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Zum Ende der Seite springen Ansichten eines DAU: Atari vs. C64
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Athena Athena ist weiblich
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Augenzwinkern Ansichten eines DAU: Atari vs. C64 Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Mitte der 80er fing alles an. Ich war 11 und mein Sorgenhorizont nicht weiter als bis zum nächsten Süßigkeitenautomaten. Wichtig war, dass der Brotbelag in der großen Pause stimmte, dass es mittags Spaghetti oder Fischstäbchen gab und genug Spielzeug zum Angeben da war. Irgendwann bekam Peter diesen Atari geschenkt. Eigentlich mochte ich Peter, doch ab diesem Moment begann ich ihn zu hassen. Denn plötzlich war nicht mehr ich der Mittelpunkt des Grundschuluniversums, sondern er. Da saß ich nun auf meinen weihnachtlich mühsam erbettelten Lego-Welten, meinem Playmobil-Reservat und meinen FisherPrice-Maschinen. Die prestigeträchtige „Kann ich heute bei Dir spielen“-Frage blieb aus. Nichts, nada – ich war sprichwörtlich abgeschrieben.

Irgendwann hatte ich das Alleinsein satt, raffte mich auf zum Gang nach Canossa und schellte an Peters Tür: „Hallo Peter, kann ich heute…“, - verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich ihn das fragen würde - … doch das „mit dir spielen“ blieb mir erspart. Irgendein Zahnspangen-Kamerad von Peter hatte die Tür geöffnet und war schnell wieder im Wohnzimmer verschwunden, ohne meine Niederlage auszukosten, hatte es wahrscheinlich gar nicht mitgekriegt.

Ich stapfte also zum Wohnzimmer, öffnete die Tür und krähte ein joviales „Hallo Jungs“ in den Raum. Keine Antwort. Acht paar Augen starrten gebannt auf einen flimmernden Fernseher. Ein Knarren und Knattern im Raum – sonst Totenstille. Nur ab und an wagte einer mal nach den Chipsletten zu greifen oder an seiner CherryCoke zu nippen. Da stand ich nun, mein ganz persönliches Golgatha vor Augen, meine Kreuzigung, das Ende. Wie sollte ich daneben noch bestehen? Der Klassenkönig war enttrohnt – von einem knatternden Atari-Dingsda.

Nach ein paar Schockminuten setzte ich mich zu den anderen Speichelleckern, bemüht um Coolness, um Contenance. Dem Gruppendümmsten nahm ich dummdreist die Cola weg und erkämpfte mir irgendwann auch noch eine eigene Packung Chips – wenigstens auf dem Gewaltsektor musste ich meinen Platz im Rudel behaupten. Fachmännisch unterzog ich die Wurzel allen Übels einer näheren Betrachtung, fragte Peter Interesse heuchelnd, was „der Kasten“ denn so kosten würde. „Ist doch bestimmt nicht billig gewesen oder? Na ja, deine Eltern können’s sich ja leisten. Schließlich ist dein Vater ja Volkshochschuldirektor…“ – das hört er gern, das macht ihm Spaß…

Nach einiger Zeit hatte ich mich bei Peter, dem elenden Blender, dann endlich soweit eingeschleimt, dass er mich auch mal spielen ließ. Ich nahm also die Steuerung in beide Hände und versuchte, diese futuristische Flakstation nach links und rechts zu bewegen, um unter Dauerbeanspruchung der Feuertaste irgendwelche pixeligen Raumschiffe abzuschiessen, die, falls tatsächlich getroffen, in noch mehr Pixels zerstoben. Nach 10 Minuten brannten mir die Augen. Ich musste aufhören – akuter Pixeloverflow.

