Mechanische Tastaturen, Stand der Technik und weitere FAQs:

Eine mechanische Tastatur hat nur sehr wenig mit den sonst üblichen Rubber Dome oder Membran-Tastaturen gemeinsam, die wir in der Regel an unseren Rechnern einsetzen. Das fängt mit der Verarbeitungsqualität an und hört mit der sehr viel höheren Lebenserwartung auf (ca. 50 Millionen Betätigungen pro Taster), so dass sich auch nach vielen Jahren intensiven Einsatzes weder der Anschlag noch die Auslösekraft häufig benutzter Tasten ändern (Rubber Dome Tastaturen ca. 5 Millionen Betätigungen pro Taster, Scissor Tastaturen ca. 10 Millionen Betätigungen pro Taster). Dies sind auch gleich schon zwei der herausragenden Merkmale dieser Geräte, wobei sich diese Attribute natürlich auch im Preis niederschlagen, denn mechanische Tastaturen sind kaum unter 100€ zu haben, wobei die Grenze nach oben offen ist, wenn wir z.B. an die Modelle der Firma Deck oder Filco denken, um nur zwei prominente Beispiele zu nennen.
Aber werfen wir zunächst einen Blick auf die Historie dieser Tastaturen. Angefangen hat alles mit der IBM Model M, die 1984 in Produktion ging und schnell zu einem Klassiker avancierte, der bei guter Pflege auch heute noch seinen Dienst verrichten kann. Die Mechanik dieser Tastatur war die Buckling-Spring Keyboard Technology, für die heute die Firma Unicomp die Rechte besitzt. Das Prinzip ist so einfach wie wirkungsvoll, denn der Taster (im Gegensatz zu einem Schalter kehrt so ein Taster nach dem Loslassen in seine Ausgangsposition zurück) löst den Befehl des Schreibers über eine Knickfeder aus. Klingt simpel, ist es aber nicht, denn im Tastenkorpus ist eine Stahlfeder integriert, die beim Drücken der Taste zunächst komprimiert wird und nach Erreichen einer genau definierten Kompression abknickt und den elektrischen Kontakt auslöst. Dabei entsteht nicht nur das berühmte Klick-Geräusch, sondern die Taste setzt den Schreibbefehl binnen Bruchteilen von Sekunden um. Durch diesen kontinuierlich ansteigenden Druck erhält der Anwender ein deutlich spürbares Feedback bezüglich des Druckpunktes, ohne dass sich die Tastenmechanik verhaken kann, egal wie schräg man sie betätigt. Das ist ein enormer Vorteil gegenüber den Standard Tastaturen mit billigen Folien und verschleißträchtigen Gummi-Membranen (Rubber Dome), die ja meist schon nach kurzer Zeit verschleißen, Fehlfunktionen auslösen oder schlicht einfach nur haken.
Aktuelle mechanische Tastaturen verwenden aus den o.g. patentrechtlichen Gründen eine andere wenn auch sehr ähnliche Technik, die ebenfalls vorzüglichen MX-Taster-Mechanikenvon Cherry, die in vielerlei Varianten erhältlich sind. Das Portfolio erstreckt sich von MX-Black über MX-Brown, bis hin zu MX-Blue, MX-Red und MX-Clear, wobei die einzelnen Varianten sich vor allem in der jeweiligen Auslösekraft unterscheiden. Eines ist bei allen MX-Tasten gleich, der Weg, den eine Taste zurücklegt, bis ein Befehl umgesetzt wird, das sind exakt 2mm. Insgesamt können die MX-Tasten 4mm durchgedrückt werden, auch dies gilt für alle MX-Varianten. Wer mehr darüber erfahren möchte, darf sich gerne einmal die technische Dokumentation von Cherry anschauen:
MX-Dokumentation

Wie bereits erwähnt liegt einer der unbestreitbaren Vorteile der mechanischen Tastaturen im Ansprechverhalten begründet, Sebastian Vettel würde es wahrscheinlich als "hängt gut am Gas" bezeichnen. Exakt dies macht diese Keyboards für Spieler und Vielschreiber so attraktiv, denn der Kraftaufwand bleibt überschaubar und was noch viel wichtiger ist, er ändert sich auch über längere Zeiträume nicht, sprich er bleibt absolut konstant. Diese Technik besitzt aber durchaus auch eine Gewohnungsattitüde, darum wäre es besonders wichtig, so eine Tastatur vor dem Kauf live auszuprobieren, denn was die Tastatur beim Händler an Feedback liefert, entspricht genau dem, was ihr später daheim bekommt und das muss nicht zwangsläufig jedermanns Sache sein. Eine mechanische Tastatur vermittelt auch ein anderes Schreibverhalten als eine schlichte Rubber Dome Tastatur oder eine Tastatur mit den populären Scissor Tasten, die vergleichsweise sehr kurzhubig und leise werkeln.
