur aktuellen Netzteiltechnik, Testprozedere und Testequipment

 

In dem Artikel steht auch sehr detailliert, womit wir seit Februar 2010 unsere Netzteile nach ATX-Norm testen, insofern ersparen wir euch und uns weitere Abschweifungen. Unser eigentlicher Testablauf gestaltet sich wie folgt:

1. 15 Minuten warmlaufen bei 50% Last.
2. Das Vorbereiten der jeweiligen Testabläufe für die Bereiche 5%, 10%, 20%, 50%, 80%, 100% und 110% Last, die dann über die Chroma Racks oder FAST FA-828 initiiert werden. In jedem Fall werden programmierte AC Lasten verwendet (230Volt, 50Hz).
3. Während dieser 7 Abschnitte werden parallel dazu die Spannungsstabilität, Ripple&Noise Werte über das Tektronix TPS 2014 Oszilloskop und FAST FA-828 ATE aufgezeichnet und hinterher ausgewertet (Peak-to-Peak Werte, 20MHZ Bandbreite)
4. Die Temperaturwerte werden dabei über das Yokugawa Temperaturmessgerät mit vier verschiedenen Sensoren ermittelt und ständig kontrolliert und zwar an den Hotspot-Bereichen des Netzteils.
5. PFC messen wir über die FAST FA-828 ATE und das Seasonic Power Angel.
6. Die Lautheit des Lüfters wird ca. 15cm vom Lüfter entfernt mit einem ACR-264-plus Messgerät verifiziert, das normalerweise einen Messbereich von 15 bis 140 dBA umfaßt. Eventuelle Lager- oder andere Störgeräusche werden dabei ebenfalls berücksichtigt.
7. Die Effizienz im 230Volt Netz ergibt sich aus dem Input der elektronischen Lasterzeuger und dem Output an den Netzteilausgängen, die auf einer speziell angefertigten Anschlußlatine von Enhance gesteckt sind (mit 10uF und 0.1uF Glättungskondensatoren).
8. Der Standby Verbrauch (S5, ausgeschalteter Rechner) wird nach dem Abschluß der Leistungstests gemessen.
9. Um die Lautheit des Lüfters zu messen, Inkompatibilitäten und eventuelle Störgeräusche durch Spulen und Wandler im Bereich Netzteil und Mainboard auszuschließen, wird das Netzteil abschließend in unseren Redaktionsrechnern verbaut und in Betrieb genommen. 14 weitere Tage Praxistest folgen, wo wir verschiedene Lastzustände simulieren. Wir sind in der Lage, über unsere Rechner bis zu 1200 Watt über Vollast abzurufen.
10. In diesem Praxistest werden auch noch einmal die Temperaturen des eingebauten Netzteils überprüft und in unserer Resultatstabelle zusätzlich eingepflegt. 11. Die Messdaten für die Stützzeit, Power-Good und den Standby-Verbrauch werden separat ausgegeben und nicht in unserer Haupttabelle abgebildet.

 

Die ATX V2.03 Spezifikation lässt folgende Grenzwerte zu :

 

Normwerte

 

Die Ripple&Noise (Restwelligkeit und Rauschen) ATX 2.03 Vorgaben für 10 HZ bis 20MHZ:

• 3,3Volt Schiene: maximal 50mV
• 5Volt Schiene: maximal 50mV
• 12Volt Schiene: maximal 120mV

Messwerte

Für die Technik-Freaks unter unseren Lesern noch ein paar Hinweise, wann die wichtigsten Schutzschaltungen ansprechen:

OVP (Überspannungsschutz):

• 3,3 Volt Schiene: OVP schaltet bei mehr als 4,33 Volt Spannung ab
• 5 Volt Schiene: OVP schaltet bei mehr als 6,76 Volt Spannung ab
• 12 Volt Schiene: OVP schaltet bei mehr als 14,91 Volt Spannung ab

• Die Stützzeit lag auf allen Schienen deutlich über den geforderten 17ms: 12Volt= 24,38ms, 5Volt=21,17ms, 3,3Volt=20,88ms. Diesbezüglich gibt es also ebenfalls keinen Anlass zur Kritik.

• Die Unterdrückung der Restwelligkeit liegt auch beim Seasonic G-360 auf dem erhofft exzellentem Niveau aktueller Seasonic Netzteile.

• Die Spannungsregulierung ordenen wir als gut bis sehr gut ein, die neuen Platinum Layouts von Seasonic haben diesbezüglich noch etwas mehr zu bieten, das ändert aber nichts an dem sehr guten Ergebnis des G-360.