Jeden Nachmittag war ich ab dann bei Peter und spielte mir bis 18:00 Uhr die Augen blutig. Dann gingen die Laternen an und ich musste zu meinen konventionellen Spielsachen zurück. Ein halbes Jahr lang nagte die schiere Missgunst an mir – und ich an meiner Mutter. Dann, Weihnachten 1986 kam endlich mein großer Tag. Ich hatte meine Eltern mürbe, völlig willenlos. Warum sonst hätten sie mir damals dieses Geschenk machen sollen. Für ein kleines Vermögen hatten sie mir meinen eigenen „Kasten“ unter den Baum gestellt Und nicht so ein „Kleine-Kinder-Computer“, wie Peter einen hatte. Nein – ich bekam was für Erwachsene: Einen C64, komplett mit Graustufen-Monitor und Datasette, inklusive Geos und einem Haufen Spielen.

Von dem Tag an war Peter entthront, der rechtmäßige Herr der Spielzeuge wieder in Amt und Würden. Gleich am Weihnachtsabend rief ich alle an, sie sollten doch jetzt bei mir „spielen“ kommen – außer Peter natürlich. Der brauchte bis nach Neujahr. Endlich dann, so am dritten oder vierten Januar stand er in der Eiseskälte vor der Tür: „Kann ich bei Dir spielen?“ Im Gegensatz zu ihm war ich im Augenblick des Triumphes zur Stelle. Und ich ließ ihn auch hübsch sein Sätzchen zu Ende aufsagen. Nach ein paar gespielten Bedenksekunden trat ich großzügig zur Seite und ließ ihn rein. „Geh hoch, greif Dir ein paar Chips. Cola ist im Kühlschrank.“

Ab dem Tag war die Welt wieder in Ordnung: Peter und der ganze Haufen hockten wieder täglich bei mir. In Ace of Aces stutzten wir uns gegenseitig die Flügel, legten Minen als Airborne Ranger, flogen Airwolfs und Gunships, verfluchten den Rückstoß bei Space Taxi und die Andockmanöver bei Elite. California-, World- Summer- und Wintergames waren ganz großer Sport. Vor allem für jene von uns, die bei den lästigen Bundesjugendspielen immer nur heulend mit einer Siegerurkunde nach Hause trabten.

Wir wurden Kaiser und Defender of the Crown, saßen mit Nesquik und Keksen vor Flaschbier 1-3, waren uns in Great Giana Sisters auch nicht zu schade, als toupierte Blondine im Minirock durch virtuelle Welten zu hüpfen. Wir litten an Montezumas Rache, machten Millionen in Vermeer, OHG und Oil Imperium, erpressten als Pirates Gouverneure und befreiten Inselschönheiten in der Karibik, wechselten Reifen in Pitstop, duckten uns unter japanischen Wasserbomben in Silent Service. Lernten Kartenspielen in StripPoker, nur um mal Brüste aus der Nähe zu sehen – doch groß waren leider immer nur die Pixel.

Und spät abends, also kurz nach dem Abendessen, wenn alle anderen bereits die „Western von gestern“ und Tom und Jerry schauten, rettete ich als Zak Mc Kracken wieder mal die Welt vor wild gewordenen Professoren. Kurz und gut – die Zeit war schön. Auch wenn die ganze Spielerei mich letztlich mindestens drei Dioptrien gekostet hat.

Irgendwann wollte es Peter einfach noch mal wissen und erbettelte sich einen Commodore PC 128 – Profigerät statt Brotkasten. Doch sein Triumph war nur von kurzer Dauer. Schließlich kam irgendwann noch der Amiga 500 raus. Und ratet mal, wer den als ersten hatte…
(Onlinekosten.de)

Athena

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06.10.2002 13:09 Athena ist offline Homepage von Athena Beiträge von Athena suchen Nehmen Sie Athena in Ihre Freundesliste auf
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Ja ja,machmal erkennt man sich wieder :skull1

Destroyer

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22.10.2002 10:19 Destroyers ist offline Beiträge von Destroyers suchen Nehmen Sie Destroyers in Ihre Freundesliste auf
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