Die in der Logitech G710+ verbauten Cherry MX-Brown Taster dürfen durchaus als Allrounder in der MX-Tasterauswahl bezeichnet werden, liefern diese Tasten doch einen sehr guten Mix für die Vielschreiber und Gamer unter uns. Die Hardcore Gamer präferieren wahrscheinlich eher eine Tastatur mit Cherry MX-Black Tasten, da diese keine taktile Rückmeldung liefern, mit anderen Worten sie liefert keine spürbare Tipp-Bestätigung oder auch hörbares Taster-Feedback, was beim Spielen eher weniger aber bei kontrierten Textarbeiten ja durchaus stören kann.
Trotzdem erfreuen sich die Tastaturen mit MX-Black Tastern sehr großer Beliebtheit, wegen einer angeblich niedrigeren Fehlerquote beim Schreiben. Eine taktile Rückmeldung erhält aber auch der Benutzer der MX-Black nicht, mit anderen Worten sie liefert genau wie die MX-Red keine spürbare Tipp-Bestätigung oder auch hörbares Taster-Feedback, was beim Spielen eher weniger, bei konzentrierten Textarbeiten aber durchaus stören kann. Im Gegensatz zu den MX-Black Tastern verfügen die MX-Red Taster darüber hinaus über einen geringeren Auslösewiderstand (MX-Black= ca. 60 Gramm, MX-Red = ca. 45 Gramm, MX Brown = ca. 45 Gramm).
Entscheidend ist aber hier wie dort der Aufbau dieser Tastaturen, eine handelsübliche Rubber Dome Tastatur besitzt eine oder auch zwei bedruckte Folien samt Gummi-Noppen, die dann in ein Kunststoffgehäuse verfrachtet werden, womit diese Bauart dann im Grunde schon finalisiert wäre. Mechanische Tastaturen sind diesbezüglich sehr viel aufwendiger konstruiert. Jeder Cherry MX Taster besitzt eine direkte Anbindung an die Haupt-Platine, die selbst das gesamte Keyboard ausfüllt. Um n-key Rollover zu ermöglichen, sind zusätzliche Dioden notwendig und zwar für jeden Taster. Wenn man sich dann vor Augen führt, das ein MX Taster im Verkauf etwa 60 bis 80 Cent kosten (je nach Stückzahl) und dies mit 105 multipliziert, wird deutlich, warum diese Tastaturen so teuer sind und warum sie bei den Herstellern eher als Prestige Objekte und nicht als margenbringende Verkaufsschlager fungieren.
Noch ein paar Worte zu n-key Rollover (NKRO), das fälschlicherweise immer wieder mit Ghosting oder Anti-Ghosting umschrieben wird. Es geht konkret darum, wie viele Tasten einer Tastatur gleichzeitig betätigt oder gedrückt werden können, ohne das Fehler ausgegeben werden. 2-Key Rollover bedeutet beispielweise, dass maximal zwei Tasten auf einmal korrekt erkannt werden können. Werden hier mehr als zwei Tasten auf einmal betätigt, kann es zum Phantom-Key-Rollover kommen, was nichts anderes bedeutet, als das ein falsches Signal an den PC übermittelt wird, respektive ein anderer Tastendruck erkannt und ausgegeben wird. Wenn wir also beispielsweise T,G und H drücken, wird stattdessen ein Semikolon geschrieben, das wird dann als Ghosting bezeichnet, denn diese Taste hat ja Harvey der weiße Hase gedrückt (falls den noch jemand kennt). Kurzum, es werden also möglicherweise Tasten als aktiv erkannt und schriftlich umgesetzt, die tatsächlich gar nicht betätigt wurden. Tastaturen können normalerweise über die USB Schnittstelle maximal 6-Key-Rollover zur Verfügung stellen (also 6 Tasten und ein Modifier wie z.B. STRG können gleichzeitig bestätigt werden). Mehr wäre über die USB Schnittstelle prinzipiell nicht möglich, weil die Schnittstellenspezifikation dies nicht zuläßt. Wer also die volle Spannbreite nutzen will oder möchte, muß die Tastatur über die PS2 Schnittstelle anschließen. Corsair hatte an dieser Stelle für seine Vengeance Tastaturen übrigens eine eigene Lösung kreiert, über eine spezielle Interface Technik wird so über USB ein 20-Key-Rollover ermöglicht, so dass ein Ausweichen auf die PS/2 Schnittstelle nicht nötig wäre. Der Trick dabei ist, dass Corsair mehrere USB Controller implementiert und somit den Rechner zwingt, mehrere USB Controller zu installieren, so dass ein 20-Key-Rollover realisiert werden kann, obwohl die Schnittstelle sie eigentlich nicht unterstützt.
Die jeweiligen Themen könnten wir jetzt noch endlos weiter vertiefen, aber zur Erklärung der wichtigsten Aspekte einer mechanischen Tastatur und seiner speziellen Obliegenheiten soll dies zunächst genügen...