• Natürlich haben wir auch einen Crossloading-Test durchgeführt, in diesem Fall sah der so aus, das wir bei 100% Systemlast zusätzlich 4 bis 6 Ampere über die +3,3 Volt Leitung abgerufen haben. Das Gleiche haben wir über die +5 Volt Schiene wiederholt, auch hier zeigte sich das Netzteil stabilitätstechnisch unbeeindruckt. Lediglich minimale elektronische Fiepgeräusche offenbarte das Netzteil in einem Hörabstand von ca. 20cm. Ein Extremtest mit 8 Ampere, sowohl über die 3,3 Volt als auch über die 5 Volt Schiene gleichzeitig, änderte an der Situation nichts. Überbewerten sollte man unser Experiment aber trotzdem nicht, weil so etwas in der Praxis einerseits kaum nachzustellen sein wird und andererseits auch daheim ohne überwachende Messgeräte keinesfalls zu empfehlen wäre.

• Was die Effizienz angeht, so rangiert das Seasonic G-360 innerhalb der von 80+.org ernannten 80+ Gold-Parameter (88% bei 20% Last, 92% bei 50% Last, 88% bei 100%Last) bei 230 V Eingangsspannung. Man kann das nun bewerten wir man möchte, es ändert aber nichts daran, das diese Wertetabellen kein Gütesiegel darstellen und als Qualitätsmaßstab für ein Netzteil bestenfalls rudimentär taugen. Wir haben es oft genug erlebt, das Hersteller alles daran setzen, die erforderlichen Zertifikatswerte zu erreichen und dann andere wichtige Aspekte vernachlässigen wie z.B. die Minimierung der Restwelligkeit und/oder die Vernachlässigung der Störimunität und Spannungstoleranzwerte. Nicht selten werden auch Schutzschaltungen weggelassen, extrem verkürzte Kabelstränge verwendet, oder effizienz-komplizierende Bauteile entfernt, um die Resultate zusätzlich zu pushen. Dass diese golden Samples dann oftmals gar nicht beim Verbraucher ankommen, sondern statt dessen kostenreduzierte abgespeckte Varianten, ist leider durchaus keine Ausnahme.

• Kommen wir zur Effizienz der 5VSB Schiene, die laut ATX Spezifikation mindestens 50% bei 100mA Last, mindestens 60% bei 250mA und mindestens 70% bei 1A Last betragen soll. Auch hier erreichte unser Netzteil ansehnliche Resultate mit seinen 59,8%, 66,2% und 71.7% Effizienz.

Störgeräusche abseits unseres Crossload-Tests konnten wir an der Teststation keine aufspüren. Damit haben wir uns aber nicht zufrieden gegeben, sondern beide Netzteile turnusgemäß auch in unsere Redaktionsrechner verbaut, um dort deren Zusammenwirken mit aktuellen Intel-Systemen zu verifizieren. Hier eragben sich bei einem der beiden G-360 Fiepgeräusche sobald 18 bis 20% Last erreicht werden. Über 25% Last minimierten sich diese Geräsuche wieder und verschwanden schlußendlich, je mehr Last erzeugt wurde. Ob sich daraus schon ableiten läßt, dass bestimmte Chargen betroffen sind, läßt sich nicht eindeutig verifizieren, die Vermutung liegt aber nahe. Sollten sich derartige Probleme äußern, hilft zur Zeit scheinbar nur das Abschalten der Energiesparoptionen im Bios (C-States, C1E, EIST, Cool'n'Quiet und/oder SpeedStep, Spread Spectrums und Load Line Calibrations deaktivieren). Darüber hinaus sollten auch die Windows Energiesparmaßnahmen abgestellt werden. Wobei anzumerken wäre, das diese Geräusche sich in der Regel im Bereich von 15-khz bemerkbar machen und dementsprechend auch nicht von jedem gehört werden können! Sollte über die genannten Einstell-Optionen keine Besserung erreicht werden und sind andere Geräte wie Mainboard und/oder Grafikkarte als Störquellen ausgeschlossen worden (ganz wichtig !), sollte der Kunde nicht vor einer entsprechenden RMA beim Netzteil Hersteller zurückgeschrecken.

• Schlußendlich werfen wir noch einen Blick auf den Standby-Verbrauch im ausgeschalteten Zustand (S5), der sich auf 0,19 Watt belief, damit liegt das Netzteil deutlich innerhalb der geforderten ErP Lot 6 ready Verordnung (< 1W im Standby-Betrieb). Wir können es aber gar nicht oft genug betonen: dieser spezielle Sparmechanismus greift erst dann, wenn im BIOS des jeweiligen Mainboards auch die entsprechende Funktion (ErP ready) aktiviert wurde, ansonsten ist dieses Feature ein Papiertiger und nichts als eine Marketing Luftblase.

Noch eine kleine Erklärung zur dBA Definition: Menschen hören im allgemeinen bei 1000 Hz am Besten, der dBA-Wert nimmt Bezug darauf: ein Geräusch bei 18000 Hz nimmt man entsprechend schwächer war, als eines bei 1000 Hz, und der dBA-Wert ist entsprechend darauf umgerechnet. Um vergleichen zu können, haben wir aber ab sofort die entsprechenden Sone Werte mit angegeben.

Achtung: Wir müßen an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, daß die im Review angegebenen Resultate sich ausnahmslos auf den zum Test verwendeten Aufbau beziehen !



 

Fazit und Praxiserfahrungen:

Seasonic hat sich der 300 Watt Thematik tatsächlich gestellt und das stufen wir als mutig ein, zumal viele andere Hersteller sich diesbezüglich bisher wahrlich nicht mit Ruhm bekleckerten. Der Aufwand, den Seasonic betreibt, um ein seriöses Netzteil in der 300 Watt Klasse zu offerieren ist hoch, wird aber durch erstklassige Testergebnisse belohnt. Die Spannungsregulierung glänzt ebenso wie die stoische Stabilität dieses Stromwandlers. Übertroffen wird das Ganze nur noch von der Qualität der Restwelligkeitsunterdrückung, die wir als neue Referenz einstufen. Probleme bezüglich der Verarbeitung sind uns keine aufgefallen und wir konnten für unseren Test gleich auf zwei G-360 Exemplare zurückgreifen. Das Zubehörpaket kann sich ebenso sehen lassen, wie die Effizienzwerte, wobei wir hier insbesondere im Bereich 5 bis 10 % Last etwas mehr erwartet hätten. Das Gefiepe des einen G-360 im Test lies sich interessanterweise mit dem anderen Netzteil nicht darstellen, Seasonic sollte diese Thematik trotzdem im Focus behalten, die Kunden reagieren gerade in diesem Qualitäts-Segment inzwischen sehr sensibel.
Die entscheidenden Fragen stellen sich jetzt: für wen eignet sich so Netzteil und sollte ich mein 80+ Bronze/80+ Silber Netzteil deswegen aussortieren? die zweite Frage läßt sich sehr klar und ebenso schnell beantworten: nein, solange es sich um seriöse Technik handelt. Unabhängig davon stände der Aufpreis respektive Anschaffungspreis in keinem Verhältnis zur Stromeinsparung, die so marginal ausfällt, das sie zu vernachlässigen wäre. Für den ersten Teil der Frage müssen wir etwas weiter ausholen: Mit einem 300 Watt Netzteil oder weniger ist ein halbwegs schnelles System heuer kaum seriös zu versorgen, nicht nur wegen der spartanischen Kabelbestückung, sondern vor allem weil die Leistung dafür in grenzwertige Bereiche tendiert und weil in der Regel wenig Reserven zur Verfügung stehen. Insofern ist die Entscheidung von Seasonic das untere Minimum seiner neuen G-Serie bei 360 Watt anzusiedeln absolut nachvollziehbar und völlig richtig. So groß müssen die Leistungsreserven allerdings auch nicht sein, denn unser kleiner Praxis Feldversuch lieferte ein eindeutiges Bild. Dazu komplettierten wir folgenden Rechner: Intel Core i7-2600K mit Thermalright Macho Kühler, EVGA GTX 660 TI Grafikkarte, 16GB Arbeitsspeicher, separate Creative XFI Soundkarte, Samsung 830 256GB SSD und eine schnelle 2TB Festplatte sowie zwei 140mm Gehäuselüfter von Noiseblocker. Das System mußte sich einige Stunden mit Battlefield 3 auseinander setzen und darüber hinaus eine halbe Stunde Furmark ertragen. Fazit: das Seasonic G-360 verrichtete seine Arbeit völlig unbeeindruckt und lieferte nicht den Hauch einer Schwäche. Wer allerdings noch Luft für Übertaktungen innerhalb unserer Beispielkonfiguration benötigt, sollte eher zum G-450 Netzteil greifen, das deutlich mehr Reserven vorweist. Das Problem in unserem kleinen Separat-Test ist nur, das Seasonic für das G-360 Netzteil nur einen 6-poligen PCI-E Stecker implementiert, so daß wir gezwungen waren, die Grafikkarte über Adapter zu betreiben, keine sehr glückliche Lösung. Und wenn be quiet für das Straight Power E9 400Watt Netzteil zwei entsprechende PCI-Stecker integriert, warum nicht auch Seasonic?
Leider stellt die Steckerbestückung nicht das einzige Fragezeichen in diesem Test dar, warum Seasonic auf eine so wichtige Schutzschaltung wie OCP (Schutz vor Stromspitzen) verzichtet, erschließt sich uns nicht. Natürlich ist es etwas anderes, ob über eine +12 Volt Leitung wie im Fall des G-360 Netzteil 20 Ampere oder 60 Ampere abgerufen werden können. Das ändert aber nichts an der Tatsache, das so eine Schutzschaltung wichtig ist und zur aktiven Sicherheit des Netzteil beiträgt. Vergleiche aus dem KFZ Bereich sind in der IT eiegntlich obsolet und stellenweise auch absurd, aber die Autobauer lassen den Airbag auf der Beifahrerseite ja auch nicht weg, weil der Fahrer glaubhaft versichert, dass dort nie jemand sitzt. Das alles ist um so unverständlicher, wenn man sich objektiv anschaut, welche Technik-Register Seasonic ansonsten für dieses Netzteil aufgeboten hat.
Was die Lautstärke des G-360 angeht, so könnte Seasonic das Problem sehr schnell und sehr leicht lösen, der Lüfter muß nicht mit 1700 bis 1900 U/Min ab 80% Last laufen, da würden zur adäquaten Kühlung durchaus 950 oder 1000 U/Min genügen, so warm wird das Netzteil nicht. Wir wissen natürlich das Seasonic in dieser Hinsicht eine eigene Prämisse hat und die heißt: Sicherheit geht vor. Das geht ja auch grundsätzlich in Ordnung, das Problem ist nur, der europäische insbesondere der deutsche Markt ist ein gänzlich anders orientierter als der Amerikanische. Dort stört sich kaum jemand an lauten Netzteilen, darum wird die Lautstärke in deren Testmagazinen auch fast nie gemessen. Hier schaut die Sachlage etwas anders und das muß Seasonic bei allem Verständnis ins Kalkül ziehen, sonst kauft sich der deutsche Kunde das be quiet! Straight Power E9 400Watt, auch wenn es ansonsten technisch dem Seasonic G-360 nicht Paroli bieten kann. Sei es drum, hier sollte Seasonic nachbessern, dann auch bitte gleich noch einen hochwertigeren Absicherungschip und nicht den billigen HY510N, sowie einen weiteren PCI-E Stecker, schon wäre das Seasonic G-360 dort wo es hingehört, auf dem Chefsessel der "unter-400 Watt Netzteile"...


Zur besseren Übersicht noch einmal die wichtigsten Eckdaten unseres Tests in einer kurzen Zusammenfassung:

Plus:
• sehr gute Verarbeitung
• hochwertige, robuste Lackierung
• befriedigende bis gute Lötqualität
• hervorragende Effizienz in fast allen Lastbereichen
• sehr niedrige Spannungstoleranzwerte
• exzellente Spannungsstabilität
• gute bis sehr gute Stützzeiten auf allen Spannungsschienen
• makelloser Crossload Test
• überragende Ripple and Noise Werte
• befriedigende Leistungsreserven (bis maximal 429 Watt)
• korrekt ansprechende Schutzschaltungen
• gute bis sehr gute active PFC-Werte
• sehr gute Filterungsmechanismen
• wenig Störgeräusche durch die Netzteilelektronik
• sehr effektive Kabelabschirmungen und Isolierungen
• ausreichend lange Kabelstränge
• sehr hochwertige Bauteile
• noch ausreichendes Ausstattungspaket
• gutes Preis-Leistungsverhältnis (ca. 60 €)
• kompetenter stets erreichbarer Support
• lange Garantiezeit: 5 Jahre

Minus:
• Lüfter ab 80% Last etwas zu laut
• keine OCP Schutzschaltung
• Effizienz bei 5 bis 10% Last könnte etwas höher sein
• im Crossload-Test leichte Fiepgeräusche
• Verkabelung, Steckerbestückung verbesserungsbedürftig
• Handbuch zu spärlich


 

Gesamtergebnis unseres Reviews:

 

Das Seasonic G-Series 360Watt Netzteil erhält den PC-Experience Technology Award in Silber

 

 


 

Weiterführende Links:

Seasonic

Händlernachweis

Seasonic G-Series 360 Watt bei Caseking

Wir bedanken uns bei Seasonic sehr herzlich für die Bereitstellung der Testexemplare


euer PC-Experience.de Team